Die Angaben der Autobauer zum Verbrauch eines Autos weichen deutlich von der Realität ab. Bei einigen Fahrzeugen sei ein Mehrverbrauch von bis zu 30 Prozent möglich, stellten Verbrauchschützer fest.
Die Angaben der Autobauer zu Verbrauch und CO2-Ausstoß ihrer Modelle weichen oft stark von den tatsächlichen Werten ab. Automobilclubs und Verbraucherschützer haben bei einigen Fahrzeugen im Alltagsbetrieb «ein Verbrauchsplus von bis zu 30 Prozent» festgestellt, sagt Rainer Camen vom TÜV Nord. Damit fällt die Ökobilanz vieler Autos viel schlechter aus, als die Angaben der Hersteller vermuten lassen. Weil die ausgewiesenen Werte in Tests nach EU-Norm ermittelt werden, eignen sie sich laut Camen aber, um beim Autokauf einzelne Modelle miteinander zu vergleichen.
Unrealistisches Prüfverfahren nach NEFZ
Die teils extremen Abweichungen führt der TÜV-Experte auf das wenig realistische Prüfverfahren im sogenannten Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) zurück. «Dabei wird der Motor der Testfahrzeuge auf einem Rollenprüfstand vergleichsweise gering belastet und maximal ein Fahrtempo von 120 km/h erreicht», erklärt Camen. Außerdem bleiben bei den Tests elektrische Verbraucher ausgeschaltet, die den Verbrauch eines Wagens steigern: Laut dem ADAC schluckt beispielsweise ein Auto mit aktivierter Sitz- und Heckscheibenheizung, Beleuchtung und Lüftung auf 100 Kilometern etwa einen halben Liter Kraftstoff zusätzlich.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert, dass nackte Zahlen zu Verbrauch und CO2-Emission keinen unmittelbaren Aufschluss über die Umweltverträglichkeit eines Fahrzeugs geben. Für die Suche nach einem möglichst klimaverträglichen Wagen empfiehlt der Club mit Blick auf die CO2-Angaben die Faustformel «110-120-140». Demnach sollte ein Kleinwagen nicht mehr als 110 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, was einem Verbrauch von 4,7 Litern Benzin oder 4,2 Litern Diesel je 100 Kilometer entspricht. 120 Gramm CO2 seien in der Kompaktklasse die Obergrenze (5,1 Liter Benzin oder 4,5 Liter Diesel), 140 Gramm bei einem Familienwagen (6,0 Liter Benzin oder 5,3 Liter Diesel).
Einführung eines Energielabels
Der Bundesrat will am kommenden Freitag (8. Juli) über die Einführung eines neuen Energie-Labels für Pkw abstimmen. Wie bei Haushaltsgeräten soll ab Oktober die Energieeffizienz von Autos auf einem Hinweisschild mit Farbskala und den Klassen A+ für besonders gut bis G für besonders schlecht ablesbar sein. Bei der Berechnung der jeweiligen Effizienzklasse werden Verbrauch und Schadstoffausstoß in Relation zum Fahrzeuggewicht betrachtet. Dagegen protestieren der VCD und die Umweltverbände BUND und NABU, weil auf diese Weise schwere Autos mit hohem Verbrauch bevorzugt würden.
«Eine unabhängige Vergleichsbasis» für Kaufinteressenten eines Pkw will der ADAC mit dem sogenannten Eco-Test an die Hand geben. Seit 2003 bewertet der Automobilclub aktuelle Modelle nicht nur hinsichtlich des CO2-Ausstoßes, sondern auch der Schadstoffe Kohlenwasserstoff, Stickoxide und Partikel. Für sein Urteil legt der ADAC den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) zugrunde, führt aber noch eigene Test auf Autobahnen und bei eingeschalteter Klimaanlage durch.
In einer Internet-Datenbank können die seit 2003 gefällten Öko-Testurteile über rund 1200 Fahrzeuge eingesehen werden. Dabei werden alle Antriebsarten - von Diesel über Benziner bis zu Hybrid - zwar gleich behandelt, bewertet wird jedoch in einem «relativen Skalensystem» je nach Fahrzeugklasse. Der ADAC begründet dies damit, dass Kaufentscheidungen meist innerhalb einer Fahrzeugklasse fielen: «Wer eine S-Klasse kaufen möchte, wird sich nicht aufgrund geringerer CO2-Werte für einen Smart entscheiden», sagt Eco-Test-Projektleiterin Sonja Schmidt. Die ADAC-Methode erlaube dagegen eine Differenzierung der Emissionen innerhalb der Klassen. (dpa)