Zweifel an Spionage-Affäre bei Renault

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Zweifel an Spionage-Affäre bei Renault
Renault will in diesem Jahr vier Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen © Renault

Die Spionage-Affäre bei Renault scheint zum Rohrkrepierer zu avancieren. Ein anonymer Brief und eingesetzte Privatdetektive haben Stoff für einen Krimi geliefert, der anscheinend keiner war.

In Frankreich mehren sich Zweifel an der angeblichen Spionage-Affäre bei Renault. Mitarbeiter sollen Details über den Bau von Elektroautos gegen saftige Honorare auf Schweizer Konten an die Konkurrenz aus China weitergegeben haben. Doch nach Informationen von «Le Monde» existieren die angeblichen Schweizer Konten gar nicht. «Die Beweislage wird jeden Tag dünner», resümierte die Zeitung. Vize-Renault-Chef Patrick Pélata schließt mittlerweile nicht aus, dass das Unternehmen auf eine Lügengeschichte reingefallen sein könnte. «Wenn es kein Fall von Spionage war, dann werde ich die Konsequenzen daraus ziehen», sagte er dem «Figaro».

«Wirtschaftskrieg» vermutet

Renault hatte drei ranghohe Führungskräfte verdächtigt, strategische Informationen illegal weitergegeben zu haben. Die drei wurden Mitte Januar entlassen, das Unternehmen erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Industrieminister Eric Besson wähnte schon einen «Wirtschaftskrieg» und verärgerte damit wiederum die Regierung in Peking.

Der Autobauer war im vergangenen August durch einen anonymen Brief gewarnt worden und hatte daraufhin Privatdetektive eingesetzt. Diese ermittelten die Existenz von drei Konten in der Schweiz und in Liechtenstein. Die drei Verdächtigen verklagten ihrerseits ihren ehemaligen Arbeitgeber wegen Diffamierung. Sie hätten von den konkreten Vorwürfen erst im Nachhinein aus den Medien erfahren, berichtete «Le Monde».

Renault setzt große Hoffnungen in das Geschäft mit Elektrofahrzeugen und hat zusammen mit seinem japanischen Schwesterkonzern Nissan bereits rund vier Milliarden Euro investiert. In diesem und kommendem Jahr will Renault vier Elektroautos auf den Markt bringen. Derzeit sind mehr als 100 Patente angemeldet.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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