«Skoda hat in schwierigem Jahr Stärke bewiesen»

Skoda-Vertriebsvorstand Werner Eichhorn

«Skoda hat in schwierigem Jahr Stärke bewiesen»
Werner Eichhorn ist Vertriebsvorstand bei Skoda. © Skoda

Skoda befindet sich auf Wachstumskurs. Im Interview mit der Autogazette spricht Vertriebsvorstand Werner Eichhorn über Absatzziele, umweltfreundliche Antriebe und den Boommarkt China.

Der Autobauer Skoda setzt auf Wachstum in China und wird deshalb sein Händlernetz vergrößern. «Eine Vergrößerung des Händlernetzes ist zwingend, wenn wir dem starken Wachstum standhalten wollen. In den kommenden 18 Monaten wollen wir unser Händlernetz deutlich auf über 400 Händlerbetriebe ausbauen», sagte Skoda-Vertriebsvorstand Werner Eichhorn im Interview mit der Autogazette. Derzeit arbeitet Skoda mit 300 Handelspartnern zusammen.

Gesamtmarkt von 18 Millionen in China erwartet

Eichhorn erwartet in diesem Jahr in China einen Gesamtmarkt von 18 Millionen Fahrzeugen. An diesem Wachstum wolle die VW-Tochter teilhaben. So wird Skoda seine Modellpalette für den chinesischen Markt in den nächsten Monaten verdoppeln. «Im April bringen wir den Rapid Spaceback, kurz danach den neuen Octavia.» Im Vorjahr hatte der Hersteller bereits den Yeti in China eingeführt. Zu konkreten Absatzerwartungen in China wollte sich Eichhorn nicht äußern. «Doch wir wollen deutlich über dem Wert des Vorjahres liegen, soviel ist klar.» 2013 hatte Skoda in China über 227.000 Autos verkauft.

«Auch wir konnten uns Absatzkrise nicht entziehen»

Der Skoda VisionC dpa

Autogazette: Herr Eichhorn, im Vorjahr musste Skoda eine neue Erfahrung machen: statt ein Wachstumsplus zu vermelden, gingen die Absatzzahlen um zwei Prozent auf 921.000 Fahrzeugen zurück. Lag die Delle nur am Produktionsanlauf des Octavia?

Werner Eichhorn: Das war ein wichtiger Grund. Natürlich konnten auch wir uns der Absatzkrise in Europa nicht entziehen. Der europäische Markt war so schlecht wie in den zurückliegenden 25 Jahren nicht. Für uns ausschlaggebend war aber die Rekordzahl von Modellwechseln, allen voran der Skoda Octavia, mit entsprechenden Produktionsanläufen. Es dauert einige Zeit, bis die entsprechenden Kapazitäten wieder voll zur Verfügung stehen. In China beispielsweise läuft der neue Octavia erst in diesem Jahr an.

Autogazette: Der Rückgang müsste somit auf die erste Jahreshälfte zurückgehen...

Eichhorn: Richtig. Das Wachstum hat sich nach den Produktionsanläufen in der zweiten Jahreshälfte eingestellt. Wir lagen im zweiten Halbjahr erwartungsgemäß wieder über den Werten des zweiten Halbjahrs 2012. Und wir haben gute Auftragsbestände mit ins neue Jahr genommen. Skoda hat also in einem schwierigen Jahr Stärke bewiesen. In Europa konnten wir 2013 sogar mit einem Rekordmarktanteil abschließen.

Autogazette: Wie optimistisch blicken Sie nach dem guten Jahresstart mit einem Absatzplus in beiden Monaten auf das Gesamtjahr 2014?

Eichhorn: Die Marktlage bleibt auch 2014 herausfordernd. Dazu kommen politische Krisen. Dennoch, mit unserer aktuellen Modellpalette bleiben wir für 2014 optimistisch. Die Auftragseingänge liegen derzeit über unseren Erwartungen.

«Solche Krisen haben Auswirkungen auf die Wirtschaft»

Der Skoda Citigo Skoda

Autogazette: Welche Auswirkungen wird die Krise in der Ukraine für Sie als Hersteller haben?

Eichhorn: Solche Krisen haben auch immer Auswirkungen auf die Wirtschaft, doch eine Einschätzung mit Blick auf unsere Absatzsituation vermag ich nicht zu geben. Grundsätzlich stelle ich aber fest, dass es auch eine leichte Erholung in Europa gibt, auch in Deutschland müsste ein Gesamtmarkt von über drei Millionen erreicht werden. Die Talsohle ist durchschritten.

Autogazette: Trotz aller Unwägbarkeiten der Märkte hat Skoda immer gesagt, dass das Ziel von 1,5 Millionen Fahrzeugen bis zum Jahr 2018 steht. Steht es weiterhin?

Eichhorn: Natürlich, dieses Ziel steht weiterhin. Bis 2018 wollen wir weltweit mindestens 1,5 Millionen Autos absetzen. Und es bleibt unser Ziel, nachhaltig und qualitativ zu wachsen. Wir generieren keinen vordergründigen Absatz.

Autogazette: Wie gut sind Sie in China mit Blick auf Ihr Vertriebsnetz aufgestellt? Oder hängt man noch stark an der Brust der Mutter?

Eichhorn: Wir haben derzeit über 300 Handelspartner und werden in China weiter wachsen. Das tun wir gemeinsam mit unseren Joint-Venture-Partner SVW. Im Vertriebsnetz nutzen wir natürlich auch etablierte Volkswagen-Partner, die für uns in exklusiven Betrieben die Marke Skoda vertreiben.

«Vergrößerung des Händlernetzes ist zwingend»

Der Skoda Yeti verzichtet auf Lifestyle-Gedöns
Skoda führte letztes Jahr den Yeti in China ein Skoda

Autogazette: Planen Sie, das Händlernetz zu vergrößern?

Eichhorn: Eine Vergrößerung des Händlernetzes ist zwingend, wenn wir dem starken Wachstum standhalten wollen. In den kommenden 18 Monaten wollen wir unser Händlernetz deutlich auf über 400 Händlerbetriebe ausbauen.

Autogazette: Wie viele Autos wurden im Vorjahr in China abgesetzt?

Eichhorn: Wir haben über 227.000 Fahrzeuge verkauft. Auch in China erklärt sich der leichte Rückgang von drei Prozent mit dem Modellwechsel. Der neue Octavia läuft in einem neuen Werk an und wird seine China-Premiere demnächst auf der Beijing Autoshow feiern.

Autogazette: Im Januar konnten Sie 27.500 Einheiten in China absetzen und damit ein Plus von über 27 Prozent erzielen, im Februar gab es indes ein Minus von 19,6 Prozent. Wo will man in diesem Jahr landen?

Eichhorn: Auch hier gilt: wir geben keine Prognose ab. Doch wir wollen deutlich über dem Wert des Vorjahres liegen, soviel ist klar.

Autogazette: Inwieweit besorgt sind Sie mit Blick auf die dortigen Zulassungsbeschränkungen? Wird das den Absatz beeinflussen?

Eichhorn: Diesen Umstand haben wir in unseren Planungen einkalkuliert. Diese Maßnahmen sind auch verständlich, um nicht zu einem Verkehrschaos zu kommen. Wir erwarten in diesem Jahr in China einen Gesamtmarkt von 18 Millionen Fahrzeugen. Da ist also immer noch ein hohes Wachstum und Skoda wird in den nächsten Monaten seine Produktpalette für den chinesischen Markt verdoppelt haben. Im April bringen wir den Rapid Spaceback, kurz danach den neuen Octavia. Im Vorjahr hatten wir bereits den neuen Yeti dort eingeführt. Entsprechend wollen wir am Marktwachstum teilhaben.

«Der neue Octavia wird hervorragend angenommen»

Der neue Skoda Octavia RS
Der Skoda Octavia RS erfreut sich starker Nachfrage Skoda

Autogazette: Wenn Sie an dem Ziel für 2018 festhalten, dann müssten Sie in diesem Jahr die Marke von einer Million Fahrzeuge knacken, oder?

Eichhorn: Wir hatten einen guten Start ins neue Jahr und haben auch einen guten Februar hingelegt. Doch Absatzzahlen für das Gesamtjahr nennen wir nicht – wir sind mit Blick auf unsere Ziele im grünen Bereich. Wir haben den Rapid gut in den Märkten eingeführt, das Facelift des Superb und des Yeti ist erfolgreich und wir haben den Rapid Spaceback neu herausgebracht, ein für uns wichtiges Auto. Und das Herz der Marke, der neue der Octavia, wird hervorragend angenommen.

Autogazette: Sie sind jetzt weltweit auf über 100 Märkten vertreten...

Eichhorn: ...es sind genau 103...

Autogazette: ...doch der Markt, der noch fehlt, sind die USA. Kann es sich ein Hersteller perspektivisch mit Wachstumszielen wie Skoda erlauben, auf einem Markt wie den USA nicht vertreten zu sein?

Eichhorn: Die Absatzziele werden wir in den bestehenden Märkten erreichen. Uns entgeht das Wachstum in den USA natürlich nicht. Doch wir konzentrieren uns auf Europa und Russland, auf Indien und China. In diesen Gebieten haben wir in den kommenden Jahren ausreichend zu tun.

«Habe Respekt vor dieser Leistung»

Autogazette: In Deutschland konnte Skoda im Februar gerade mit 12.590 Einheiten ein Plus von 22 Prozent schreiben und kommt auf einen Marktanteil von sechs Prozent. Was erwarten Sie 2014 vom deutschen Markt?

Eichhorn: Ich freue mich sehr über diese Entwicklung. Die Stimmung bei den Händlern ist sehr gut. In ihren Schauräumen steht die modernste und größte Modellpalette Skodas aller Zeiten. Und die Fachpresse berichtet über unsere Modelle sehr positiv. Auf dieser Basis gibt der deutsche Markt jetzt Vollgas. Ich habe Respekt vor dieser Leistung.

Autogazette: Auf dem Autosalon Genf hat Skoda den VisionC präsentiert. Wie wichtig ist ein emotionales Design für Sie als Vertriebschef?

Eichhorn: Die Designstudie VisionC ist ein wichtiges Zeichen für Skoda. Wir haben uns mit den guten Skoda-Werten ein sehr solides Image in Europa, vor allem in Deutschland aufgebaut. Es ist an der Zeit, die Leidenschaft der Marke auch im Design stärker zu zeigen. Wir spüren den unmittelbaren Zuspruch der Kunden. Der Rapid Spaceback ist bereits ein emotionaleres Fahrzeugkonzept und bietet zusätzliche Stylepakete. Das funktioniert hervorragend. Der Octavia ist bereits für uns ein Designsprung. Wir stellen fest, dass der Modellmix höherwertig wird. Der RS-Anteil entwickelt sich beispielsweise auf teilweise bis zu 20 Prozent.

Autogazette: Die Nachfrage nach dem Octavia ist hoch. Stoßen Sie hier an Ihre Kapazitätsgrenzen?

Eichhorn: Noch nicht, da wir eine sehr flexible Produktion haben. Aber es stimmt. Die Nachfrage nach dem Octavia ist sehr hoch, sodass wir die Kapazität nach oben gefahren haben und Sonderschichten fahren. Beim Octavia RS hatten ursprünglich mit 400 bis 500 Octavia RS in der Woche geplant, nun sind es teils 700 Einheiten und mehr.

«Wir brauchen umweltfreundliche Autos»

Der Skoda Octavia G-Tec kann sowohl mit Erdgas als auch Benzin betankt werden.
Der Skoda Octavia mit Erdgas-Antrieb Skoda

Autogazette: Auf dem Autosalon Genf zeigt Skoda auch einen Octavia GreenLine, der gerade einmal 3,2 Liter verbraucht. Welche Rolle spielt das Thema Ökologie für den Verkauf?

Eichhorn: Individuelle Mobilität muss verantwortungsvoll erfolgen. Das ist für unsere Kunden und uns als Unternehmen wichtig. Dieser Bedeutung werden wir auch mit unserem Modellangebot gerecht. Im Einstiegsbereich unserer Palette haben wir zum Beispiel den Citigo mit Erdgasantrieb, im Segment der oberen Kompaktklasse den Octavia Greenline mit 85 g/km, um nur einige zu nennen. Zugleich präsentieren wir in Genf auch den Octavia G-TEC mit Erdgasantrieb. Der Bedarf nach diesen Fahrzeugen ist da. Unser Ziel ist es, für unsere Kunden mit konventioneller Technik Top Umweltwerte zu bezahlbaren Preisen zu erzielen.

Autogazette: Wie sind Sie mit der Akzeptanz der Erdgasmodelle zufrieden? Gerade einmal sechs Prozent aller verkauften Citigo werden mit CNG verkauft.

Eichhorn: Ein CO2-Ausstoß von 79 Gramm pro Kilometer ist ein Statement. Aber in diesem Bereich der Kleinstwagen ist die Preisbereitschaft eher gering. Kunden, die sich für einen Citigo CNG entschieden haben, sind damit höchstzufrieden. Wir müssen auch bedenken, dass die Infrastruktur an Tankstellen europaweit noch nicht ausreichend zur Verfügung steht.

Autogazette: In Deutschland wurden im Vorjahr gerade einmal 7830 Erdgasfahrzeuge neu zugelassen. Ernüchtert Sie eine solche Zahl?

Eichhorn: Nein, wir erwarten einen klaren Anstieg. Wir brauchen umweltfreundliche Fahrzeuge, nicht zuletzt auch um die EU CO2-Ziele für 2020 zu erreichen. Im Durchschnitt müssen wir bis dann auf einen Wert von 95 g/km CO2 kommen. Der Bedarf für entsprechende Fahrzeuge ist vorhanden, insbesondere bei größeren Firmen, die sich ihre Flotten auch nach dem CO2-Ausstoß zusammenstellen. Für uns als grüne Marke ist das Thema Erdgas eine Kernkompetenz.

Das Interview mit Werner Eichhorn führte Frank Mertens

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