Robocabs verdrängen in Zukunft Privatwagen

Wandel der Mobilität

Robocabs verdrängen in Zukunft Privatwagen
Autonomes Fahren ist das Thema in der Autoindustrie © dpa

Robocabs statt Privat-Pkw. Die Mobilität der Zukunft bedeutet auch einen Umbruch für das Geschäftsmodell der Autobauer. Was das für die Hersteller genau bedeutet, hat eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger untersucht.

Die Mobilität wandelt sich – und das wird Auswirkungen auf das Geschäftsmodell der Autobauer haben. Dabei werden sogenannte Robocabs, also autonom fahrende Taxis, bis 2030 Privatfahrzeuge immer weiter zurückdrängen, wie aus einer Studie von Roland Berger hervorgeht.

Dass das autonome Fahren die Autobranche verändern wird, steht fest. Doch der Wandel in der Mobilität dürfte schneller passieren, als das von vielen bislang erwartet wird. Wie aus einer aktuellen Studie ("A CEO agenda for the (r)evolution of the automotive ecosystem") der Unternehmensberatung Roland Berger hervorgeht, werden autonom fahrende Taxis, so genannte Robocabs, den privat genutzten Pkw immer weiter zurückdrängen.

Umstieg auf autonom fahrende Taxis

So prognostizieren die Autoexperten von Roland Berger, dass bis zum Jahr 2030 27,3 Prozent der weltweit gefahrenen Kilometer in Robocabs zurückgelegt werden. Der Anteil der Fahrten in einem Privat-Pkw wird von 74,2 Prozent im Jahr 2015 auf 45,9 Prozent im Jahr 2030 zurückgehen.

"Die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde hat vor kurzem den Computer als möglichen Fahrer zugelassen. Damit ist ein weiterer Meilenstein in Richtung selbstfahrender Autos genommen", sagte Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger. "Robocabs werden sich deshalb in den Großstädten sukzessive als kostengünstige und bequeme Alternative zum eigenen Auto etablieren." Interessant ist dabei, dass die Nutzung der öffentlichen Nahverkehrsmittel (Straßenbahn, U-Bahn, Bus, Zug) von 2015 (23,7 Prozent) bis 2030 (24,8 Prozent) recht stabil bleibt.

Die veränderte Haltung zum Automobil mit dem Trend zur Shared Economy wird auch das Geschäftsmodell derAutobauer nachhaltig verändern. Sie müssen sich perspektivisch als Mobilitätsdienstleister verstehen, wie es beispielsweise Firmen wie Daimler mit Car2Go oder BMW (DriveNow) mit ihren Carsharing-Angeboten verstärkt tun. Wie Bernhart feststellte, würden natürlich auch in Zukunft weiter Autos produziert und verkauft. Doch „die margenträchtigsten Geschäftsmodelle finden sich künftig im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen“.

Autonomes Fahren als Gewinnbringer

So werden selbstfahrende Autos laut der Studie bis zum Jahr 2030 mit 40,3 Prozent das Gros des Gesamtgewinns in der Autobranche ausmachen. Für die Autoexperten von Roland Berger sind die traditionellen Hersteller in diesem Szenario die Verlierer. Während sie 2015 noch 38,1 Prozent des Gewinns auf sich konzentrieren; werden es 2030 nur noch knapp 22,3 Prozent sein. „Die Zuliefererindustrie trifft es dabei nicht weniger hart: Nach den Roland Berger-Berechnungen wird sich ihr Anteil am Gewinn voraussichtlich halbieren: von rund 30 Prozent im Jahr 2015 auf weniger als 15 Prozent 2030.“

Durch den Wandel des Geschäftsmodells ergeben sich auch für die Autobauer neue Wachstumschancen, in dem sie sich zu einem Anbieter von Mobilitätslösungen entwickeln und entsprechend als Zulieferer von Mobilitätsanbietern fungieren, falls man nicht selbst sein Geschäftsmodell bereits darauf hin ausrichtet. Eines ist für die Autoexperten indes klar: die Autobauer sehen sich neuen Akteuren gegenüber, sie werden nicht mehr allein auf dem Markt sein. "Für individuelle Beziehungen zwischen Nutzern von Mobilitätsdiensten und Herstellern von Fahrzeugen gibt es in einer Welt autonom fahrender Robotaxis immer weniger Spielraum und Bedarf", sagte Roland Berger-Partner Jan-Philipp Hasenberg. "OEMs drohen so den Anschluss zu ihrer direkten Zielgruppe zu verlieren."

Wie Hasenberg hinzufügte, würde nicht jeder Autohersteller zum globalen Mobilitätsanbieter werden können, „daher sollte man bereits heute Alternativen entwickeln und die Weichen richtig stellen. Je länger die OEMs warten, desto weniger Spielraum werden sie auf dem Markt haben: Die Gewinnmargen werden enger und der Wettbewerb größer." Um beim Mobilitätswandel nicht als Verlierer dazustehen, müssten die klassischen Unternehmen kooperative Geschäftsmodelle entwickelt, umfassende Mobilitätsangebote machen, eine neue Servicekultur an den Tag legen, flexible Produktionsprozesse und ein digitales Arbeitsumfeld schaffen. (AG/FM)

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