Alt-Kanzler Schröder stärkt Piech den Rücken

Expertise des VW-Patriarchen nötig

Alt-Kanzler Schröder stärkt Piech den Rücken
Alt-Kanzler Gerhard Schröder stärkt Piech den Rücken. © dpa

Alt-Kanzler Gerhard Schröder hat im Machtkampf bei VW Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Rücken gestärkt. Das Unternehmen brauche weiterhin dessen Expertise, sagte der Politiker.

Altkanzler und Ex-VW-Aufseher Gerhard Schröder hat sich im Machtkampf an der Volkswagen-Spitze zu Wort gemeldet und dabei Partei für Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ergriffen. Der frühere Vorstandschef habe für den Konzern und die Beschäftigten «unermesslich viel getan», sagte Schröder, der als niedersächsischer Ministerpräsident von 1990 bis 1998 selbst im obersten Kontrollgremium der Wolfsburger gesessen hatte, der «Bild»-Zeitung. «Das Unternehmen braucht weiterhin seine Expertise, seine Kontakte und seinen strategischen Fähigkeiten.»

Obwohl Piëch in einem «Spiegel»-Interview von Vorstandschef Martin Winterkorn abgerückt war, hatte sich eine Mehrheit der Mitglieder des Aufsichtsrats hinter den aktuellen Konzernchef gestellt. Daraufhin war auch Kritik am Vorgehen des VW-Patriarchen Piëch laut geworden.

Abrücken von Piëch wäre Fehler

Schröder warnte davor, die Erfahrung des 78-Jährigen bei der künftigen Ausrichtung von Volkswagen zu unterschätzen: «Der Aufsichtsrat würde einen großen Fehler machen, wenn er jetzt von seinem Aufsichtsratschef abrücken würde.» Er selbst habe als Regierungschef in Hannover 1993 den Manager «gegen Widerstände» an die VW-Spitze geholt. «Alle müssen jetzt an einem Strang ziehen: der Vorstand, der Aufsichtsrat, die Aktionäre und der Betriebsrat.»

Der Betriebsratschef der VW-Tochter Audi hatte am Dienstag eine Rückkehr zu Sachthemen gefordert. «Vor allem die Frage, wie wir mit den Auswirkungen in den Krisenherden dieser Welt umgehen, sollte im Vordergrund stehen», sagte Peter Mosch dem «Handelsblatt». Es sei nicht gut gewesen, Personalfragen öffentlich zu diskutieren.

Eines der drängendsten Themen für den insgesamt sehr erfolgreichen Konzern ist neben der Renditeschwäche der VW-Kernmarke und den noch geringen Marktanteilen in den USA die stockende Entwicklung eines «Budget Car» für den boomenden Märkte in den Schwellenländern. Nach Informationen des «Manager Magazins» prüft Volkswagen dazu nun eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Unternehmen Great Wall - nachdem Planspiele für ein Billigauto bisher ohne konkretes Ergebnis waren. VW wollte dies nicht kommentieren: «Wir beteiligen uns grundsätzlich nicht an Spekulationen», sagte ein Sprecher in Wolfsburg. Dem Magazin zufolge soll Vertriebsvorstand Christian Klingler das Projekt leiten.

Winterkorn erster öffentlicher Auftritt

Der Konzern versucht schon länger, mit einer eigenen Billigmarke, die vor allem auf die wachsende Mittelschicht in Südostasien, Indien und China zugeschnitten ist, Marktanteile zu gewinnen. Dafür hatte man den früheren Opel-Chef Hans Demant verpflichtet. Beim Thema «Budget Car» setzte VW zudem auf die Expertise des japanischen Autobauers Suzuki. Zwischen beiden Partnern brach dann aber ein heftiger Streit um den Motoren-Einkauf und Einblicke in die Modellentwicklung aus.

In Hannover unterzeichnete Winterkorn am Mittwoch mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) eine Erklärung zum Bau eines Leichtbau-Zentrums in Wolfsburg. Es war sein erster öffentlicher Auftritt seit der Absage seines Besuchs auf der Automesse in Shanghai in der vergangenen Woche.(dpa)

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