Seat Leon: Jünger ist besser

Spanische Schwester des VW Golf

Seat Leon: Jünger ist besser
Im letzten Jahr erhielt der Seat Leon ein Facelift © Seat

Der Seat Leon fristet in Deutschland ein Nischendasein im Schatten des Golfs. Dabei entpuppt sich die aktuelle Generation als lohnenswerte Alternative zum Klassiker aus Wolfsburg.

Es liegt wohl am Status des VW Golf, dass der Seat Leon sich in Deutschland nicht besser verkauft. Seit Jahren ist der Kompakte aus Wolfsburg bei uns der meistverkaufte Pkw. Die spanische Variante geht dagegen nur in kleiner Dosis in Kundenhände über. Und das obwohl das Modell der VW-Tochter technisch weitgehend mit dem Evergreen identisch und auch noch günstiger zu haben ist. Die Bilanz bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) zeigt jedoch: Nur die jüngeren Leon halten dem Golf-Vergleich stand.

«Das Teilen der VW-Plattform allein reicht offenbar nicht aus», schreibt der «TÜV Report 2017» über das Abschneiden des Leon bei der HU. Denn nur der neue Leon sei «nicht nur eine flotte, sondern auch eine lohnenswerte Alternative zum Golf». Die seit 2012 gebaute aktuelle Generation (Typ 5F) liefere bis auf eine leicht erhöhte Mängelquote bei den Scheinwerfern «eine starke TÜV-Performance» ab.

Die beiden vorangegangen Auflagen fallen dagegen ab: Gebrochene Fahrwerksfedern und schwächelnde Dämpfer werden bei der dritten HU doppelt so oft beanstandet wie beim Durchschnitt der geprüften Fahrzeuge. Auch die Bremsscheiben fallen negativ auf. Bei der vierten HU knacken oft die Gelenke der Antriebswellen.

Jüngere Seat Leon überdurchschnittlich gut

Etwas tröstlicher stimmt die ADAC-Pannenstatistik. Autos der Baujahre 2009 bis 2012 schnitten hier zufriedenstellend ab, jüngere sogar «überdurchschnittlich gut». Regelmäßig ausrücken mussten die Pannenhelfer, weil sich an Exemplaren der Baujahre 2011 und 2012 Defekte an der Abgasrückführung häuften. Anfällig zeigte sich bei Dieseln des gleichen Bauzeitraums auch die Ladedruckregelung. Zündspulen erwiesen sich bei Benzinern von 2011 öfters als Problem.

Fünf Rückrufe hat der ADAC bislang gezählt. Der jüngste vom September 2016 ist mit rund 6500 in Deutschland betroffenen Fahrzeugen (Dezember 2015 bis Januar 2016) der umfangreichste. Grund: Probleme mit der Kindersicherung.

Seat Leon ab 2014 mit Erd- statt Autogas

Auf den Markt kam der Seat Leon (Typ 1M) 1998. Gebaut wurde er wie die Nachfolgegeneration (Typ 1P) des Kompaktwagens ab 2006 nur als Fünftürer. Allerdings bediente sich Seat beim 1P eines Tricks, um das Auto coupéhafter und damit sportlicher wirken zu lassen: Die Türgriffe versteckte man farbneutral an den hinteren Fensterrahmen. Mit der aktuellen Auflage ab 2012, die im vergangenen Jahr ein Facelift erhielt, stellte sich Seat variantenreicher auf: Den Typ 5F gibt es auch als Kombi ST zu kaufen.

Motorenseitig legt Seat mit kräftigen Aggregaten traditionell ebenfalls großen Wert auf Sportlichkeit. Bereits die erste Generation bot die Marke mit bis zu über 200 PS an. Benziner der beiden Nachfolgegenerationen kommen je nach Ausführung und Bauzeitraum auf 63 kW/85 PS bis 221 kW/300 PS. Die Diesel decken eine Spanne von 66 kW/90 PS bis 135 kW/184 PS ab. Während Seat die zweite Auflage als Fünftürer noch mit Autogasantrieb anbot (75 kW/102 PS), ist an dessen Stelle bei der aktuellen Generation die mit Erdgas fahrende TGI-Version (81 kW/110 PS) getreten.

Diese, zum Beispiel aus dem Baujahr 2014, wird laut Schwacke-Liste für durchschnittlich 14.150 Euro gehandelt. Im Mittel haben Exemplare demnach um die 34.000 Kilometer hinter sich. Mit 14.650 Euro ist ein Leon ST 2.0 TDI Start&Stopp FR mit 135 kW/184 PS von 2013 verzeichnet - bei 75.400 Kilometern statistischer Laufleistung. Auf glatt 4000 Euro lautet der Eintrag beim Leon 1.6 Reference mit 75 kW/102 PS von 2005. Für den Benziner dieses Baujahres nennen die Preissammler einen erwartbaren Tachostand von 142.000 Kilometern. (AG/dpa/tmn)

Vorheriger ArtikelStädte und Unternehmen auf dem Weg in die Mobilität
Nächster ArtikelADAC fordert strengere Abgas-Verpflichtungen für Hersteller
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden