Saab habe die Probleme mit den Zulieferern zum größten Teil gelöst, sagt Victor Muller der Autogazette. Der Chef des Saab-Eigners Spyker hält unverändert an den Absatzzielen für die schwedische Traditionsmarke fest.
Spyker-Chef Victor Muller hat Liquiditätsprobleme des schwedischen Autobauers Saab als falsch zurückgewiesen. «Saab ist ein zahlungskräftiges Unternehmen», sagte Muller im Interview mit der Autogazette.
Dass der schwedische Autobauer in dieser Woche kurzfristig seine Produktion wegen offener Zahlungen an Lieferanten stoppen musste, begründete Muller mit der Umstellung interner Abläufe. «Der Konzern hatte während seiner Zeit unter dem Dach von GM beispielsweise keine eigene Finanzabteilung, das geschah alles bei GM in Zürich. Alle bisherigen Zulieferer waren Zulieferer von GM. Doch nun haben sich die bisherigen Modalitäten geändert, entsprechend gab es Probleme», so Muller. Die Probleme seien mittlerweile aber gelöst. So habe man sich bereits mit dem Logistikunternehmen DB Schenker verständigt, mit den anderen Zulieferern stehe eine Einigung kurz bevor.
Kein Streit um Strategie mit Antonow
Dass das Unternehmen gerade einen Verlust von 218 Millionen Euro für 2010 vermelden musste, sieht Muller als unproblematisch. «Er liegt sogar unter den Erwartungen, er ist damit sogar besser ausgefallen als im Businessplan.» Dass ohne eine Finanzspitze des russischen Investors Wladimir Antonow, der Investitionen zwischen 50 bis 70 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat, bei Saab das Licht ausgeht, verneint Muller. «Bestimmt nicht. Ich versuche seit zehn Monaten, ihn als Partner bei Saab an Bord zu holen. Bislang hatte ich damit keinen Erfolg, aber nun haben wir bei der Europäischen Investitionsbank einen Antrag eingereicht, dass wir ihn als Aktionär mit ins Boot holen wollen. Wir warten nun auf die Entscheidung.»
Dass es Streit mit Antonow über die Strategie bei Saab gäbe, wird von Muller verneint. «Er ist mein Hauptfinanzier, nicht der Hauptfinanzier von Saab. Streit über die Strategie von Saab kann es nicht geben, da er nicht direkt bei Saab involviert ist.» Antonow hatte die Zielsetzung von 80.000 Saab für das Jahr 2011 als unrealistisch bezeichnet.
Muller hält indes unverändert an dieser Zahl fest. «Hier gibt es nichts zurückzunehmen.» Das trifft auch für die Zielsetzung für das Jahr 2012 zu. «Saab wird 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben.» Dann will Muller 120.000 Einheiten verkaufen.
«Wir haben keine Liquiditätsprobleme»
Autogazette: Herr Muller, Saab musste die Produktion kurzfristig einstellen, weil Zulieferer wie DB Schenker Ihnen wegen ausstehender Zahlungen keine Teile mehr geliefert haben. Steht Saab vor der Zahlungsunfähig?
Victor Muller: Überhaupt nicht. Davon kann keine Rede sein. Saab ist ein zahlungskräftiges Unternehmen.
Autogazette: Wirklich? Offensichtlich gibt es Liquiditätsprobleme. Nicht nur DB Schenker wartete auf Geld, sondern auch Zulieferer klagen über ausstehende Zahlungen.
Muller: Wir haben keine Liquiditätsprobleme. Sie müssen Saab mit einem Löwen im Zoo vergleichen, der 30 Jahre in einem Käfig verbracht hat. Von einem Tag auf den anderen wird dieser Löwe in die Savanne gebracht und ihm wird gesagt: Nun bist Du frei. Der Löwe sitzt nun da und hat nie in Freiheit gelebt und muss lernen, allein seine Zebras zu fangen. Das kann er nicht. So geht es nun auch Saab. Der Konzern hatte während seiner Zeit unter dem Dach von GM beispielsweise keine eigene Finanzabteilung, das geschah alles bei GM in Zürich. Alle bisherigen Zulieferer waren Zulieferer von GM. Doch nun haben sich die bisherigen Modalitäten geändert, entsprechend gab es Probleme.
Einkalkulierter Verlust
Autogazette: Wir hoch waren denn die offenen Rechnungen? Man hört, es haben sich um Millionensummen gehandelt.
Muller: Dazu werde ich Ihnen selbstverständlich nichts sagen.
Autogazette: Wurden die offenen Rechnungen schon beglichen?
Muller: Mit Schenker haben wir uns verständigt, mit den anderen stehen wir kurz davor.
Autogazette: Noch zum Jahreswechsel sagten Sie, dass Saab voll im Businessplan liegen würde. Nun mussten Sie für 2010 einen Verlust von 218 Millionen Euro vermelden. Entspricht dieser Verlust noch Ihrem Businessplan?
Muller: Er liegt sogar unter den Erwartungen, er ist damit sogar besser ausgefallen als im Businessplan.
Schwarze Zahlen in 2012
Autogazette: Der Russe Wladimir Antonow als einer der Hauptfinanziers hat offensichtlich Investitionen von 50 bis 70 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Geht ohne dieses Geld bei Saab das Licht aus?
Muller: Bestimmt nicht. Ich versuche seit zehn Monaten, ihn als Partner bei Saab an Bord zu holen. Bislang hatte ich damit keinen Erfolg, aber nun haben wir bei der Europäischen Investitionsbank einen Antrag eingereicht, dass wir ihn als Aktionär mit ins Boot holen wollen. Wir warten nun auf die Entscheidung.
Autogazette: Herr Antonow hat Zweifel an dem für 2011 angepeilten Ziel von 80.000 Autos geäußert. Herrscht Streit mit ihrem Hauptgeldgeber über die künftige Strategie?
Muller: Er ist mein Hauptfinanzier, nicht der Hauptfinanzier von Saab. Streit über die Strategie von Saab kann es nicht geben, da er nicht direkt bei Saab involviert ist.
Autogazette: Sie halten also an der Zielsetzung von 80.000 Autos fest?
Muller: Natürlich, hier gibt es nichts zurückzunehmen.
Autogazette: Dann halten Sie auch am Ziel fest, bis 2012 mit 120.000 Autos mit Saab wieder schwarze Zahlen zu schreiben?
Muller: Genau, hier stehe ich zu meinen bisherigen Aussagen. Saab wird 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben.
«Saab wird es immer geben»
Autogazette: Erst springt Ihr neuer Finanzvorstand Niels-Johan Andersson ab, dann legt der bisherige Saab-Chef Jan Ake Jonsson sein Amt im Mai nieder. Haben die beiden kein Vertrauen mehr in die Zukunftsfähigkeit von Saab?
Muller: Herr Jonsson hat mir Ende Oktober gesagt, dass Saab wieder in einem sicheren Hafen ist. Er hat 40 Jahre für den Konzern gearbeitet, davon sechs Jahre als Chef. Nun wollte er schlicht mehr Zeit für seine Familie haben. Ich verliere mit ihm zwar meinen Partner im Krieg, doch ich respektiere seine Entscheidung. Mit Blick auf Herrn Andersson bin ich glücklich darüber, dass er diesen Entschluss jetzt gefasst hat und nicht nachdem er bei uns angefangen hat.
Autogazette: Suchen Sie bereits nach einem neuen Saab-Chef oder wollen Sie das Amt selbst länger als nur übergangsweise ausüben?
Muller: Ich will die CEO-Funktion nicht übernehmen. Wenn ich bis zum Mai noch keinen Nachfolger habe, werde ich die Rolle als Chef so kurz wie möglich ausüben.
Autogazette: Was sagen Sie den Saab-Mitarbeitern auf die Frage, ob es Saab Ende des Jahres noch geben wird?
Muller: Von den Mitarbeitern in Trollhättan stellt sich niemand diese Frage – Saab wird es immer geben.
Das Interview mit Victor Muller führte Frank Mertens