Rivian sorgt für Überraschungs-Effekt

Rivian sorgt für Überraschungs-Effekt
Das SUV R1S von Rivian wurde auf der Los Angeles Motorshow präsentiert. © SP-X

Hat das kalifornische Start-up Rivian das Zeug, Tesla Konkurrenz zu machen? Eines der zwei auf der Autoshow in Los Angeles vorgestellte Modell ist vielversprechend.

„Nein, wir haben wirklich nichts mit Ford zu tun“, schwört Robert „RJ“ Scaringe und nennt die Platzierung des Messestandes in einer Nische des Ford-Areals einen „reinen Zufall“. Der Chef der jungen Firma Rivian will die Autoshow in Los Angeles für die Weltpremiere der ersten beiden selbst entwickelten E-Autos nutzen und kann Gerüchte über ein Zusammengehen mit Ford nun gar nicht brauchen.

Die beiden Elektro-Riesen haben die ungeteilte Aufmerksamkeit auch verdient. Im Gegensatz zum Hauptkonkurrenten Tesla treten sie in einem Format an, das bislang von starken Dieselmotoren und benzinschluckenden Hubraum-Giganten beherrscht wird. Der 5,48 Meter lange Pickup mit der Bezeichnung R1T ist schon seit einigen Wochen bekannt, in Los Angeles nun erstmals in wuchtiger Schönheit zu bestaunen. Ende nächsten Jahres soll es in den USA den Pickup-Markt aufmischen.

Rivian R1S als Überraschung

Eine Überraschung dagegen das zweite Modell von Rivian, das ab 2020 zu haben sein soll. Das SUV R1S hat drei Sitzreihen, ist 5,04 Meter lang und kann neben dem Fahrer weitere sechs Insassen sogar zu Ausflügen ins Gelände mitnehmen. Die Technik teilt er sich mit seinem eher als Arbeitstier vorgesehen Schwestermodell.

Vier Motoren mit je 200 PS, die für je ein Rad zuständig sind, sorgen für einen elektronisch geregelten Allradantrieb. Bis zu 750 PS leistet das Elektroquartett. Sagenhaft die Durchzugskraft, die Rivian mit 14.000 Newtonmetern angibt. Der Siebensitzer kann 3.500 Kilogramm hinter sich herziehen oder 800 Kilogramm selbst einpacken. Als Reichweite peilt Rivian eine Strecke von rund 640 Kilometern an, wenn die leistungsstärkste Motor- und Batterieversion vom Kunden bestellt wird. Auch die anderen Werte gelten nur für Top-Version des SUV, deren Batterie dann 180 kWh liefert.

Mehrere Batteriegrößen im Einsatz

Die Wahlmöglichkeit zwischen einer Batteriekapazität von (105, 135 oder 180 kWh) hat sich zwar Rivian von Tesla abgeguckt, doch inzwischen überlassen auch andere Hersteller dem Käufer die Entscheidung, wie weit er sein Stromer unterwegs sein will, bevor ihm der Saft ausgeht. Obwohl bis zur Auslieferung des R1S noch zwei Jahre ins Land gehen, können sich Fans schon heute für eine Reservierungsgebühr von 1.000 Dollar einen solchen Großfamilien-SUV sichern. Auch hier lassen Tesla und sein Model 3 grüßen. Die Preisliste, die noch nicht im Detail feststeht, beginnt bei umgerechnet 57.200 Euro. Der Pickup mit Doppelkabine kostet rund 3.000 Euro weniger.

Bei der ersten Sitzprobe im Monster-SUV fällt bewusste Schlichtheit auf. Alle Blicke sollen sich auf den großen Monitor konzentrieren, der an einen quergelegten Tablet-Computer erinnert. Auf ihn können alle wichtigen Funktionen per Touchscreen angesteuert werden. Hinter dem Lenkrad können einige der Anzeigen wie zum Beispiel die Karte des Navigationssystems auf einen separaten Monitor gespiegelt werden.

Hochwertiger Innenraum

Die Innenausstattung und die Materialien wirken hochwertig, ob auch der Sprung in die Serie gelingt, steht noch nicht fest. Auch in der letzten Sitzreihe, anderswo meist eher Notplätze, lässt sich im Rivian recht kommod sitzen, auch wenn die Beinfreiheit deutlich bescheidener ist als in Reihe 2. Der Durchstieg gelingt aber ohne Verrenkungen.

Doch schafft es die recht kleine Firma überhaupt bis zur Serienproduktion, schließlich gibt es viele Beispiele von gescheiterten Start-up-Unternehmen. Eine Frage, die sich für den jungen Chef naturgemäß nicht stellt. „Wir sind solide finanziert, haben ein tolles Team und Produkte, auf die die Kunden in den USA warten“, sagt er und fügt hinzu: „Vor allem haben wir eine eigene Fabrik, die wir von Mitsubishi übernommen haben und die hochmodern mit Robotern und einer Lackiererei ausgerüstet ist“.  Es wird keine klassischen Händler geben, sondern vor allem Online verkauft. Ähnlich wie beim großen Vorbild sollen Beratungs-Stützpunkte in den Metropolen Kunden zum Kauf animieren.

Werden wir einen Rivian auch mal in Europa sehen? Ein Vorstandsmitglied weicht aus, hält einen Export der beiden großen Modelle eher für unwahrscheinlich. „Wir denken aber auch über ein kleineres SUV nach. Das würde dann auch für Europa passen“. (SP-X)

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