Skodas Weg zur Unfallfreiheit

Einsatz von Fahrassistenzsystemen

Skodas Weg zur Unfallfreiheit
Robert Pěnička zeigt auf den Radar beim Skoda Superb. © Skoda

Skoda ist mehr als „Simply Clever“. Die Tschechen setzen verstärkt aufs Thema Sicherheit und moderne Fahrassistenzsysteme. So wird es auch im SUV Kodiaq neue Technologien geben. Am Ende aller Bemühungen steht das autonomen Fahren und die Vision Zero.

Von Frank Mertens

Stopp-and-Go-Verkehr in der Stadt. Sie sind abgelenkt, ein kurzer Blick zum Beifahrer reicht, schon hat es gekracht. Ein typischer Auffahrunfall, der täglich Hunderte Mal geschieht. Mit einer City-Notbremsfunktion wäre das wohl nicht passiert. Das System hätte Sie gewarnt und im Idealfall eine Notbremsung hingelegt. Moderne Fahrassistenzsysteme machen das Autofahren sicherer und retten Leben. Allein durch ESP werden pro Jahr 1000 Menschenleben in Deutschland gerettet.

Auf Deutschlands Straßen kamen im vergangenen Jahr nach Daten des Statistischen Bundesamtes 3475 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das ist im Vergleich zum Jahr 2014 ein Anstieg von 2,9 Prozent. Daneben gab es 2015 70.000 Menschen, die bei Unfällen schwer verletzt wurden.

Vision Zero bis 2025

Dass diese Zahlen sinken, möglichst auf null, haben sich die Autobauer zum Ziel gesetzt. Unternehmen wie beispielsweise Volvo oder auch Skoda haben sich die Vision Zero als Ziel gesetzt. Die Schweden wollen dieses Ziel möglichst bereits 2020 erreichen, bei Skoda soll es spätestens 2025 der Fall sein, wie Robert Pěnička im Gespräch mit der Autogazette sagte. Pěnička koordiniert bei der tschechischen VW-Tochter in Mlada Boleslav die Entwicklung der Fahrassistenzsysteme und der Airbag-Elektronik.

Der Weg zur Unfallfreiheit führt für Pěnička über den Einsatz von Fahrassistenzsystemen. Sie können dazu beitragen, die Zahl der Unfälle drastisch zu reduzieren, perspektivisch mit Blick auf das autonome Fahren sogar vermeiden.



Dabei sieht Pěnička den Frontradassistenten als besonders wichtig an. Das würden auch die Ergebnisse des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) beweisen. Danach würden durch den Frontradarassistenten mit City-Notbremsfunktion bereits heute 43 Prozent aller Pkw-Unfälle verhindert.

Unfälle werden gesenkt

Untersuchungen von EuroNCAP bestätigen diese Ergebnisse, hier nennt man eine Zahl von 38 Prozent. Bei Autos mit Notbremsassistenten „sinkt das Risiko um weit mehr als ein Drittel, dass Sie oder ein Dritter zu Schaden kommt“, so Pěnička. Wie sinnvoll ein Notbremsassistent ist, zeigt auch die aktuelle Studie vom Sicherheitsinstitut der amerikanischen Versicherer (IIHS). Es hat Untersuchungen zum City-Safety-System des Volvo XC60 auf Basis von Unfallberichten der US-Polizei vorgelegt. Demnach senkt der Assistent die Wahrscheinlichkeit, einen Auffahrunfall zu verursachen, um 41 Prozent.

Die Studien, die es zu dieser Technologie gibt, sprechen allesamt also die gleiche Sprache: Das System macht das Autofahren sicherer. Und dass das nicht nur in der Mittel- und Oberklasse, sondern auch bei den Kleinstwagen. Skoda bietet den Notbremsassistenten sogar im kleinsten Modell an, dem Citigo. Für einen Aufpreis von 150 Euro kann es bestellt werden. Sicherheit ist also erschwinglich – und kann letztlich auch Geld sparen. Denn Autos mit serienmäßigem Notbremsassistenten werden von den Versicherern in eine niedrigere Typklasse eingestuft. Zugleich gehen immer mehr Versicherer dazu über, Telematiktarife anzubieten.

Doch bei allen Vorteilen dieser Fahrassistenzsysteme (FAS) scheinen die Kunden noch nicht erkannt zu haben, welchen Sicherheitsgewinn ihnen ein System wie ein Notbremsassistent bietet. So gaben zwar in einer Umfrage des DVR unter 1000 Neuwagenkäufer 23 Prozent an, zwar über einen Parklenkassistenten zu verfügen, aber nur 13 Prozent über einen Notbremsassistenten. Komfort geht also vor Sicherheit?

Hohe Akzeptanz für Fahrassistenzsysteme

Nicht unbedingt. Denn Notbremsassistenten genießen eine hohe Akzeptanz. So gaben 85 Prozent der Befragten an, den Mehrwert dieses Systems als „sehr hoch“ oder „hoch“ zu bewerten, doch nur 13 Prozent verfügen über einen. Der Grund für diesen Umstand liegt laut 46 Prozent der Befragten darin begründet, dass dass System für ihren Wagen nicht verfügbar war. Bei Skoda setzt man auf die Demokratisierierung der FAS, will sie von der untersten (Citigo) bis zur obersten Fahrzeugklasse (Superb) anbieten. Wohl auch deshalb sind die Einbauraten bei Skoda höher als in der DVR-Umfrage. So bestellten bei der Limousine 68 Prozent der Kunden den Abstandsassistenten (Kombi 66 Prozent), 63 Prozent den Spurhalte- und Spurwechselassistenten (Kombi 53 Prozent).



Im Superb beispielsweise sind die Systeme derzeit am weitesten, kein Wunder, denn es ist nicht nur das Flaggschiff der Marke, sondern auch das aktuellste Modell. So schaltet sich der Spurhalteassistent nicht bereits wie bei der ersten Generation nach zehn Sekunden ab, wenn der Fahrer die Hände vom Lenkrad hat, sondern bleibt zunächst weiter aktiv – bis zu 40 Sekunden.

Reagiert der Fahrer beispielsweise wegen Bewusstlosigkeit oder anderer gesundheitlicher Beeinträchtigungen nicht auf die Warnung und die Anzeige „Hände ans Lenkrad“, leitet das System in Kombination mit der adaptiven Geschwindigkeitskontrolle (funktioniert bis Tempo 210 km/h) und dem Emergency Assist eine Notbremsung ein. Erst bremst das Auto kurz ab, reagiert der Fahrer immer noch nicht, steigt es konsequent in die Bremsen, bringt das Auto zum Stillstand und setzt dabei den Warnblinker in Betrieb. ACC, Notbremsassistent und Emergency Assist sind nur einige von einer Vielzahl von Fahrassistenzsystemen, die Skoda den Kunden anbietet und von deren Funktionstüchtigkeit man sich gerade auf dem Testgelände der Dekra auf dem Eurospeedway in Klettwitz überzeugen konnte. Dazu zählen unter anderem noch ein Parklenkassistent 3.0, Multikollisionsbremse, ein Totwinkelassistent oder auch ein Proaktiver Insassenschutz.

Neue Systeme im Kodiaq

Noch getarnt, der neue Kodiaq von Skoda.
Der Skoda Kodiaq Skoda

Die Entwicklung der FAS geht aber weiter, bereits im neuen Skoda Kodiaq, dem großen SUV der Tschechen, wird es erweiterte Funktionalitäten geben, wie Pěnička ankündigte. Dazu gehört auch eine verbesserte Radarqualität, die auch einen vorausschauenden Fußgängerschutz ermöglicht. So ist das neue System in der Lage, auch stehende Objekte besser zu erkennen. „Zudem wurde die Klassifizierung der Objekte verbessert. Nun kann man unterscheiden, ob es ein relevantes oder irrelevantes Objekt ist.“ Daneben wird der Kodiaq auch über einen Trailer Assist verfügen, der das Rangieren mittels Ultraschallsensoren mit einem Anhänger deutlich erleichtern soll. Daneben wird es im neuen SUV von Skoda auch Area View geben: vier Kameras ermöglichen eine 360 Grad Ansicht des Fahrzeuges bzw. des Umfeldes. Entsprechend kann das Fahrzeug auch aus der Vogelperspektive betrachtet werden.

Nochmals verbessert wurde auch die Ultraschall-Einparkhilfe. Im Gegensatz zum bisherigen System wird es im Kodiaq auch eine Rangierbremsfunktion geben. „Sie stoppt das Fahrzeug, bevor es zu einem Aufprall mit einem Hindernis kommt.“ Daneben, so Pěnička, arbeitet Skoda natürlich auch intensiv am Themenfeld der Car-2-Car und Car-2-X-Kommunikation, also der Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug bzw. von Fahrzeug zur Verkehrsinfrastruktur.

Doch am Ende aller Überlegungen steht bei Skoda das automatisierte Fahren. „Für mich ist es der Königsweg zur Vision Zero und der Beitrag, den wir als Automobilhersteller leisten können“, betont Skoda-Entwicklungschef Christian Strube.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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