Renault 5: Zur Legende in 22 Jahren

40-jähriges Jubiläum

Renault 5: Zur Legende in 22 Jahren
Der Renault 5 startete 1972 © Renault

Vor 40 Jahren erblickte der Renault 5 das Licht der Welt. Der französische Kleinwagen war nicht nur das erste „Frauenauto“, sondern verschaffte sich in seinen 22 Jahren einen Legendenstatus.

Von Wolfram Nickel

Sparsam, praktisch und auf Wunsch richtig schnell: Der Renault 5 hat den Kleinwagen von einem Image als automobile Notlösung befreit. Der Lohn waren über neun Millionen verkaufte Modelle in 22 Jahren Bauzeit. Auch wenn Rost und Verschrottungsaktionen den Renault 5 mittlerweile eliminiert haben, hat sich der kleine Franzose seinen Platz in der automobilen Ruhmeshalle direkt neben dem englischen Mini gesichert. Noch heute verfügt er über einen Nimbus, von dem Rivalen wie Fiat 127, Peugeot 104 und VW Polo oft nur träumen konnten.

Renault 5 sprengt soziale Grenzen

Die Nummer 5 war 1972 der erste wirklich moderne Renault im Segment der drei- und fünftürigen Kleinwagen, ein Auto, dessen Design und Konzept über Jahrzehnte die Modellentwicklung bei den Franzosen bestimmte.

"Ein Auto, das in der Lage ist, soziale Grenzen zu überschreiten – weil sich die Frau von Welt, der Arzt und der Arbeiter mit ihm vor einer roten Ampel treffen und sich dabei gleichermaßen wohl fühlen können", wie es Michel Boué, Chefdesigner des Renault 5, einst formulierte.

Renault 5 feiert Erfolge auf der Piste

Der Renault 5 entfachte eine Renneuphorie Renault

Doch nicht nur auf der Straße leitete die Nummer 5 ein neues Zeitalter ein: Auch auf europäischen Rennstrecken begann mit ihm eine andere Ära. Der kleine Franzose etablierte nationale Markenpokalserien, die bei Nachwuchsrennfahrern und Zuschauern eine Welle der Begeisterung auslösten. Was in Deutschland als Renault-5-Elf-Pokal mit 40 Startern begann, entwickelte sich zu einer europaweiten Euphorie. Insgesamt 1500 Renn-Fünfer kämpften schließlich in neun Nationen um landeseigene Trophäen. Für die Champions unter den Piloten gab es eine eigene Europameisterschaft.

Zum illustren Fahrerfeld der Rennsemmeln, deren Kunststoff-Stoßfänger stets schnelle Feindberührung suchten, zählten auch deutsche Motorsportgrößen wie Christian Danner, Joachim Winckelhock oder Volker Stryczek. Nach einem Sensationserfolg bei der Rallye Monte Carlo 1981 gegen Audi Quattro, Lancia Stratos oder Porsche 911 fuhren die bis zu 300 kW/408 PS Hecktriebler noch manches Mal die immer zahlreicheren Allradboliden der Konkurrenz in Grund und Boden.

Renault 5 als erster Frauenversteher

Der Renault 5 war das erste "Frauenauto" überhaupt Renault

Die wirklich entscheidenden Siege fuhr die Nummer 5 aber an der Verkaufsfront ein – und dort entschieden weder maximale Motorleistung noch Sporttriumphe. Das Gesamtkonzept des Autos musste stimmen. Auf nur 3,51 Metern Länge bot er Platz für vier Erwachsene und viel Gepäck, das bequem durch die weit aufschwingende Heckklappe eingeladen werden konnte.

Dank eines kleinen Wendekreises von nur 9,8 Metern und großer Übersichtlichkeit wieselte der flotte Franzose flink durch dichtesten Verkehr und in knappe Parklücken. Dafür liebten ihn die Frauen: Ihr Käuferanteil betrug damals ungewöhnliche 50 Prozent. Aber auch auf Langstrecken sollte der R 5 dank hohen Federungskomforts eine gute Figur machen.

1994 ging Renault 5 in Rente

Auchn in der zweiten Generation des Renault 5 gab es einen Turbo Renault

Besonders in Deutschland half der R 5 entscheidend, die Renault-Zulassungen auf beachtlicher Höhe zu halten. So stellten die Franzosen ausgerechnet nach dem Schock der ersten Ölkrise im Krisenjahr 1974 einen Absatzrekord auf: 7,2 Prozent Marktanteil wurden zur einsamen Messlatte für die folgenden Jahrzehnte.

Diese Marke konnte auch die 1984 lancierte zweite Generation des Renault 5 nicht knacken, obwohl der „Kleine Freund“ nun fast alles etwas besser konnte. Der in Frankreich "Supercinq" (Superfünf) genannte Mini war größer und erwachsener geworden und ermöglichte mehr individuelle Auswahl mit Motoren vom sparsamen Diesel bis zum spritzigen Turbo. Die einstige Alleinstellung im Markt hatte er jedoch nicht mehr – flotte Flitzer mit klassenlosem Schick gab es inzwischen von vielen Herstellern. Dennoch weinten nicht nur die Fans, als sich der kleine Freund und Frauenversteher 1994 endgültig in den Ruhestand verabschiedete. "Bye Bye" stand auf dem Heck der letzten Serie des Renault 5. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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