Skoda Atero: Rollende Tschechen-Disko

Lehrlinge entwickeln rassiges Coupé

Skoda Atero: Rollende Tschechen-Disko
Der Skoda Atero hat Lufteinlässe und LED-Leuchten auf der Motorhaube © Hercik/Skoda

Dass eine Ausbildung alles andere als langweilig ist, können die Lehrlinge von Skoda bestätigen. 24 von ihnen haben in 1700 Arbeitsstunden auf Basis des Rapid Spaceback ein eigenes Auto konzipiert. Der Atero geht zwar nie in die Serienfertigung, aber die Fingerübung der Azubis kann sich sehen lassen.

Von Frank Mertens

Daniel Voce und Jakub Slehofer stehen sichtlich stolz neben dem Skoda Atero. Atero? Kennen Sie nicht? Können Sie auch nicht. Dieses Auto ist ein Unikat - und wird nie in die Serienfertigung gehen. Es ist ein Auto, das Auszubildende des tschechischen Autobauers entwickelt und mit viel Handarbeit gebaut haben. Insgesamt 1700 Stunden haben die Lehrlinge der VW-Tochter investiert, um quasi ihr Meisterstück auf die Räder zu stellen.

Der Atero ist nicht das erste Azubi-Car, das bei Skoda gebaut wurde, sondern nach dem CitiJet auf Basis des Kleinstwagens Citigo und dem Funstar auf Basis des Kleinwagens Fabia ist der Atero bereits das dritte Modell der Lehrlinge aus Mlada Boleslav.

Atero basiert auf Rapid Spaceback

"Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man in seiner Ausbildung die Gelegenheit hat, selbst ein Auto zu entwickeln und zu bauen", sagt der 18-jährige Jakub Slehofer, der bei Skoda eine Lehre als Mechaniker absolviert. Insgesamt 24 Personen (darunter vier Mädchen) haben seit Ende 2015 an dem Atero gearbeitet, sich Gedanken gemacht, was man aus der Basis des Skoda Rapid Spaceback alles machen kann.

Was die Auszubildenden, die allesamt von Skoda eine Übernahmegarantie haben, entwickelt haben, lässt sich sehen. Aus dem schwarz-rot-lackierten Rapid ist ein rassiges Coupé geworden. Damit die Proportionen stimmen und das Auto am Ende so ausschaut, wie sich die Azubis das vorgestellt haben, wurde die B-Säule um zehn Zentimeter nach hinten versetzt. "Das hatte zur Folge, dass wir auch die Türen neu konzipieren mussten", berichtet Jakub. Die Seitenscheiben des Atero lassen sich dabei nicht öffnen, bestehen wie das langgezogene Glasdach über den hinteren beiden Sitzen aus Plexiglas. Dieses Auto soll halt auch nicht im Alltag auf öffentlichen Straßen bewegt werden - es ist ein Showcar, allerdings ein fahrbereites.

LED-Leuchten unter den Hutzen

Skoda Atero
Auch unter dem Boden des Atero sind LED-Leuchten Hercik/Skoda

Unter der Motorhaube mit seinen Hutzen (unter der sich rote LED-Leuchten verbergen) befindet sich ein 1.4 TSI-Motor mit 125 PS. Er sorgt dafür, dass man im Atero ausgesprochen flott über eine abgesperrte Strecke vor den Toren Prags fahren kann - und das begleitet von einem satten Motorensound. Nein, sagt Jakub, einen Soundgenerator haben wir nicht verbaut. Das ist der pure Klang aus der Auspuffanlage.

Ohnehin spielt der Sound bei diesem Auto eine wichtige Rolle, eine sehr wichtige sogar. Denn die Azubis haben eine 1400 Watt starke Soundanlage mit 14 Lautsprechern verbaut. So wird der Atero zu einer fahrenden Disco. Die Anlage mit dem Subwoofer im Kofferraumboden ermöglicht damit zwar so gut wie keine Zuladung mehr - aber cool sein ist wichtiger. "Ja klar war uns dieser Sound wichtig", sagt Daniel. "Er macht das Auto noch cooler." Dreht man den Lautstärkeregler nur ein wenig auf, dann merkt man schnell, was Daniel, der als Logistiker ausgebildet wird, mit coolem Sound meint. Die Bässe lassen den Atero so richtig vibrieren. Der Atero kommt einem so wie eine fahrende Disko inklusive Lichtshow vor. Denn neben den LED-Leuchten in den Lufteinlässen auf der Motorhaube gibt es auch welche unter dem Fahrzeugboden.

Gefeiert haben die Auszubildenden ihr gemeinsam entwickelt und gebautes Auto bisher nicht, aber das wird noch nachgeholt, sagt Jakub, der berichtet, dass sich durch die Arbeit an diesem spannenden Projekt auch Freundschaften entstanden sind. „Die meisten von uns kannten sich im Vorfeld des Projekts noch nicht.“ Dass Skoda seine Azubis jetzt bereits zum dritten Mal ein Fahrzeug bauen lassen, soll deren Motivation dienen und zeigen, welche handwerkliche Kompetenz sie in ihrer drei- bis vierjährigen Ausbildung erworben haben. Skoda bildet derzeit 900 junge Menschen in 14 Berufen aus. Ihnen wird nach der Ausbildung nicht nur eine Übernahmegarantie gegeben, sondern sie haben die Möglichkeit ein Studium anzuschließen.

Wie wichtig Skoda die Ausbildung seiner Azubis nimmt, zeigt auch, dass Skoda-Chef Bernhard Maier, selbst gelernter Kfz-Mechaniker, als auch Produktionsvorstand Michael Oeljeklaus sich das Azubi-Car von den Auszubilden haben präsentieren lassen. „Es ist schon toll, wenn sich selbst die obersten Chef dafür interessieren“, sagt Jakub.

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