«Image ändert man nicht über Nacht, das dauert Jahre»

Seat-Deutschland-Chef Manfred Kantner

«Image ändert man nicht über Nacht, das dauert Jahre»
Manfred Kantner geht nach Indien. © Seat

Seat befindet sich in Deutschland auf Wachstumskurs. Im Interview mit der Autogazette spricht Deutschlandchef Manfred Kantner über Absatzchancen, neue Modelle und das Potential der VW-Tochter.

Die VW-Tochter Seat eilt in Deutschland ungeachtet eines deutlich rückläufigen Gesamtmarktes derzeit Monat für Monat von Erfolg zu Erfolg. Von Januar bis Mai konnte der spanische Autobauer fast 34.000 Fahrzeuge absetzen und damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31,3 Prozent zulegen. Ein Zuwachs, der für Seat-Deutschlandchef Manfred Kantner nicht überraschend kam, wie er im Interview mit der Autogazette sagte.

«Seat Leon stellt gute Basis für weiteres Wachstum dar»

Der Manager geht angesichts der Produktneuheiten sogar von weiterem Wachstum für die Marke aus. «Wir haben bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, unsere Organisation so vorzubereiten, dass der Leon professionell eingeführt werden kann. Das ist uns gelungen. Der Leon stabilisiert neben dem Ibiza nicht nur die Marke, sondern er stellt eine gute Basis für weiteres Wachstum dar», sagte Kantner. Nachdem Seat im November den Fünftürer auf den Markt gebracht hatte, wird am Samstag der Dreitürer eingeführt. Auf das Sportcoupé sollen rund ein Drittel der Verkäufe des Leon entfallen.

«Unser Plan hat nicht erst dieses Jahr begonnen»

Der Seat Leon SC FR.
Der Seat Leon SC Seat

Autogazette: Herr Kantner, was hätten Sie Anfang des Jahres demjenigen gesagt, der Seat nach fünf Monaten mit fast 34.000 Einheiten ein Wachstum von über 31 Prozent in Deutschland vorhergesagt hätte?

Manfred Kantner: Das ich mich freuen würde, dass unser Plan aufgeht.

Autogazette: Was war denn Ihr Plan für dieses Jahr?

Kantner: Unser Plan hat ja nicht erst in diesem Jahr begonnen, sondern bereits in 2012, als wir mit dem Mii, dem Ibiza und zum Jahresende mit dem Leon drei neue Modelle auf den Markt gebracht haben. Wir haben bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, unsere Organisation so vorzubereiten, dass der Leon professionell eingeführt werden kann. Das ist uns gelungen. Der Leon stabilisiert neben dem Ibiza nicht nur die Marke, sondern er stellt eine gute Basis für weiteres Wachstum dar.

Autogazette: Mit Blick auf das bisherige Wachstum werden Sie aber kaum davon ausgegangen sein, dass Sie nach fünf Monaten bei 31,3 Prozent liegen?

Kantner: Natürlich sind die Verbraucher in Deutschland verunsichert, aber die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sind stabil. Entsprechend konnte man davon ausgehen, dass auch der Automobilmarkt in Deutschland mehr oder weniger stabil bleibt. Wir haben jetzt einen Rückgang von über acht Prozent. Das ist nicht schön, doch im Vergleich zu Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich sieht es bei uns noch gut aus.

Autogazette: Sie beantworten damit meine Frage nicht...

Kantner: ...doch, denn angesichts des Umstandes, dass wir mit neuen Produkten im Markt vertreten sind, sind wir davon ausgegangen, dass wir Wachstum generieren werden.

Autogazette: Nochmals: Welche Absatzerwartung hatten Sie zum Jahresbeginn für 2013?

Kantner: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen diese Frage nicht beantworten kann.

«Der Seat Leon kommt hervorragend an»

Der Seat Leon FR
Der Seat Leon FR Seat

Autogazette: Sie brauchen nicht in Stückzahlen zu antworten, die Marktanteilserwartung reicht mir. Im Mai liegen Sie bei 2,8 Prozent.

Kantner: Auch hier geben wir keine Prognosen ab. Doch wir sind von einem deutlichen Wachstum ausgegangen, denn wir sind mit dem Mii und auch mit dem Ibiza gewachsen, der bereits in der Vergangenheit gut gelaufen ist. Und auch der Leon kommt hervorragend an. Er kommt im Vergleich zum Vorgängermodell auf enorme Wachstumsraten.

Autogazette: Der Kleinstwagen Mii bewegt sich in einem Wachstumssegment. Können Sie denn wirklich mit 4800 Einheiten per Mai zufrieden sein?

Kantner: Absolut. Wir reden über ein Segment, das in der Vergangenheit auf einen Anteil von sechs bis sieben Prozent am Gesamtmarkt kommt. Der Seat-Segmentanteil liegt bei über fünf Prozent im Zeitraum von Januar bis April 2013. Entsprechend schauen wir damit nicht schlecht aus.

Autogazette: Am 8. Juni bringen Sie den Leon SC auf den Markt. Welchen Mix erwarten Sie denn im Vergleich mit dem Fünftürer?

Kantner: Ich gehe davon aus, dass ein Drittel der Kunden sich für den SC entscheiden werden.

«Bin zuversichtlich, dass Leon ST Wachstum beflügelt»

Seat Mii
Der Seat Mii AG/Mertens

Autogazette: Ende des Jahres bringen Sie mit dem ST die Kombivariante auf den Markt. Wird das für Sie der Volumenbringer im kommenden Jahr werden?

Kantner: Auf jeden Fall. Deutschland ist ein Kombimarkt. Und das A-Segment ist zugleich das wichtigste Segment, entsprechend bin ich zuversichtlich, dass der Leon ST im kommenden Jahr unser Wachstum weiter beflügeln wird.

Autogazette: Wo sehen Sie in diesem Jahr den Gesamtmarkt?

Kantner: Wenn wir am Ende auf drei Millionen Fahrzeuge kommen, können wir zufrieden sein.

Autogazette: Sie hatten im Vorjahr etwas mehr als 68.000 Fahrzeuge abgesetzt. Wenn man sich das Wachstum nach fünf Monaten anschaut, dann läuft alles auf einen Absatz im Bereich von mindestens 90.000 Fahrzeugen hinaus.

Kantner: Das ist eine interessante Überschlagsrechnung, die jedoch in keiner Weise unseren Zielen entspricht.

Autogazette: Seat kommt nach vier Monaten auf einen weltweiten Absatz von 117.000 Einheiten. Wie gesund ist es denn für eine Marke, wenn Deutschland allein per April über 22 Prozent des Absatzes ausmacht?

Kantner: Das können Sie nicht losgelöst von der Entwicklung der Gesamtmärkte betrachten. Während wir in Deutschland einen relativ stabilen Gesamtmarkt haben, sind die Märkte in Südeuropa weg gebrochen.

«Bereits jetzt kann Seat Volumenzuwächse erzielen»

Die Seitenlinie des Seat Ibiza
Der Seat Ibiza Seat

Autogazette: Seat gilt als Sorgenkind innerhalb des VW-Konzerns. Ab wann bereitet man der Mutter denn mal wieder so richtig Freude?

Kantner: Ich denke, dass der deutsche Markt deutlich zeigt, dass sich in einem stabilen Marktumfeld Wachstum für Seat realisieren lässt. Bei einer Stabilisierung der südeuropäischen Märkte wird auch Seat sich wieder positiver darstellen. Doch bereits jetzt kann Seat Volumenzuwächse realisieren. Es ist uns auch im zurückliegenden Jahr gelungen, die wirtschaftliche Basis zu verbessern.

Autogazette: Liegt das Hauptproblem von Seat nicht weiterhin darin, dass der Kunde nicht weiß, für was die Marke steht?

Kantner: Das glaube ich nicht. Die Markenpositionierung hat sich deutlich verbessert. Im Feedback unserer Kunden wird uns widergespiegelt, dass die Kunden wissen, für was die Marke steht. Zudem bringen das unsere Produkte stärker als je zuvor zum Ausdruck. Doch Image ändert man nicht über Nacht, das dauert Jahre. Hier müssen wir noch etwas Geduld haben.

«Das ist nichts, was mir gefällt»

Seat Alhambra Seat

Autogazette: Welche Rolle spielen für Sie die taktischen Zulassungen? Wie sehr schönen Sie damit Ihre Bilanz?

Kantner: Auch wir können uns den taktischen Zulassungen nicht entziehen, das kann kaum ein Volumenhersteller. Doch für uns ist es wichtig, dass wir nachhaltiges Wachstum im Privat- und Flottengeschäft generieren. So sind wir per April um über 40 Prozent im Privatkundengeschäft gewachsen – und auch im Flottengeschäft haben wir über zehn Prozent zugelegt.

Autogazette: Wer derzeit einen Seat kauft, bekommt dafür im Internet teilweise Rabatte von bis zu über 25 Prozent für den Alhambra oder fast 23 Prozent für den neuen Leon. Lassen sich Autos derzeit nur noch mit derart hohen Nachlässen verkaufen?

Kantner: Das ist nichts, was mir gefällt. Das wird auch von uns nicht unterstützt. Doch der ein oder andere Händler macht dort mit.

Autogazette: Lassen sich Autos nur mit derart hohen Rabatten verkaufen?

Kantner: Nein, wir beweisen ja mit unserem Wachstum, dass es auch anders und nachhaltiger erfolgen kann.

Autogazette: Müssen Sie mit Blick auf Ihr Wachstum Ihr Händlernetz ausbauen?

Kantner: Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir noch einige weiße Flächen auf der Landkarte haben – und die werden wir nach und nach besetzen. Derzeit haben wir etwas mehr als 300 Verkaufsstandorte und allein in diesem Jahr wollen wir unser Händlernetzt um 40 bis 50 neue Betriebe erweitern.

Das Interview mit Manfred Kantner führte Frank Mertens

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