Spurhalteassistent: Aktive Lenkunterstützung bei Unachtsamkeit

Spurhalteassistent: Aktive Lenkunterstützung bei Unachtsamkeit
Ein Spurhalteassistent bietet aktive Lenkunterstützung beim Verlassen der Fahrspur. © VW

Ein kurzer Blick zum Beifahrer kann schon reichen und man hat seine Fahrbahn verlassen. Spurhalteassistenten bieten dem Fahrzeuglenker eine willkommene Hilfe.

Ein Moment der Unachtsamkeit genügt und ein Fahrzeug gerät aus der vorgesehenen Fahrspur und gefährdet andere Verkehrsteilnehmer oder kommt von der Fahrbahn ab. Spurhalteassistenten können diesen oft gefährlichen und leider gar nicht mal seltenen Moment verhindern und Kraftfahrzeuge vor dem Verlassen der Fahrspur in der vorgesehenen Spur halten.

Im Gegensatz zum so genannten Spurverlassenswarner, die lediglich akustisch oder zum Beispiel durch ein vibrierendes Lenkrad warnen, greifen Spurhalteassistenten aktiv in die Lenkung ein und lenken das Fahrzeug zurück in die Spur. Erstmals angeboten wurde dieser Assistent in einem in Japan verkauften Nissan Cima ab 2001. Inzwischen sind Spurhalteassistenten weit verbreitet. Seit 2022 sind sie in Deutschland sogar für Neuwagen vorgeschrieben. Seit diesem Jahr gehören sie zur Pflichtausstattung aller Neuwagen.

Sensoren überwachen ständig Fahrspur

Die Technik von Spurhalteassistent und Spurverlassenswarner ist von der Sensorik her identisch: Das Auto überwacht ständig die eigene Fahrspur, um ein Verlassen zu erkennen. Dies geschieht fast immer über eine Kamera an der Windschutzscheibe, kann aber beispielsweise auch über Infrarotsensoren am Fahrzeugboden realisiert werden. Neben diesen optischen Informationen fließen auch Fahrparameter wie Lenkwinkel und Geschwindigkeit in die Situationsanalyse ein. Die optische Sensorik orientiert sich in erster Linie an den Fahrbahnmarkierungen. Sind diese beispielsweise in Baustellen unübersichtlich, können Spurhalteassistenten diese Informationen oft nicht richtig interpretieren.

Das unbeabsichtigte Verlassen der Fahrspur erkennt das System daran, dass der Fahrer den Blinker nicht betätigt. Droht das Fahrzeug ohne Blinkersignal den markierten Fahrbahnbereich zu verlassen, greift der Spurhalteassistent ein. Bei Autos mit elektronischer Servolenkung lenkt das System in diesem Moment gegen und manövriert den Wagen sanft zurück in die Fahrbahnmitte. Modelle, bei denen ein direkter Lenkeingriff durch den Computer nicht möglich ist, greifen in der Regel auf das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP) zurück. Es ermöglicht das gezielte Abbremsen einzelner Räder. Durch die kurze Verzögerung an den innenliegenden Rädern wird das Auto wieder in die Spur gedrückt. Das ist deutlich ruppiger als ein Lenkeingriff, rüttelt aber auch den unaufmerksamen Fahrer wieder wach.

Kurzzeitig Hände vom Steuer nehmen

In vielen neueren Fahrzeugen erlauben Spurhalteassistenten dem Fahrer, die Hände für eine gewisse Zeit vom Lenkrad zu nehmen. Ist der Spurhalteassistent aktiv, wird die Lenkung kontinuierlich in kleinen Regelschritten angepasst, um das Fahrzeug exakt in der Spur zu halten. Legt der Fahrer die Hände jedoch mehrere Sekunden lang nicht ans Lenkrad, fordert ihn das Bordsystem auf, das Steuer zu übernehmen. Bleibt dies aus, erfolgt in der Regel eine mehrstufige Warnung, dass die Spurhaltefunktion automatisch beendet wird.

Wer sich an den ständigen Lenkeingriffen stört, hat in der Regel die Möglichkeit, die Spurhalteassistenten abzuschalten. In den allermeisten Fällen werden sie beim nächsten Motorstart automatisch wieder aktiviert und müssen daher nach jedem Neustart erneut deaktiviert werden.

Unfälle können verhindert werden

Spurhalteassistenten können viele Unfälle verhindern, sind aber kein Freibrief für unaufmerksames Fahren. Damit die Technik funktioniert, muss das System vor allem die Fahrbahnmarkierung richtig erkennen. Die meisten Fahrzeuge zeigen die Funktion des Assistenten im Kombiinstrument an – solange diese Kontrollleuchte nicht leuchtet, arbeitet der Assistent nicht.

Doch selbst wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, erkennen die Systeme nicht jeden unbeabsichtigten Spurwechsel. Vor allem nach mehrmaligem Eingreifen gibt so mancher Spurhalteassistent seinen Dienst auf. Auch mit dem Assistenten an Bord ist also die volle Aufmerksamkeit des Fahrers gefragt. Sollte der Computer einmal versehentlich gegenlenken, kann man ihn jederzeit mit etwas Nachdruck überstimmen. (SP-X)

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