Nun ist es auch bei Skoda soweit: die VW-Tochter bringt mit den Enyaq iV ihr erstes auf dem Modularen Elektrifizierungs-Baukasten (MEB) basierende E-Auto auf den Markt.
Der Mann, der den Enyaq iV auf den Weg gebracht hat, war an diesem Dienstagabend bei der Weltpremiere in der O2-Arena in Prag allerdings nicht mehr dabei: Bernhard Maier, der ehemalige Skoda-Chef. Sein Vertrag wurde nach fünf Jahren nicht mehr verlängert, obwohl er die tschechische Marke erfolgreich am Markt positioniert hat. Offensichtlich zu erfolgreich, denn mit seiner Ausrichtung rückte Maier zu nah an die Kernmarke VW heran. Der Skoda Superb wird längst als der bessere Passat angesehen. So etwas hört man in Wolfsburg nicht zu gern. Aufgrund ihrer ausgewiesenen Expertise wurden die Tschechen dann aber mit der Entwicklung der nächsten Generation des Passat betraut.
„Es nutzt uns nichts, wenn sich Skoda zu einer dritten Premiummarke im Konzern entwickeln würde“, hatte VW-Chef Herbert Diess in einem Interview gesagt. Bereits vor der Personalie Maier hatte es im Konzern eine Vielzahl von Personalwechseln in Spitzenpositionen gegeben. Mit Blick auf die Marke aus Mlada Boleslav wünsche er sich mehr Aggressivität im Wettbewerb mit Importeuren aus Korea und Frankreich, hatte Diess gesagt.
Enyaq iV mit Heck- und Allradantrieb erhältlich
Dafür soll nun Thomas Schäfer sorgen, der neue Vorstandsvorsitzende von Skoda, der bislang das Geschäft von VW in Südafrika verantwortet hat. An diesem Dienstagabend war es an ihm, den Enyaq iV zu präsentieren. Mit diesem Elektro-SUV beginne für Skoda eine «neue Zeitrechnung », ließ Schäfer wissen. Wohin dieser Weg die Marke führen wird, wird spannend zu beobachten sein. Oft wurde darüber gesprochen, das Skoda zu einer «Billigmarke» im Konzern werden solle. Soviel Verwässerung der Markenindentität wird es aber nicht geben, aber Skoda dürfte näher an Hyundai oder Peugeot heranrücken. Anders dürften die Aussagen von Diess nicht zu verstehen sein.
Darauf angesprochen, wie er die Marke zu positionieren gedenke und was er unter mehr Aggressivität verstehe, sagte Schäfer : «Es geht nicht darum, Skoda nach unten zu positionieren.» Vielmehr gehe es darum, die Marke auch in Märkten zu positionieren, wo man bislang nicht vertreten sei, beispielsweise in östlichen Regionen, so der Skoda-Chef. Es könne also nicht davon die Rede sein, die Marke zu einer «Billgmarke» zu machen.
Drei Batteriegrößen, fünf Leistungsstufen
Doch zunächst einmal geht die neue Zeitrechnung mit der E-Mobilität weiter, nachdem Skoda mit dem Kleinstwagen Citigo iV bisher nur ein reines E-Auto im Angebot hat. Mit dem Enyaq mache man «E-Mobilität Simply Clever – mit hohen Reichweiten, kurzen Ladezeiten, einfacher Bedienung und erreichbaren Preisen», betonte Schäfer. Mit Blick auf die Reichweiten des neuen Elektro-SUVs der Marke bedeutet das nicht weniger, dass der Enyaq bis zu 510 Kilometer (WLTP) rein elektrisch fährt. Insgesamt wird das neue E-Modell mit drei Akkugrößen (55 kWh, 62 kWh, 82 kWh) und fünf Leistungsstufen (148 PS, 180 PS, 204 PS, 265 PS und 306 PS) angeboten. Die Kunden können dabei zwischen Heckantrieb oder Allrad wählen.
Bestellt werden kann der Enyaq in Deutschland in Kürze zunächst mit den Batteriegrößen 62 kWh und 82 kWh. Der Enyaq iV 60 (62 kWh) kommt dabei auf eine Leistung von 180 PS und eine maximale Reichweite von 390 Kilometern (WLTP). Der 204 PS starke Enyaq iV 80 steht mit 43.950 Euro in der Preisliste und erreicht mit seiner 82-kWh-Batterie eine Reichweite von bis zu 510 Kilometer. Das Einstiegsmodell, der Enyaq iV 50 (er kommt später im Jahr 2021) kostet 33.800 Euro.
Skoda bietet auch eine sportliche RS-Version
So motorisiert kommt der Enyak 80 iV auf ein maximales Drehmoment von 310 Nm. Den Sprint von 0 auf 100 km/h legt er in 8,5 Sekunden zurück. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h erreicht. Deutschland-Vertriebschef Stefan N. Quary erwartet, dass sich die meisten Kunden genau für dieses Modell entscheiden werden.
Daneben wird Skoda aber auch bei seinem ersten E-Modell auf MEB-Basis Wert auf Sportlichkeit legen.– und legt dafür ein RS-Modell auf. «Sportlichkeit liegt in der DNA der Marke», sagt Entwicklungschef Christian Strube. Die RS-Variante kommt auf eine Leistung von satten 306 PS (Reichweite 460 Kilometer). Das maximale Drehmoment liegt bei 460 Nm, der Topspeed bei 180 km/h. Der deutsche Vertriebschef erwartet, dass wie bei den Verbrennern auf diese Variante über 20 Prozent der Verkäufe entfallen.
Der Enyaq iV wartet mit seiner Länge von 4,65 Metern mit guten Platzverhältnissen auf. Sie liegen auf dem Niveau des Kodiaq. Damit können im Fond zwei Erwachsene ausgesprochen bequem Platz nehmen. Mit Blick auf die Ausstattungsvarianten geht Skoda beim Enyaq neue Wege. Statt auf klassische Ausstattungsvarianten zu setzen, gibt es nun so genannte Design Sélections. Den Kunden stehen zehn Themenbereiche zur Verfügung, wobei auf die Verwendung nachhaltig produzierter Materialien Wert gelegt wurde. Optional wartet der Skoda übrigens optional mit eine Kristall-Optik am Kühlergrill auf. «Gerade bei Dunkelheit ist da sein Hingucker», sagt Strube.
Bau in Mlada Boleslav
Gebaut wird der Skoda Enyaq übrigens am Hauptsitz in Mlada Boleslav – und das auf der gleichen Linie mit dem Octavia. «Unser Stammwerk ist damit die einzige Produktionsstätte für MEB-Fahrzeuge in Europa außerhalb Deutschlands. Das ist eine tolle Auszeichnung für die Kompetenz von Skoda», so Schäfer. Der VW ID.3 wird derzeit nur im sächsischen Zwickau gefertigt.
Bestellt werden kann der Enyaq in ausgewählten Ländern ab sofort in einer so genannten «Founders Edition» mit beleuchtetem Kühlergrill und 21-Zoll-Leichtmetallrädern. Die ersten Auslieferungen in Deutschland sollen im Frühjahr 2021 erfolgen. Dabei ist der Enyaq als Volumenmodell konzipiert. Schäfer spricht von einer jährlichen Produktion von 70.000 bis 80.000 Einheiten. Schäfer selbst spricht mit Blick auf den Enyaq von einem Meilenstein für die Marke.