Rallye-Pilot Wiegand sattelt aufs Rennrad um

Chemnitzer startet beim Velorace in Dresden

Rallye-Pilot Wiegand sattelt aufs Rennrad um
Sepp Wiegand gilt als die deutsche Rallye-Nachwuchshoffnung. © Skoda/Zimmermann

Sepp Wiegand sattelt um. Während das Rallye-Naturtalent sonst mit einem Skoda Fabia S2000 über die Schotterpisten fliegt, geht es am Sonntag beim Skoda-Velorace in Dresden etwas langsamer zu.

Von Thomas Flehmer

Asphalt statt Schotterstrecke: Rallye-Pilot Sepp Wiegand will den Skoda-Velorace in Dresden am Sonntag genießen, auch wenn er dann auf einem schmalen Rennradsattel den Stadtkurs bestreiten muss. Zwei Räder sind der neuen deutschen Rallye-Hoffnung dabei überhaupt nicht fremd.

Wiegand seit drei Jahren für Skoda unterwegs

Denn bereits mit sieben Jahren preschte der heute 23-Jährige auf zwei Rädern über die Felder. Allerdings durfte schon damals kein Motor fehlen. "Mein Großvater war Motorsportler, mein Vater Rallye-Pilot in der DDR. Da war es für mich zwangsläufig in die Wiege gelegt worden, dass ich auch diesen Weg gehen werde", sagt Wiegand der Autogazette. Neben dem frühen Einstieg in den Motocross-Bereich ließ ihn Vater Carsten auch den alten Trabant über die weiten Felder rund um Zwönitz in der Nähe von Chemnitz pilotieren und förderte so auch das Talent auf vier Rädern.

Doch Wiegand Junior fuhr von 1998 bis 2010 nur Motocross und wechselte dann durch einen Zufall die Seiten. "Wegen eines fehlenden Ersatzteils musste ich drei Rennen aussetzen. Mein Vater bot mir dann seinen Lupo GTI an und bereits die zweite Rallye in Bad Schmiedeberg konnte ich mit dem 155 PS-Fronttriebler gegen Allradautos mit 300 PS gewinnen." Der weitere Aufstieg ging genauso rasant vonstatten. 2011 gewann Wiegand den ADAC-Rallye-Junior-Cup, ein Jahr später verpflichtete Skoda den gelernten Kfz-Mechatroniker, der auch noch in seinem Beruf arbeitet.

Wiegand auf den Spuren von Röhrl und Loeb

Sepp Wiegand gilt als die deutsche Rallye-Nachwuchshoffnung
Sepp Wiegand im Einsatz in einem alten Skoda-Modell Skoda/Zimmermann

Ein Jahr später gewann Wiegand bei seiner ersten Teilnahme an der Rallye Monte Carlo die WRC2, die Klasse unter den allerbesten Profis. Dass er über kurz oder lang dort landen möchte, ist kein Geheimnis und Wiegands großes Ziel. Schon heute wird Wiegand als Nachfolger des legendären Walter Röhrl angesehen und erhielt vom Altmeister selbst schon den Ritterschlag. Man solle nicht zu lange warten, bis Wiegand mal ein Rennen im VW Polo WRC fährt, so der Regensburger.

Und der Altmeister bewegt das Beispiel von Sebastien Loeb. Der neunmalige Rallye-Weltmeister aus dem Elsass ist nach einer Saison in einer unteren Klasse gleich in die höchste Kategorie befördert worden und hat dann gleich den zweiten Platz bei der Monte belegt. Parallelen, die Wiegand, der bisher "so um die 18 Ralleys gefahren" ist und dabei meist auf dem Treppchen landete, sind sichtbar.

Wiegand will Velothon genießen

Zunächst aber möchte der Zwönitzer am Sonntag eine gute Figur abgeben. "Ich konnte zwar nicht trainieren", sagt Wiegand, "aber ich möchte den Leuten zeigen, dass Rallye-Fahrer auch Rad fahren können." Insgesamt steht für das Naturtalent im Rallye-Sport der Spaß im Vordergrund. "Ich bin sehr gern in Dresden und möchte den Velothon genießen."

Die VW-Tochter Skoda, für die Wiegand im Rallyeauto unterwegs ist, unterstützt das Velorace in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal. Bei dem Jedermann-Rennen werden rund 1400 Teilnehmer an den Start gehen. Der Start erfolgt am Terrassenufer an der Elbe, also in unmittelbarer Nähe zur barocken Innenstadt. Die rund 20 Kilometer lange Rundstrecke gilt als einer der schönsten Stadtkurse Deutschlands und führt an zahlreichen historischen und modernen Architekturwahrzeichen Dresdens entlang.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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