Renault Zoe: Achsen als Schwachstelle

Renault Zoe: Achsen als Schwachstelle
Der Renault Zoe hat ein umafassendes Facelift erhalten. © Renault/Stefan Anker

Der Renault Zoe ist ein Bestseller unter den Elektroautos. Doch wie schlägt sich der Franzose als Gebrauchtwagen – vor allem dann, wenn er zum TÜV muss?

Soviel schon mal vorab: Ganz anständig, auch wenn er einige Mängel aufweist. Doch dazu später mehr. Der seit 2013 verfügbare Renault Zoe hat über die Jahre einige Veränderungen durchgemacht. Waren die ersten Jahrgänge eher konventionell ausgestattet, fährt der gut 4 Meter lange Fünftürer seit 2019 deutlich schicker vor.

Grund dafür war sicherlich die zunehmende Konkurrenz von anderen Stromern wie Opel Corsa-e. Die umfangreiche Überarbeitung 2019 brachte dem Zoe nicht nur ein paar schickere Karosseriebauteile wie einen modifizierten Kühlergrill und geänderte Heckleuchten, sondern im Inneren ein aufgewertetes Cockpit mit besseren Materialien. Der konventionell angetriebene Clio stand Pate für die Verschönerungsmaßnahmen.

Gutes Platzangebot für Kleinwagen

Das Platzangebot ist recht gut für einen Kleinwagen. Vorne gibt es für lang gewachsene Menschen sehr ordentliche Platzverhältnisse, hinten geht es beengter zu. Mit guten Willen der Vorderleute sitzt man aber auch im Fond halbwegs kommod. Das Kofferraumvolumen variiert je nach Rücksitzkonfiguration zwischen 338 und 1.225 Litern. Beim Umklappen der Lehnen entsteht eine kleine Stufe.

Wie das Aussehen unterlag auch das Motorenangebot und die Batteriegröße über die Jahre einigen Änderungen. Gab es zunächst einen 63 PS starken E-Motor stieg die Leistung peu á peu auf 92 PS. Auch die Batteriekapazität legte zu, von 22 kWh auf 41 kWh und damit auch die Reichweite von 210 auf 400 Kilometer (NEFZ). Mitte 2018 brachte Renault einen 109 PS starken Motor, der mit einem 41 oder 52 kWh großen Akku kombiniert werden konnte. Nach WLTP beträgt die Reichweite 300 beziehungsweise fast 400 Kilometer. Zu diesem Motor gesellt sich seit 2019 ein E-Motor mit 135 PS, der nur mit dem 52 kWh-Akku ausgeliefert wird. Er kommt auf eine WLTP-Reichweite von 390 Kilometern. Mit einer Topspeed von 140 km/h überbietet er die anderen Aggregate um 5 km/h.

Bis 245 Nm Drehmoment

Zum Dynamiker wird der rund 1,6 Tonnen schwere Zoe mit keinem der Motoren; Fahrduelle auf der Autobahn zu gewinnen, dürfte auch den wenigsten Zoe-Fahrer in den Sinn kommen. Für einen Kleinwagen sind die Motoren aber ausreichend, dank eines üppigen Drehmoments (210 bis 245 Nm) vermitteln die Aggregate sogar Spritzigkeit. Der Durchschnittsverbrauch liegt zwischen 13,3 kWh (NEFZ) und 17,8 kWh (WLTP).

Bis zum Facelift verfügte der Zoe zum Laden über einen Typ-2-Anschluss. Der sogenannte Chameleon-Lader ermöglicht das ein- und dreiphasige Laden mit Wechselstrom mit bis zu 43 kW. Für die neueren Modelle (ab 2020) gibt es gegen Aufpreis für einen CCS-Anschluss, über den der Zoe 50-kW-Gleichstrom tankt. Die Zoe-Modelle sind ab Werk gut ausgestattet, verfügen etwa über das Infotainmentsystem „R-Link“, Klimaautomatik und Tempomat. In den höheren Komfortniveaus kamen unter anderem elektrische Helfer für hintere Fensterheber, Lederlenkrad und 16-Zoll-Alus dazu. Als Extras stand etwa eine Bose-Edition zur Wahl mit Leder, DAB-Radio und einem Bose-Sound-System. Mit dem Facelift hielten Fernlicht-, Notbrems-, Tot-Winkel- und Parkassistenten Einzug in den Zoe. Er erkennt nun auch Verkehrsschilder. Allerdings sind nicht alle Assistenten ab Werk an Bord.

Schlechte Note im EuroNCAP

Kam der Zoe beim EuroNCAP-Crashtest 2013 noch auf eine Fünf-Sterne-Bewertung, fiel er beim 2021er-Test durch. Null Sterne waren es. Die Gründe dafür liegen zum einen in der Verschärfung der Anforderungen an Crash-Sicherheit, zum anderen aber daran, dass die Basis-Variante auf einen automatischen Bremsassistent verzichtet. Zudem wurde der kombinierte Kopf- und Seitenairbag beim Facelift zugunsten eines einfachen Seitenairbags ersetzt, was zu Abzügen bei der Seitensicherheit führte.

Der Innenraum des aufgewerteten Renault Zoe. Foto: Renault

Bei den TÜV-Hauptuntersuchungen (HU) werden die Zoe-Jahrgänge seit dem 2017er Baujahr berücksichtigt, seit diesem Jahr stehen genügenden TÜV-Prüfungen zu Auswertungen bereit. Gebrauchtwageninteressenten sollten besonderes Augenmerk auf die Achsaufhängung legen. Querlenker, Spur- und Koppelstangen werden stark strapaziert. Die Beleuchtungsanlage ist dagegen unauffällig, bei den Bremsen bemängeln die TÜV-Prüfer die Funktion der Stopper.

Der Renault Zoe ist ein batterieelektrischer Kleinwagen, bei dem sich Käufer je nach Batteriegröße keine Sorgen um die Reichweite haben müssen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt werden bereits viele Exemplare angeboten. Los geht es für Modelle aus der Anfangszeit ab rund 5.000 Euro. Allerdings ist im Preis oft die Batterie nicht enthalten, da beim Zoe zu Beginn der Akku nur zum Mieten angeboten wurde. Zum Kaufpreis kommen daher noch Kosten für die Batteriemiete beziehungsweise für den Erwerb. (SP-X)

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