Porsche: Nie war es schwerer, noch leichter zu werden

Effizienzsteigerung bei Sportwagen

Porsche: Nie war es schwerer, noch leichter zu werden
Porsche muss schon wieder Autos zurückrufen. © Porsche

Porsche kann nicht nur schnell, sondern auch effizient. Der Sportwagenbauer hat beim neuen 911er eine Verbrauchseinsparung von 16 Prozent erzielt. Bereits jetzt arbeiten die Entwickler an weiteren Effizienzsteigerungen.

Von Frank Mertens

Ein möglichst niedriger Verbrauch ist für den durchschnittlichen Kunden ein wichtiges Kriterium beim Neuwagenkauf. Für den Kunden eines Sportwagens ist dieser Aspekt eher von nachgeordneter Bedeutung. Ihm geht es vor allem um viel Leistung. Wer sich ein Spielzeug jenseits der 100.000 Euro zulegt, dem ist es am Ende egal, ob er nun ein paar Liter mehr auf 100 Kilometer verbraucht.

Natürlich, so sagt Michael Schätzle, interessiere das Thema Verbrauch den Käufer eines Sportwagens nicht in dem Maße, dass er sich wegen eines Mehrverbrauchs von vielleicht ein oder zwei Liter gegen den Kauf entscheidet. Schätzle weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er Leiter Gesamtfahrzeug des Porsche 911 und kennt damit genau die Bedürfnisse seiner Kundschaft.

Verbrauchsreduktion für Porsche wichtiges Thema

Wer glaubt, dass das Thema Verbrauch deshalb für den Stuttgarter Sportwagenbauer von ebenso nachgeordneter Bedeutung ist, irrt. Die Verbrauchsreduktion der Porsche-Modelle interessiert die Stuttgarter allein schon wegen der Vorgaben der EU bei den CO2-Grenzwerten. Entsprechend ist Porsche bestrebt, jedes seiner neuen Modelle noch effizienter zu machen. Auch beim neuen Porsche 911 ist das der Fall, der gerade dafür sorgt, dass die Absatzzahlen der Zuffenhausener stetig nach oben gehen.

Das Doppelkupplungsgetriebe PDK im Porsche 911
Das Doppelkupplungsgetriebe PDK Porsche

Mit einer Vielzahl von Maßnahmen ist es den Entwicklern gelungen, den Verbrauch bei der siebten Generation des Sportwagenklassikers zu senken. so wurde beim Porsche 911 Carrera mit PDK (so bezeichnet Porsche sein Doppelkupplungsbetriebe) eine Reduktion um beachtliche 16 Prozent erzielt. Somit kommt der 350 PS starke Sechszylinder-Boxermotor auf 100 Kilometer nur auf einen nach dem europäischen Fahrzyklus NEFZ ermittelten Durchschnittsverbrauch von 8,2 Litern (CO2-Ausstoß 194 g/km). Das sind 1,6 Liter weniger als beim Vorgängermodell.

Konsequenter Leichtbau beim 911er

Gelungen ist dies zum einen über konsequenten Leichtbau, wie Schätzle sagt. So wurde am neuen 911er, je nach Ausstattungsvariante, eine Gewichtsersparnis von 35 bis 45 Kilogramm erzielt, sodass er nun 1400 Kilogramm auf die Waage bringt. Von dieser Ersparnis entfielen beispielsweise durch die Verwendung von Aluminium 18 Kilogramm auf die Karosserie, zehn Kilo auf den Antrieb, sechs Kilo wurden beim Fahrwerk und zwei Kilo bei der Verkabelung eingespart. Eine Einsparung von 45 Kilogramm bedeuten letztlich eine Gewichtsreduktion beim Fahrzeugbasisgewicht von 98 Kilogramm.

Dass ist eine beachtliche Gewichtsreduktion, die maßgeblich mit zur Verbrauchsreduktion beitrug. Abstriche bei der Performance musste der Kunde dabei nicht machen. Ganz im Gegenteil, die Leistung ist angewachsen. So beschleunigt der Porsche Carrera mit PDK nunmehr in 4,4 Sekunden auf Tempo 100, das sind 0,1 Sekunden mehr als beim Vorgänger. Der 400 PS starke Carrera S mit PDK braucht sogar nur 4,1 Sekunden bis zu dieser Marke, das sind 0,2 Sekunden weniger als beim Vorgängermodell.

Karosserie des Porsche 911.
Konsequenter Leichtbau beim Porsche 911 Porsche

Derartige Einsparungen beim Gewicht und beim Verbrauch bei jedem neuen Modell zu erzielen, werde indes immer schwieriger, wie Schätzle berichtet: Das stelle er bereits schon zum jetzigen Zeitpunkt fest, an dem man bereits mit der Entwicklung der nächsten Generation des gerade erst auf den Markt gekommenen Porsche 911 begonnen habe. Natürlich werde man auch beim nächsten 911er wieder große Leistungsschritte vorweisen können, ob sie indes wieder in einer Größenordnung von bis zu 45 Kilogramm Gewichtsreduktion beziehungsweise 16 Prozent Minderverbrauch liegen würden, könne er jetzt nicht sagen. Doch eines sagt Schätzle doch. "So schwierig wie jetzt, war es noch nie."

Gewichtsreduktion wird schwieriger

Kein Wunder, denn weitere Steigerungen bei der Effizienz, noch stärke Verwendung von Leichtbaumaterialien dürften zu vertretbaren Kosten nur schwer erzielbar sein. Wie viel die Reduktion von einem Gramm CO2 pro Kilometer kostet, verrät Schätzle nicht. "Betriebsgeheimnis."

Vor dem Hintergrund der hohen Kosten, die weiterer Leichtbau verschlingt, kann man sich vorstellen, wie schwierig es für Schätzle und sein Team ist, weiter an der Gewichtsspirale zu drehen und gleichzeitig zu nennenswerten Fortschritten bei Leistung und Verbrauch zu kommen Natürlich könnte man einfach die Leistung des Porsche senken, um so zu weniger Verbrauch zu kommen. Doch das sei ebenso wenig vorstellbar, wie in einem 911er einen Diesel einzubauen oder aus ihm einen Vollhybriden zu machen. "Derartige Dinge stehen für den 911er nicht auf der Tagesordnung und sind auch nicht vorstellbar."

Derartige Dinge sind vielmehr für Autos wie den Porsche Panamera oder Porsche Cayenne vorstellbar und werden dort bereits wie eine Dieselmotorisierung oder eine Hybridisierung eingesetzt. Denn Porsche hat sich mit Blick auf die Verbrauchsreduktion für einen Sportwagenbauer hohe Ziele gesetzt. So soll in diesem Jahr ein durchschnittlicher CO2-Ausstoß für die gesamte Porsche Modellpalette "von unter 215 Gramm erzielt werden", wie Matthias Lederer berichtet, der beim Sportwagenbauer für die Energieeffizienz zuständig ist.

ACC InnoDrive senkt Spritverbrauch

Aerodynamik beim Porsche 911
Eine Aerodynamik verringert ebenso den Verbrauch Porsche

Lederer hat dafür zu sorgen, dass Porsche in der Topliga der Sportwagenbauer neben Highperformance auch mit seiner Effizienz glänzen kann, wie gerade aktuell mit den Verbrauchswerten beim neuen 911er. Bei ihm sorgen beispielsweise Leichtbau, ein optimiertes Thermomanagement, ein Start-Stopp-System, Rekuperation, die elektromechanische Servolenkung und das besagte Doppelkupplungsgetriebe PDK für bessere Verbrauchswerte. Mit dem PDK ist es für den Fahrer möglich, dass Auto energieeffizient Segeln zu lassen.

Doch hier arbeiten Lederer uns sein Team bereits an weiteren Maßnahmen, genauer gesagt am so genannten ACC InnoDrive. Dahinter steckt ein System, das mittels der digitalisierten Navigationsdaten vorausschauend die zu fahrende Strecke analysiert und mit den gewonnenen Informationen Motor, Getriebe und Bremsen auf ein besonders effizientes Fahren einstellt. Wie Lederer sagt, soll die Verbrauchseinsparung beim ACC InnoDrive bei zehn Prozent unter realen Bedingungen liegen. Wann das System in Serie gehen kann, steht aber noch nicht fest. Denn dafür sei ein weitaus größeres digitales Kartenmaterial als bislang vorhanden notwendig. Lederer rechnet damit, dass dieses vielleicht in zwei Jahren vorliegen kann.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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