Porsche Cayman R: Zweisitzer mit Magersucht

55 Kilogramm verloren

Porsche Cayman R: Zweisitzer mit Magersucht
Porsche droht Ungemach von der DUH © Porsche

Leistungsstarkes Fahrvergnügen verspricht der neue Porsche Cayman R. Der 69 830 Euro teure Zweisitzer greift auf 243 kW/330 PS zurück – und hat ordentlich abgespeckt. Wenn das nicht der Startschuss zu einer rasanten Karriere ist.

Von Axel F. Busse

Das Kopieren fremder Ideen steht gegenwärtig nicht gerade hoch im Kurs. Das Kopieren eigener Ideen ist dagegen ungefährlich und wird von Porsche seit Jahrzehnten mit erstaunlichem Erfolg praktiziert. Der 911er ist mittlerweile in 20 Varianten zu haben, für den Zweisitzer Cayman wird gerade die Basis für eine ähnliche Karriere gelegt. Der neue Cayman R kommt dem Einsteiger-Elfer schon gefährlich nahe. Nur noch 25 Pferdestärken trennen den Newcomer von der Sportwagen-Ikone.

Mehr PS, weniger Kilos

243 kW/330 PS stehen in Porsches "R-Klasse" zu Buche, zehn mehr als der Cayman S auf die Strecke zu bringen vermag. Erreicht wird diese Leistungssteigerung durch Änderungen in der Abgasanlage, die nur wenig Abgasgegendruck erzeugt und so den Saugmotor freier atmen lässt. Damit die vergleichsweise bescheidene PS-Erhöhung adrenalinausschüttend wirkt, wurde nach Kräften das reduziert, was bewegt werden soll.

Außer den Alutüren, die schon mal 15 Kilogramm Mindergewicht bringen, wurde so ziemlich alles eingespart, was für vergnügliche Runden auf der Rennstrecke entbehrlich ist: Klimaanlage und CD-Radio sind nicht vorhanden, statt Standardsitze gibt es leichtere Karbon-Rennschalen. Alles in allem bringt der "R" rund 55 Kilo weniger auf die Waage als der "S", was das Kampfgewicht des Sportlers unter knapp 1300 Kilogramm drückt. Noch mehr Leichtigkeit ist möglich, wenn die Geldbörse schwer genug ist: Eine Keramik-Bremsanlage ist auch für den 69.830 Euro teuren Cayman lieferbar. Für rund 8000 Euro extra wird sie eingebaut, gibt sich Insidern durch ihre knallgelben Bremssättel zu erkennen und soll auch nach diversen Runden Nürburgring maximale Verzögerung gewährleisten.

Abgesenkter Schwerpunkt

In Grün ist der Porsche Cayman R noch auffälliger Porsche

Wer die Magersucht auf die Spitze treiben will, kann sich eine leichtere Lithium-Ionen-Batterie bestellen, die gegenüber dem herkömmlichen Akku bis zu 15 weitere Kilo Mindergewicht erlaubt. Mit einer leicht erhöhten Nenndrehzahl von 7400 U/min wird schließlich ein Leistungsgewicht von 3,9 Kilogramm je PS erreicht. Ein um 22 Millimeter abgesenkter Schwerpunkt und die Neuabstimmung des Fahrwerks sorgen schließlich dafür, dass der Mehrpreis von rund 7200 Euro gegenüber den bisherigen Top-Coupé auch im Fahrerlebnis spürbar wird.

Sichtbar ist der Sportler natürlich auch: Der Cayman R läuft serienmäßig auf 19 Zoll großen Felgen, trägt an der Front eine schwarze Einfassung für die Scheinwerfergläser und auf der Heckklappe einen in gleicher Farbe lackierten Spoiler. Im Hochgeschwindigkeitsbereich - der "R" läuft mindestens 280 km/h - sorgt der Heckflügel für 40 Prozent mehr Anpressdruck an der Hinterachse.

Überzeugende Fahrmaschine

Die Konsole des Porsche Cayman R ist in Außenfarbe lackiert Porsche

Die sportlich-dynamische Attitüde wird im Innenraum nicht nur von den Rennschalen dargestellt, sondern auch von farbigen Stoffschlaufen, die die herkömmlichen Öffnungshebel der Türen ersetzt haben. Originell und auffällig ist die in Außenfarbe lackierte Konsole. Nackt und ohne Schnickschnack, so die Botschaft, wird hier um jedes Zehntel gerungen. Auch der untere Teil des Armaturenbretts glänzt in der Farbe der Außenhaut. In den Hülsen der drei Hauptinstrumente hätte man allerdings besser auf die Farbe verzichtet. Deren serienmäßig metallisch schimmernde Einfassungen spiegeln sich nämlich nicht selten in der Frontscheibe. Wer störende Reflexionen vermeiden will, sollte gleich bei der Fahrzeugbestellung auf schwarze Gehäuse bestehen.

Der Cayman R würde sein Markenlogo zu Unrecht tragen, wäre er nicht die überzeugende Fahrmaschine, die man in ihm erwartet. Gleichgültig ob als Handschalter oder mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe erfreut er durch hohe Lenkpräzision, ehrliche Durchzugskraft und kraftvollen Sound, der durch die Zusatzausstattung einer schaltbaren Auspuffanlage noch intensiviert werden kann.

13 Liter locker machbar

Krawall in niedrigen Drehzahlen erlaubt auch der Porsche Cayman R Porsche

Die "Krawalltaste" ist eine Versuchung, gibt sie doch schon in niederen Drehzahlen der sechszylindrigen Stimme ein grollendes Timbre. Auch ohne prophetische Gaben ist zuverlässig vorauszusagen, dass ein Erreichen der offiziellen Verbrauchswerte in der Praxis so gut wie ausgeschlossen ist. Mit 9,3 Litern je 100 Kilometer (PDK-Getriebe) soll der Cayman R fahrbar sein. Wer den Spaß sucht, der wird bei 12 oder 13 Litern heimkommen.

In den Augen mancher ist der Cayman schon lange "der bessere 911er". Das ist sicher Geschmackssache. Zweifellos ist aber das "R"-Modell ein gelungener Auftakt zu einer Derivatstrategie, die auch in der kleinsten Nische noch Platz findet - für einen "RS" zum Beispiel. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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