Reifen beeinflussen CO2-Ausstoß

Auch die richtigen Reifen können zur Minderung der C02- Emissionen im Straßenverkehr beitragen. Ein optimierter Rollwiderstand senkt den Spritverbrauch und damit den Ausstoß des klimaschädigenden Treibhausgases.

Von Thomas Geiger

Die aktuelle CO2-Diskussion rund um das Auto trifft nicht nur die Fahrzeughersteller. Auch die Zulieferer sind gefragt, wenn es um eine Senkung des Verbrauchs geht. Ganz besonders gilt das für die Reifenindustrie: «Schließlich trägt der Reifen etwa zu einem Fünftel zum Gesamtverbrauch des Fahrzeugs bei», sagt Holger Lange aus der Entwicklungsabteilung von Continental in Hannover. Seine Kollegen vom Hersteller Fulda verdeutlichen: «Im Durchschnitt wird jede fünfte Tankfüllung aufgewendet, um die Rollwiderstandskräfte zu überwinden.» Im Stadtverkehr und den dort niedrigen Geschwindigkeiten könne sich dieser Einfluss sogar auf 30 Prozent steigern, sagt Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern).

Hersteller sehen noch mehr Sparpotenzial

Vor diesem Hintergrund haben die Hersteller den Rollwiderstand in den vergangenen Jahren reduziert und stellen für die Zukunft weitere Einsparungen in Aussicht. Der Rollwiderstand ergibt sich Fulda zufolge durch die Verformung des Reifens, mit der eine ausreichend große Aufstandsfläche auf der Straße erzeugt wird. «Jedes Mal, wenn der Reifen sich dreht und einfedert, absorbiert er Energie. Diese Energieaufnahme bezeichnet man als Rollwiderstand», erläutert eine Fulda-Sprecherin. «Je mehr Energie die Laufflächenmischung absorbiert, desto größer ist der Rollwiderstand.» Die Stellschrauben dafür sind nach Angaben von Continental-Entwickler Lange die Silika-Technologie in der Reifenmischung und der Reifenaufbau selbst.

Wie groß die Unterscheide einzelner Reifen sind und welchen Einfluss diese auf die Tankuhr und die Benzinrechnung haben, zeigen laut ADAC-Experte Müller die aktuellen Tests des Automobilclubs: «Bei konstanten Geschwindigkeiten liegen zwischen dem besten und dem schlechtesten Reifen - in der Dimension 155/70 R13 - 0,3 Liter auf 100 Kilometer, bei 205/55 R16 sind es sogar 0,33 Liter», zitiert der Experte aus den Messtabellen. Für den Alltagsgebrauch schätzt er den Verbrauchsvorteil von Reifen mit optimiertem Rollwiderstand auf 0,15 Liter pro 100 Kilometer. Bei einer Laufleistung von 10 000 Kilometern pro Jahr sind das 15 Liter Sprit und immerhin etwa 36 Kilogramm CO2.

Große Einsparungen bei LKW

Hohes Einsparpotenzial bei LKW Foto: dpa

Noch deutlicher fällt der Vorteil bei Nutzfahrzeugen aus, rechnet Continental-Bereichsvorstand Hans-Joachim Nikolin vor: Dort hat das Unternehmen den Rollwiderstand mit einer neuen Reifengeneration um acht Prozent gesenkt und damit bei einem Sattelzug im Europaverkehr etwa 1400 Euro Tankkosten und bis zu drei Tonnen CO2 im Jahr eingespart.

Insgesamt stellt ADAC-Experte Müller der Industrie ein gutes Zeugnis aus: Besonders mit der Einführung von Silika-Mischungen und deren Optimierung sei der Rollwiderstand des Reifens kontinuierlich gesenkt worden. «Die Verbesserungen liegen in der Größenordnung von 20 bis 30 Prozent». Weitere Optimierungen seien allerdings schwierig. «Es gibt am Auto wohl kaum ein Bauteil, an das so viele unterschiedliche Ansprüche gestellt werden, wie an den Reifen», sagt Müller. «Wenn man eine Eigenschaft verändert, ändern sich viele andere gleich mit.» Deshalb könne man nicht einfach den Rollwiderstand weiter senken, sondern müsse immer den bestmöglichen Kompromiss der einzelnen Anforderungen suchen.

Dennoch ist der Fortschritt offensichtlich noch nicht zu Ende: «Wir gehen davon aus, dass eine weitere Minimierung des Rollwiderstandes um nahezu die Hälfte in den nächsten 30 Jahren durchaus realistisch ist», sagt Continental-Experte Lange und stellt damit etwa zehn Prozent weniger Benzinverbrauch allein durch neue Reifen in Aussicht. «Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen wie der Senkung der Fahrzeuggewichte und der Verringerung des Luftwiderstandes ist dies ein effektiver Beitrag, den Verbrauch von Kraftstoff und den damit verbundenen Ausstoß von CO2 zu verringern.»

Richtiger Luftdruck hilft beim Sparen


Allerdings müssen Autofahrer nicht noch 30 Jahre warten, bis sie mit ihren Reifen Sprit sparen können. Schon heute hat der Fahrer laut ADAC-Experte Müller über die Wahl des richtigen Reifens hinaus einen großen Einfluss auf deren Verbrauchsanteil: durch den richtigen Luftdruck. «Überschlägig wird bei einem Minderdruck von 0,3 bar von einer Rollwiderstandserhöhung von sechs Prozent und einem Mehrverbrauch von ein bis zwei Prozent ausgegangen. Wer 0,6 bar zu wenig Druck im Reifen hat, muss mit vier Prozent mehr Sprit rechnen», sagt Müller und mahnt zur regelmäßigen Kontrolle. «Alle zwei Wochen am kalten Reifen mit dem Handmessgerät den Druck zu überprüfen, kann viel Geld sparen.» Allerdings sei es dabei wichtig, sich an die Vorgaben der Bedienungsanleitung zu halten und den Luftdruck entsprechend der Beladung zu verändern. (dpa)

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