Notbremsassistent: So funktioniert der Kollisionsverhinderer

Notbremsassistent: So funktioniert der Kollisionsverhinderer
Der City-Notbremsassistent von Volvo. © Volvo

Der Notbremsassistent hilft, Unfälle und damit Verletzte zu vermeiden. Doch wie funktioniert das System?

Der Notbremsassistent ist ein Sicherheitssystem in Fahrzeugen, das vor allem bei drohenden Kollisionen mit stehenden Objekten oder anderen Verkehrsteilnehmern aktiv wird, um Auffahrunfälle und Kollisionen mit diesen zu vermeiden oder deren Schwere zu verringern. Dazu wird das Verkehrsgeschehen vor dem Fahrzeug permanent beobachtet und von Rechnern analysiert. Stuft das bordeigene Überwachungssystem das Unfallrisiko als hoch ein, greift die Bordelektronik ein, um das Folgerisiko zu verringern.

Die wichtigsten und von außen meist erkennbaren Komponenten eines Notbremsassistenten sind die Sensoren. Neben Radar und optischen Kameras kommt dabei inzwischen auch die Lidar-Technologie zum Einsatz. Letztere ermöglicht eine besonders hohe Orts- und Tiefenauflösung und gilt im Vergleich zur Kameratechnik als schneller und weniger rechenintensiv. Jede dieser gängigen Sensortechniken verleiht dem Fahrzeug Augen, mit denen es andere Fahrzeuge, Fußgänger oder Hindernisse auf der Straße erkennen kann.

Sensoren liefern permanent Daten

Die Sensoren versorgen die zentrale Recheneinheit des Fahrzeugs permanent mit Bild- und Dateninformationen, die einer kontinuierlichen Analyse unterzogen werden. Ausgewertet werden die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, der Abstand zu anderen Objekten und die allgemeine Verkehrssituation. Auch die eigene Geschwindigkeit und die Lenkung fließen in die Bewertung ein. Stellt die Analysesoftware eines Notbremsassistenten fest, dass sich das Fahrzeug auf Kollisionskurs befindet, wird bewertet, ob eine Bremsung notwendig ist, um den drohenden Crash zu vermeiden. Stellt das System fest, dass der Fahrer nicht schnell genug reagiert, um den Unfall zu vermeiden, wird es aktiv.

In einem ersten Schritt wird der Fahrer in der Regel optisch und/oder akustisch vor einer möglichen Kollision gewarnt. Bleibt eine entsprechende Reaktion des Fahrers, z. B. ein Bremseingriff, aus, greift der Assistent aktiv in das Bremssystem ein.

Bremskraft wird erhöht

Wird eine Gefahr erkannt, erhöht der Notbremsassistent die Bremskraft automatisch. Das bedeutet, dass das Bremsen stärker zupacken als bei einem normalen Bremseingriff des Fahrers. Bremst der Fahrer, wird also die Bremswirkung zusätzlich erhöht und damit die Geschwindigkeit stärker abgebaut.

In besonders kritischen Situationen kann der Notbremsassistent das Fahrzeug sogar ohne Bremseingriff des Fahrers vollständig zum Stillstand bringen, um einen Aufprall zu vermeiden oder dessen Folgen zu minimieren. Man spricht in diesem Fall von einer autonomen Notbremsung.

Immer wieder kommt es vor, dass der Notbremsassistent aktiv wird, weil seine Systeme einen drohenden Crash erkennen. Aus Sicht des Fahrers kann dies jedoch ein Fehlalarm sein, da er ohnehin beabsichtigt, dem Hindernis auszuweichen. In dieser Situation kann er den Notbremsassistenten beispielsweise durch entsprechende Gas- und Lenkbefehle übersteuern.

Pflicht in Neuwagen

Der Notbremsassistent, manchmal auch Kollisionsverhinderer genannt, gilt inzwischen als etabliertes Sicherheitssystem mit hohem Unfallvermeidungspotenzial. Deshalb hat die EU dieses Assistenzsystem ebenso zur Pflichtausstattung von Neuwagen erklärt wie einst Sicherheitsgurte, ABS oder ESP.

Seit Sommer 2022 erhalten Autohersteller keine Typgenehmigung mehr für Fahrzeuge ohne Notbremsassistenten. Seit Sommer 2024 muss sogar jedes neu zugelassene Auto einen Notbremsassistenten an Bord haben. (SP-X)

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