Keine Lorbeeren für den Renault Kangoo II

Anfälliger Hochdachkombi

Keine Lorbeeren für den Renault Kangoo II
Der Renault Kangoo ist praktisch, aber anfällig © Renault

Der Renault Kangoo bietet viel Nutzwert für Familien oder Schaffende. Allerdings ist bei dem französischen Hochdachkombi auch viel Platz für Mängel.

Mächtiges Ladevolumen, bis zu sieben Sitze – Pkw der Gattung Hochdachkombi à la VW Caddy werden gern als Praktikerautos bezeichnet. Der Begriff weist auf die Herkunft des Handwerkerautos hin, das viele schon lange nicht mehr sind, aber auch auf den Nutzwert, den solche Autos für Familien haben. Renaults Vertreter, der Kangoo, schleppt aber auch Probleme mit sich herum.

Renault Kangoo II nicht pannensicherer als Kangoo I

«In Sachen Haltbarkeit erntet der Kastenwagen wahrlich keine Lorbeeren», so die Bilanz im «TÜV Report 2016». Bei vielen Exemplaren würden bei der zweiten Kfz-Hauptuntersuchung (HU) Lenkung, Antriebswellen, Bremsen oder die Abgasreinigung, speziell die Lambdasonde, überdurchschnittlich oft beanstandet. Wenn mehrere Mängel zusammenkommen, wird die Reparatur teuer. Nach fünf Jahren müssten meist auch Stoßdämpfer und Federn erneuert werden. Bereits bei der ersten HU fallen Probleme mit der Lampenanlage auf.

Dabei hat der Kangoo II auch bei der Pannensicherheit gegenüber seinem Vorgänger kaum Boden gut gemacht. Der ADAC bescheinigt ihm in seiner aktuellen Pannenstatistik einen Platz im «unteren Mittelfeld». Die häufigsten Ausfallursachen waren demnach defekte Kraftstoffpumpen bei bis zum Jahr 2012 gebauten Fahrzeugen oder streikende Injektoren der Einspritzanlage bei Dieselmodellen von 2009. Bei Benzinern machten feuchte Zündkerzen verstärkt Probleme (2011 bis 2012), bei den Baujahren 2007 bis 2011 führten marode Zahnriemen zu Motorschäden. Auch einige Rückrufe gab es, 2010 etwa wegen zu kurzer Bremsschläuche bei Autos vom April 2009, die beim Ausfedern reißen konnten.

Renault Kangoo II seit 2008 auf dem Markt

Renault brachte den Kangoo 1997 erstmals auf den Markt, seit 2008 ist die zweite Generation im Verkauf. 2009 gesellte sich zur normalen Pkw-Version der von 4,30 Meter auf 3,87 Meter geschrumpfte BeBop, ein Viersitzer. Als Kastenwagen trägt der Kangoo den Beinamen Rapid. 2013 führte der Hersteller eine Modellpflege durch, die sich auf verändertes Front- und Heckdesign sowie Modernisierungen im Innenraum beschränkte.

Motorenseitig ist Renault auch beim Hochdachkombi der Konkurrenz in Sachen Elektrifizierung ein Stückchen voraus: Seit 2011 gibt es neben herkömmlichen Antriebsarten die Elektroversion Z.E. Auch ansonsten setzt der Hersteller auf alternative Antriebe. Gab es die erste Generation noch mit Erdgasmotor, legte Renault von Nummer zwei zwischen 2009 und 2010 eine 72 kW/98 PS starke LPG-Version auf. Die Benziner des Kangoo II leisten je nach Baujahr und Ausführung zwischen 64 kW/87 PS und 84 kW/115 PS. Die Dieselversionen decken eine Spanne von 50 kW/68 PS bis 80 kW/110 PS ab.

Wer einen jungen gebrauchten Diesel sucht, muss im Fall des Fünftürers Kangoo dCi 90 FAP Lux mit 66 kW/90 PS von 2013 laut Schwacke-Liste knapp 13.000 Euro einplanen. Die Marktbeobachter gehen dabei von einer durchschnittlichen Laufleistung von statistisch ermittelten 46.450 Kilometern aus. Mit noch 5850 Euro listet Schwacke den Kangoo 1.6 16V Expression mit 78 kW/106 PS vom Baujahr 2008 (92.200 Kilometer). Für eine ein Jahr jüngere LPG-Version mit 72 kW/98 PS müssen ab 6500 Euro eingeplant werden – bei 80.200 Kilometern auf dem Tacho. (dpa/tmn)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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