Renault Kangoo: Als Gebrauchter mit etlichen Mängeln

Renault Kangoo: Als Gebrauchter mit etlichen Mängeln
Der Hochdachkombi Renault Kangoo. © Renault

Der Renault Kangoo ist schon ein Phänomen. Bereits die erste Generation des Hochdachkombis ist ein wahres Raumwunder, obwohl sie 18 Zentimeter kürzer als die aktuelle Version ist.

Das Auto verpackt Fahrräder, Sperrgut, überbordendes Urlaubsgepäck und ist dabei unprätentiös. Ein Familienauto, das was abkann, aber auch manchen Handwerker glücklich macht. Doch um die Nachhaltigkeit sieht es eher schlecht aus. Denn im Vergleich zu anderen Autos plagen ihn früh typische Mängel, wie ein Blick auf sein Abschneiden bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) zeigt.

«Die praktischen Vorzüge der cleveren Kangoo-Konstruktion treffen im Alltag leider auf viele Mängel, die den Haltern allzu oft ihre HU-Prüfungen verhageln», schreibt der «TÜV Report 2018». Bereits bei der zweiten Hauptuntersuchung (HU) falle jeder sechste Kangoo durch. Mit steigendem Alter sehe es noch düsterer aus.

Renault Kangoo mit maroden Federn

Ab der zweiten HU sind marode Federn und Dämpfer ein größeres Problem, die Achsaufhängung streikt meist erst im Fahrzeugalter von elf Jahren und trifft damit aktuell noch nur die Erstauflage. Dafür leidet der Hochdachkombi über alle Jahrgänge an hohem Bremsverschleiß. Bremsleitungen rosten bereits ab einem Alter von fünf Jahren. Und dass der Kangoo durch die Abgasuntersuchung kommt, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Hoher Ölverlust tritt bei fünf- und elfjährigen Modellen auf.

Ein durchwachsenes Bild gibt selbst die aktuelle Generation in der ADAC-Pannenstatistik 2018 ab. Für gute Werte sorgen dort nur Exemplare von 2009 und 2010. Die übrigen sind bis auf die eher schlecht abschneidenden Autos von 2015 schlicht purer Durchschnitt. Die Hilfseinsätze sind weitgefächert begründet: Bei Autos von 2008 bis 2015 waren Kraftstoffpumpen oft problembehaftet, Anlasser bei Autos von 2008 bis 2013. Kupplungsnehmerzylinder sorgten bei Kangoos von 2008, 2010 und 2011 für Sorgenfalten, Kurbelwellensensoren bei Exemplaren von 2010 bis 2012.

Sechs Rückrufe seit 2008

Sechs Rückrufe allein seit 2008 hat der ADAC dokumentiert. Anlass gaben falsch montierte Gurtaufroller, knackende Lenkungen, reißende Bremsschläuche oder nicht einrastende Sitze. Der größte Rückruf betraf im Februar 2012 in Deutschland über 22 000 Fahrzeuge vom Bauzeitraum 2008 bis Frühjahr 2010 wegen mangelhafter Befestigung von Sicherheitsgurten.

2008 löste die zweite Generation die 1997 gestartete Erstauflage ab. Neu war neben der modernisierten und gestreckten Form und der Option auf sieben Sitze die Karosserievariante Be Bop. Diese Kurzfassung mit zwei Türen und vier Sitzen verschwand aber mangels Nachfrage mit dem Facelift von 2013 wieder vom Markt. Hauptargument für Neu- wie Gebrauchtwagenkunden bleibt nach wie vor das üppige Raumangebot – da braucht es offenbar keine Miniausgabe.

Seit 2011 auch elektrifiziert

Den Kangoo gibt es seit 2011 auch elektrifiziert als Z.E. und nach der Erdgasversion der Erstauflage auch als LPG-Auto für den Betrieb mit Autogas (72 kW/98 PS), das von 2009 bis 2010 in den Preislisten war. Konventionell mit Vierzylindern motorisiert, kommen die Benziner des Kangoo II je nach Baujahr und Ausführung auf 64 kW/87 PS und 84 kW/115 PS. Die Diesel bringen es auf 50 kW/68 PS bis 80 kW/110 PS.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird beispielsweise ein Kangoo 1.5 dCi 110 FAP mit 80 kW/110 PS von 2011 für durchschnittlich 7050 Euro gehandelt.

Diesen Wert sowie eine durchschnittliche Laufleistung von 121 000 Kilometern nennt die Deutsche Automobil Treuhand im «DAT Marktspiegel». Ein 1.2 TCe 115 mit 84 kW/115 PS von 2016 ist dort mit mindestens 11 600 Euro und 35 000 Kilometern vermerkt. Noch 5600 Euro und 88 000 Kilometer müssen für einen Kangoo 1.6 16V 105 mit 78 kW/116 PS von 2012 eingeplant werden. (dpa/tmn)

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