Renault Clio: Der Frauenversteher wird 30

Renault Clio: Der Frauenversteher wird 30
Der erste Renault Clio kam 1990 auf den Markt. © Renault

Der Renault Clio hat Geburtstag. Vor 30 Jahren bracht der französische Autobauer seinen Kleinwagen auf den Markt.

Anfang der 1990er erkannten Renault Fans ihre Marke kaum wieder. Vorbei die Zeit der Ziffernherrschaft mit nüchternen Zahlencodes von R25 bis R5, stattdessen waren Emotionen und Kreativität bei Karosseriekonzepten und Modellnamen angesagt. So wie beim charmanten Cityflitzer Clio, der anfangs vor allem als Frauenverführer für Furore sorgte.

Beim Modellnamen bezog sich der in fröhlichen Farben und rundlichen Formen gehaltene Renault auf die olympische Muse Clio aus der griechischen Mythologie. Und da die göttliche Clio für die Heldendichtung zuständig war, verpasste das Renault-Marketing dem modernen Nachfolger des altgedienten R5 eine kreative Herkunft „Made in Paradise“. Inklusive züngelnder Stoffschlange auf dem Beifahrerplatz, die im Kopfkino der Kleinwagenkäuferinnen den Werbespot präsent halten sollte.

Auch als kräftiger Krawallo

Aber als echter Held konnte der Clio auch die männlichen Kunden begeistern, gab es ihn doch rasch als kräftigen Krawallo mit dem Namen des Formel-1-Weltmeisterteams von 1992: Der Clio Williams setzte 110 kW/150 PS frei, da blieben Golf GTI & Co chancenlos. Mehr als 15 Millionen Clio in fünf Generationen konnte Renault bis heute absetzen, das genügt für einen Platz auf dem Olymp der europäischen Kleinwagenverkaufscharts. Sogar mit den noch länger verkauften Ford Fiesta, Opel Corsa und VW Polo fährt der Clio fast auf Augenhöhe.

Unter den Namen Symbol, Thalia, Tricorps oder schlicht Clio Sedan wurden Clio-Stufenhecklimousinen in Osteuropa, der Türkei, Südamerika und Afrika produziert. Hinzu kam der Clio-Zwilling Nissan Platina, der in Asien und Amerika Karriere machten. Und dann gab es noch Dacia, die erfolgreiche Renault-Billigmarke aus Rumänien. Auch Dacia-Modelle wie Logan und Sandero bedienten sich zumindest der Antriebskomponenten aus dem Clio, der andererseits auf manchen Märkten mit Stufenheck als Renault Logan reüssierte.

1998 kam der Clio II

Ihren 100. Geburtstag feierte die Marke im Zeichen des Rhombus 1998 mit dem Clio II, der durch damals ungewöhnliche Sicherheitsdetails wie Beifahrerairbag und Seitenairbags für Furore sorgte. Nicht fehlen durften die Eigenschaften eines „Fraueneroberers“, dafür rekrutierte Renault den Filmstar Til Schweiger, der im aufwändigen Werbefilm „Renault Clio – Der junge Wilde“ einen rasenden Familienvater spielte, der die Polizei austrickste.

Den Renault Clio des aktuellen Modelljahres gibt es nur noch als Fünftürer. Foto: Renault

Der Clio III setzte 2005 noch einen drauf, gab es doch neben den drei- und fünftürigen Steilhecklimousinen erstmals einen Kombi. Dieser Clio Grandtour kündete von Mut, denn an Kombis im Kleinwagensegment wagte sich kaum ein Rivale. Aber auch einen Van auf Clio-Plattform hatte Renault als Modell Modus erfolgreich im Programm und 2013 folgte mit dem Captur einer der ersten City-SUV.

Au revoir Renault Clio III, bonjour Clio IV hieß es auf dem Pariser Salon 2012. Der frisch augurierte Renault Chef-Designer Laurens van den Acker hatte dem neuen Kleinen eine ausdrucksstarke Front mit prägnanterer Raute verpasst. Erfolgreich, einen Karriereknick wie andere erlebte der Renault Clio nie. Den 30. Geburtstag seines Kleinwagens feiert Renault mit dem Clio V und das mit zukunftsweisendem Hybridantrieb – damit die Muse Clio auch künftig kleine Heldenlegenden dichten kann. (SP-X)

Vorheriger ArtikelUrwahn Platzhirsch: Pedelec für Puristen
Nächster ArtikelToyota Yaris Hybrid: Überzeugend anders
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein