Vor 70 Jahren hat Ferdinand Porsche seine 356. Erfindung zugelassen. Die Geburtsstunde eines lebendigen Mythos.
Das Erbe von Ferdinand Porsche ist gewaltig. Es umfasst Maschinen, Fahrzeuge, Motoren und Gerätschaften. Natürlich denkt fast jeder beim Namen Porsche an den legendären 911. Vielleicht auch an den VW Käfer. Doch als wahre Geburtsstunde für den Zuffenhausener Sportwagenhersteller gilt nicht der erste Elfer Anfang der 60er-Jahre, sondern die Prototypen-Zulassung von „Sport 356/1“ am 8. Juni 1948 – vor genau 70 Jahren. Die Zahl 356 ist dabei nicht willkürlich gewählt, sondern eine fortlaufende Nummer der Erfindungen von Ferdinand Porsche.
Nummer 356/1 – der erste Porsche-Sportwagen überhaupt – tourt nun nach Jahren im Archiv und achtmonatiger Restaurierung durch diverse Ausstellungen, Museen und Events. Sieben Jahrzehnte nach dem Start der Sportwagenmarke haben allerdings längst die SUV- und Limousinen-Modelle das Tagesgeschäft übernommen: 2017 landete der 911 nach Verkaufszahlen nur noch auf Rang vier hinter Macan, Cayenne und Panamera.
Porsche passt sich Aktualität an
Auch antriebsseitig haben sich die Zuffenhausener an die Jetztzeit angepasst: Bereits seit einigen Jahren sind die „E Hybrid“-Modelle im Programm. Im Rahmen des Diesel-Skandals wurde bei den Selbstzünder-Varianten von SUVs und Limousinen mit Audi-Motor aussortiert. Und: 2019 kommt auch schon das erste reinelektrische Modell, der „Mission E“. Dieser schlägt die Brücke zu einem Fahrzeug, das fast 50 Jahre älter ist als der erste Sportwagen der Marke: der Lohner-Porsche mit Elektroantrieb von 1900, mit dem sich Ferdinand Porsche einmal mehr als Vorreiter bewiesen hat.
Zurück zu den Sportwagen. Natürlich ist der 911 die Ikone der Zuffenhausener. In mittlerweile sieben Generationen hat der Hersteller das Heckmotorkonzept perfektioniert und mit dem 930 Turbo, dem 964 RS, dem 993 GT2, dem 996 GT3 RS oder dem 991 GT2 RS wahre Rennstreckenmonster ihrer Zeit auf die Räder gestellt – um nur ein paar zu nennen. Dazu kommen die Hypercars vom 550 Spyder über den 959 und den GT1 Evo bis hin zum Plug-in-Hybrid 918 Spyder. Weitere Straßenfahrzeuge wie der Boxster oder der Cayman, die von der Motorsport-Kompetenz der Stuttgarter in Formel 1, GT-, Sportwagen- und Rallyedisziplinen profitierten, runden das Bild ab.
Eine Million Verkäufe in fünf Jahren
Doch auch abseits der Heck- und Mittelmotorsportler gibt es einiges zu bestaunen. Transaxle-Modelle wie der 924, der 944, der 968 oder der 928 (der ursprünglich den 911 ablösen sollte) waren Vorboten auf den 2009 erschienen Panamera, der als „Sport Turismo“ seit vergangenem Jahr auch den ersten Serien-Porsche-Kombi markiert.
Neben dem Panamera zählen auch die SUV-Modelle Macan und Cayenne zu den Volumenmodellen. Zum Vergleich: Für die erste Million verkaufter Fahrzeuge brauchte Porsche bis 1996, für die jüngste lediglich knapp fünf Jahre. In den SUV-Modellen spielt auch der bei Porsche bereits seit 1988 fest verankerte Allradantrieb eine wichtige Rolle. Und nicht nur dort: Rund 40% aller verkauften 911 werden mittlerweile an allen vier Ecken angetrieben.
Fünf Mark pro Käfer
Es ist eine beeindruckende Geschichte, die der 1875 geborene Ferdinand Porsche, Nachfahre zweier Spengler aus dem heute tschechischen Maffersdorf, in Bewegung gesetzt hat. Nicht ohne Grund trägt die Firma heute seinen Namen – samt aller ihm je verliehenen Titel: „Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG.“ Viele interessante kleine Anekdoten ranken sich um den Sportwagenhersteller. Der Käfer? Fünf D-Mark hat VW pro gebauten Exemplar an die Stuttgarter abgedrückt. Ausgehandelt von Ferdinands Sohn Ferry persönlich.
Das Lenkradschloss auf der linken Seite? Klar, kommt aus dem Rennsport und soll beim Le-Mans-Start wertvolle Zeit bringen. Ist aber wohl eher ein Mythos. Der sich auch im Porsche-Museum wiederspiegelt: Hier führt nämlich die linke Rolltreppe in den Ausstellungsraum, nicht die rechte. Porsche eben: Seit 70 Jahren die perfekte Mischung aus Spaß an der Sache, genialen Ideen und verantwortungsbewusster Traditions-Pflege. (SP-X)