«Erst kommt ein Plug-in-Hybrid, dann ein Elektroauto»

Skoda-Chef Bernhard Maier

«Erst kommt ein Plug-in-Hybrid, dann ein Elektroauto»
Skoda-Chef Bernhard Maier. © Skoda

Skoda prüft mit Blick auf weiteres Wachstum den Eintritt in neue Märkte, wie Vorstandschef Bernhard Maier sagt. Daneben setzt die VW-Tochter perspektivisch auf alternative Antriebe.

Von Frank Mertens

Zwei Monate ist Bernhard Maier jetzt im Amt. Am 1. November des vergangenen Jahres hat der ehemalige Porsche-Vertriebschef seine neue Position als Vorstandsvorsitzender der VW-Tochter Skoda angetreten. Mlada Boleslav statt Zuffenhausen, Skoda statt Porsche. Die Unterschiede sind groß.

Natürlich sei Porsche die faszinierendste automobile Marke, wie Maier findet. Doch Skoda mit seiner 120-jährigen Geschichte sei nicht minder interessant. Es sei eine ausgesprochen reizvolle Aufgabe für ihn, die er da übernommen hat, sagte der 56-Jährige in der Vorwoche in Berchtesgaden. Es war für Maier der erste öffentliche Auftritt als Skoda-Chef.

Allradkompetenz ausbauen

Dass es Maier in diesen Tagen nach Bayern verschlagen hat, lag an der Skoda Winter Discovery 2016. Einem Event, bei dem die Tschechen ihre Allradkompetenz präsentierten. So gehört Skoda bei den Kombi-Modellen zu den größten Anbietern von Allradfahrzeugen in Europa. Diese Allradkompetenz will Maier mit seinem Team in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Dazu beitragen soll auch eine SUV-Offensive. So bringt Skoda Ende dieses Jahres einen siebensitzigen Geländewagen auf den Markt. Er soll die Absatzzahlen weiter beflügeln.

Maier hat von seinem Vorgänger Winfried Vahland, der sein Amt im Vorjahr aus persönlichen Gründen niederlegte, dabei eine Marke übernommen hat, die Jahr für Jahr von Bestwert zu Bestwert geeilt ist. Im Vorjahr konnte Skoda seine weltweiten Verkäufe um 1,8 Prozent auf 1,055 Millionen Fahrzeuge steigern.

Der Skoda Octavia RS 4x4 macht auf Schnee eine gute Figur.
Der Octavia RS 4x4 Skoda

Es sind also große Fußstapfen, in die Maier da tritt. Doch sie scheinen ihn nicht zu schrecken. Maier will Skoda zu weiterem profitablen Wachstum führen. Die reinen Stückzahlen spielen dabei nicht die maßgebliche Rolle. Entsprechend peile man auch nicht weiter das von seinem Vorgänger ausgegebene Ziel von 1,5 Millionen Fahrzeugen bis 2018 an. „Es war eine Zielsetzung, die unter ganz anderen Voraussetzungen getroffen wurde.“ Als diese Zahl genannt wurde, war man noch davon ausgegangen, dass der Markt in Russland signifikant wächst. Doch der russische Markt ist eingebrochen, auch der Einbruch in der Ukraine trug ebenso wenig zu weiterem Wachstum bei wie die Marktsituation China.

Dort konnte Skoda in den zurückliegenden Jahren satte Wachstumszahlen verzeichnen, doch der dortige Markt hat sich normalisiert, hohe zweistellige Wachstumsraten gehören dort (sieht man einmal von Mercedes ab) der Vergangenheit an.

China bleibt Kernmarkt

Doch China ist und bleibt für Skoda auch in Zukunft einer der Kernmärkte, auf dem die Marke weiter wachsen will. Deshalb habe man dort auch „zwei neue Fahrzeugprojekte auf den Weg gebracht“, die auch vor Ort gebaut werden. Was für Modelle es sein werden, verrät er indes nicht.

Welche Absatzziele Maier mit Skoda hat, sagt er nicht. Er bitte noch um ein wenig Geduld. Zum einen ist er noch nicht einmal 100 Tage im Amt – muss sich entsprechend in seine neue Aufgabe erst einarbeiten – zum anderen will er der Strategie 2025 nicht vorgreifen. Sie soll Mitte des Jahres verkündet werden. Man darf gespannt sein, wo Maier die Marke Mitte des nächsten Jahrzehntes sieht.

Damit das erfolgreiche Wachstum der Marke fortgesetzt werden kann, prüfe Skoda momentan auch den Markteintritt in weiteren Märkten mit Potenzial für die Marke. Welche das sind, sagt er noch nicht. Die Prüfungen dauern noch an.

Alternative Antriebe im Blick

Skoda weist mit VisionS auf das große SUV hin.
Der Skoda Vision S wird in Genf gezeigt Skoda

Daneben verfolgt Skoda mit Blick auf nachhaltige Mobilität auch alternative Antriebskonzepte. Bislang hat man seinen Kunden bis auf Erdgasmodelle nichts Entsprechendes anzubieten. Bereits in diesem Jahr werde auf dem Autosalon in Genf ein Konzeptfahrzeug von Skoda zu sehen sein, das nicht nur über einen elektrischen Antriebsstrang verfügt, sondern auch komplett vernetzt sein wird.

Für Maier ist klar, dass Skoda auch Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid und später auch rein elektrisch angetriebene Autos anbieten muss. Wann genau ein Superb mit Plug-in-Hybrid kommen wird, lässt sich Maier indes nicht entlocken. „Das wird aber auf jeden Fall noch in diesem Jahrzehnt geschehen.“ Die Strategie ist hier aber klar: Erst kommt ein Plug-in-Hybrid, dann erst ein reines E-Auto. Maier erwartet einen Markthochlauf der Elektromobilität im Deutschland Ende dieses Jahrzehnts. Bis dahin wäre es wünschenswert, wenn es für Käufer eines E-Autos entsprechende Kaufanreize geben wird. „Überall dort, wo der Kauf von Elektroautos gefördert wird, gibt es auch eine deutlich höhere Nachfrage als bei uns“, sagt Maier. Als Beispiel nennt der Manager Norwegen und Frankreich.

Maier denkt mit Blick auf notwendige Incentives aber nicht nur an die derzeit wieder diskutierte Kaufprämie in Höhe von einmalig 5000 Euro. Auch eine Sonder-Afa für gewerblich genutzte Elektroautos oder auch freies Parken in der Innenstadt oder die Nutzung von Busspuren wären wünschenswert. „Natürlich benötigen wir auch eine deutlich bessere Ladeinfrastruktur.“ Auf den Markthochlauf bei der E-Mobilität wird Skoda vorbereitet sein. „Wenn bei unseren Kunden die Nachfrage nach solchen Autos besteht, werden wir sie ihnen auch anbieten können“, sagt Maier.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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