Skoda hat auf dem Autosalon den neuen Fabia vorgestellt. Es ist das erste Modell der VW-Tochter, dass der neuen Designsprache des Showcars VisionC folgt und damit der Marke zu mehr Emotionalität verhilft. Neben den bekannten Markenwerten soll das das weitere Wachstum befördern.
Von Frank Mertens
Skoda hat einen Lauf. Die VW-Tochter befindet sich trotz der angespannten konjunkturellen Situation auf Wachstumskurs. Kein Wunder, dass Skoda-Chef Winfried Vahland sich auf dem Autosalon Paris ausgesprochen entspannt gibt. Die Absatzzahlen sprechen eine klare Sprache. Nach den ersten acht Monaten hat die Marke mit dem Pfeil weltweit 678.500 Einheiten abgesetzt, ein Plus von 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit könnte bei einem guten Verlauf der kommenden vier Monate alles darauf hinauslaufen, dass in diesem Jahr nach den 921.000 Einheiten des Vorjahres erstmals die eine Million-Marke geknackt wird - trotz der Krise auf dem wichtigen russischen Markt.
"Etablieren uns als Volumenmarke"
Doch der Weg bis zu dem von Vahland bis zum Jahr 2018 ausgegebenen 1,5 Millionen Einheiten ist kein Selbstläufer. "Wir sind dabei, uns als Volumenmarke zu etablieren. Vor diesem Hintergrund spielt das Thema Marke eine immer wichtigere Rolle", sagte Vahland. Dazu sei es wichtig, dass die Marke sich weiterentwickelt. Allein auf die typischen Markenwerte wie ein gutes Preis-Wert-Verhältnis, Praktikabilität und Pfiffigkeit zu setzen, reiche allein nicht mehr aus, konstatiert der Skoda-Chef. "Wir brauchen uns vor den Wettbewerbern nicht zu verstecken", sagte Vahland. "Opel und Ford haben uns bereits auf dem Radar." Allein in Deutschland liegt Skoda als unangefochten stärkster Importeur mit 5,8 Prozent fast schon in Sichtweite zu Ford mit 7,0 und Opel mit 7,3 Prozent.
Natürlich wird Skoda an diesen Markenwerten festhalten, aber die Emotionalität nimmt eine immer wichtigere Bedeutung ein. Was das mit Blick auf Skoda bedeutet, habe die im März auf dem Autosalon Genf gezeigte Studie VisionC gezeigt. "Damit haben wir einen Punkt gesetzt." Zwar wird dieses Auto nie gebaut, doch es gibt den Weg für das Aussehen aller kommenden Modelle vor.
Den ersten Aufschlag macht nun der neue Skoda Fabia, der als erstes Modell die Designsprache des VisionC aufgreift. Als nächstes Auto wird man diese neue Designsprache am neuen Superb sehen, der im kommenden Jahr vorgestellt wird.
Punkten in Südeuropa
Mit dem neuen Fabia, der für einen Preis von 11.790 Euro in Deutschland angeboten wird, werde man insbesondere in Südeuropa punkten können, beispielsweise in Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien, sagte Vertriebsvorstand Werner Eichhorn. Aus Vertriebssicht sei das neue, deutlich modernere Aussehen des Fabia enorm wichtig, fügt Eichhorn hinzu.
Doch das bezieht sich nicht nur auf das Blechkleid, sondern auch auf den Innenraum, der Entwicklungsvorstand Frank Welsch besonders gefällt. Hier wirkt alles deutlich wertiger als beim Vorgänger, von dessen zweiter Generation sich bisher 3,5 Millionen Einheiten verkauft haben. Welsch will hier zwar nicht von einem Quantensprung reden - das geht ihm dann doch zu weit - aber mit dem Vorgänger hat der neue Fabia wenig gemein. "Es ist ein komplett neues Auto."
Vernetzung mit Smartphone möglich
Der Fabia ist zugleich auch das erste Modell der Tschechen, das auf die Vernetzung von Smartphone und Auto setzt. Dafür sorgt das System Mirror-Link, über das man sich beispielsweise auf seinem Handy Fahrdaten abrufen kann oder per Streaming auch Musik hören kann. "Dieses Feature sorgt in Kombination mit dem neuen Design dafür, dass wir auch jüngere Kunden erreichen werden", glaubt Welsch.
Skoda setzt dabei nicht nur auf Optik, sondern auch auf das technische Know How, das einem der Modulare Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns bietet. So kommen unter anderem auch moderne und effiziente Dreizylindermotoren im neuen Fabia zum Einsatz. Der Effizienzchampion ist dabei der 75 PS starke 1.4 TDI GreenLine mit einem Verbrauch von gerade einmal 3,1 Litern (CO-Ausstoß 82 g/km). Er kommt indes erst 2015 auf den Markt. Auch die beiden Diesel liegen mit CO2-Werten von 88 und 84 g/km bereits heute unter dem von der EU für das Jahr 2021 Grenzwert von 95 g/km. Beim Gewicht hat der Fabia übrigens um 65 Kilogramm abgespeckt; er wiegt nun unter einer Tonne.
Erdgas für Erreichung der CO2-Grenzwerte wichtig
Dennoch bleibt es anspruchsvoll, dieses Ziel zu erreichen, wie Vahland betont. Dazu setzt die VW-Tochter auch auf alternative Antriebe wie Erdgas: Mit dem Citigo und dem Octavia hat man bereits zwei solcher Modelle im Angebot. Erdgas, so sagt der Skoda-Chef, spiele für die Marke und die Erreichung der strengen CO2-Vorgaben eine wichtige Rolle. Beim Citigo macht das derzeit zwar nur rund fünf Prozent an den Verkäufen aus, aber es komme auch immer darauf an, wie die einzelnen Länder das Thema Erdgas angehen. In Tschechien beispielsweise erlebe man gerade einen deutlichen Ausbau des Tankstellennetzes.
Und wie schaut es mit Plug-in-Hybriden aus? Ja, so etwas sei natürlich beispielsweise beim Superb, dem Flaggschiff der Marke, vorstellbar. Aber einen Markt sieht Vahland dafür für Skoda derzeit nicht. "Wenn es dafür vielleicht später eine Nachfrage geben sollte, dann werden wir so etwas bringen." Momentan sei die Plug-in-Technologie eher etwas für die Premiumkollegen.
Skoda lassen Mitbewerber kalt
Anders sieht es bei Fahrassistenzsystemen aus, die beispielsweise im Octavia mit einem Abstandswarner und einem Notbremsassistenten zum Einsatz kommen. Geplant hatte man beim Octavia mit einer Einbaurate von fünf Prozent, doch diese Erwartungen seien deutlich übertroffen worden. Auch im neuen Fabia kommt beispielsweise ein Notbremsassistent zum Einsatz.
Dass im Kleinwagensegment gerade die Wettbewerber neue Modelle wie den Opel Corsa oder einem Hyundai i20 auf den Markt bringen, nimmt man bei Skoda gelassen. Man wisse, was man seinen Kunden anzubieten haben. Entsprechend sehe man dem ersten Vergleichstest sehr gelassen entgegen, heißt es bei den Tschechen.