Renault musst im zurückliegenden Jahr einen Milliarden-Verlust hinnehmen. An der Ausrichtung der Marke Richtung Elektromobilität ändert das nichts.
Kompakte Größe, gute Reichweite, attraktives Design, fairer Preis. Alles richtig gemacht beim Zoe. Seit 2013 legt dieses Elektroauto eine beeindruckende Performance hin und wurde zum sechsten Mal in Folge Lieblings-Stromer der Deutschen. Zudem schaffte es der Zoe – als erstes Elektroauto überhaupt – unter die Top-Ten der meistverkauften Autos in Deutschland zu fahren. Da müssen andere Hersteller mit ihrer E-Strategie erst einmal hinkommen.
Recht spät gestartet dagegen ist Renault bei der übrigen Elektrifizierung. Stichwort: Hybrid. Doch auch hier nimmt die Sache Fahrt auf. In den kommenden Monaten wächst die Palette auf insgesamt sechs Hybrid-/Plug-in-Modelle: Clio und Arkana mit Hybrid, Captur als Hybrid und Plug-in Hybrid sowie Mégane und Mégane Grandtour als Plug-in-Hybrid.
Strategie Renaulution
Wohin zukünftig das Elektro-Engagement geht, hatte Renaults neuer Chef, Luca de Meo, kürzlich mit dem Strategie-Plan „Renaulution“ grob umrissen. Danach sollen in fünf Jahren 14 neue Modelle erscheinen, die Hälfte davon fährt elektrisch. Rechnet man Lada/Dacia und Alpine hinzu, spricht de Meo gar von 24 Neuerscheinungen. „Wir werden uns zu einer Marke entwickeln, die für saubere Energie steht“, so de Meo. Man will 2025 den „grünsten“ Antriebsmix aller Autobauer in Europa haben.
Zoe und Twingo Electric sind im Markt. Weiter geht es mit dem Dacia Spring, ein elektrisches City-SUV, das bei rund 18.000 Euro starten soll. Nach Abzug der Innovationsprämie und des Händler-Bonus würde der Spring für unter 10.000 Euro vor der Tür stehen. Günstiger ist kein anderes E-Auto.
Mid-Size-SUV in Pipeline
Doch auch in die andere Richtung will Dacia sich orientieren. 2023 soll es oberhalb des Duster ein Mid-Size-SUV geben, nach Vorbild der Studie Bigster. Lada plant mit der Neuauflage des schon legendären Niva für 2024 ein ähnliches Projekt. Zuvor könnte die russische Marke aber noch mit einem konventionellen Kompaktwagen um die Ecke kommen. Was davon elektrifiziert wird, lässt Renault noch offen. Auch die Frage, ob Lada überhaupt wieder in Deutschland angeboten wird, bleibt offen.
Alpine mit ihrem Sportwagen A 110, dem einzigen, wenn auch top gemachten Modell der Marke, hatten viele Branchenkenner wenig Zukunftschancen eingeräumt. Doch Luca de Meo, der schon bei Audi Sport und Seat Cupra die Fäden gezogen hatte, sieht großes Potenzial. Seiner Meinung nach könnten exklusive Alpine-Elektro-Modelle in der Manufaktur entstehen, neben einem sportlichen Crossover beispielsweise auch ein zweisitziges Coupé.
Basis ist neue Architektur
Basis-Baukasten bildet stets die Konzern-Architektur CMF-EV, einer in weiten Bereichen skalierbaren und modularen Plattform. Auf ihr sollen Stromer vom B- bis zum D-Segment entstehen. Wie so etwas im C-Segment – auf diese Größe legt Renault künftig den Schwerpunkt – aussieht, zeigte im vorigen Jahre die schicke Studie Mégane eVision. Ende 2021 will man die Serienversion präsentieren, die Markteinführung steht dann für 2022 an. Der Elektro-Mégane sorgte allerdings für Spekulationen. Bleibt es in diesem Segment beim Crossover-Stromer oder legt Renault zusätzlich eine Verbrenner/Hybrid-Mégane-Baureihe auf? Letzteres dürfte wahrscheinlicher sein.
Ebenso im spekulativen Bereich bewegt sich der Zoe. Bis 2024 soll er noch gebaut werden. Und dann? Vorstellbar wäre, ihn durch den elektrischen R5 zu ersetzen, der in drei Jahren auf den Markt kommen soll. Im Design erinnert der R5, der laut Luca de Meo „den Kunden voll ins Herz trifft“, stark an das knuffige Original aus den 70ern. Vorstellbar aber ist ebenso, dass Zoe und R5 nebeneinander ihren Platz finden werden. Sogar vom selben Band könnten sie rollen, zusammen mit dem elektrischen Mégane und weiteren E-Modellen. Anbieten würde sich dafür das nordfranzösische Werk in Douai. Hier werden zwar zurzeit noch Scénic, Espace und Talisman produziert, doch allen drei droht wohl das gleiche Schicksal: Sie erhalten keine Nachfolger. (SP-X)