In Zuffenhausen rollt der einmillionste Porsche 911 vom Band. Das in Grün gehaltene Jubiläumsmodell spannt dabei den Bogen von 1963 bis heute.
Nach 54 Jahren rollte am 11. Mai 2017 der millionste Porsche 911 in Zuffenhausen vom Band. Es handelt sich um einen in Irisch-Grün lackierter Carrera S als Handschalter, mit dem Logo von 1964 auf der Haube, vergoldetem Porsche-Schriftzug am Heck und klassischen Pepita-Sitzen.
Das, so ist man sich in Stuttgart einig, muss gefeiert werden. Allerdings findet Jubiläumssause „schwäbisch zurückhaltend“ statt, wie es Betriebsratsvorsitzender Uwe Hück auf den Punkt bringt. Gefeiert wird nämlich direkt im Stammwerk, wo der 911 – inzwischen in der siebten Generation – nun seit gut fünfeinhalb Jahrzehnten gefertigt wird. Schwäbisch-pragmatisch ist übrigens auch die Namensgebung: Eigentlich sollte der Sportwagen 901 heißen, allerdings hatte sich Peugeot seinerzeit schon die Namensrechte an den dreistelligen Ziffern mit der Null in der Mitte gesichert. Die Entscheidung für 911 fiel schließlich, weil genügend Einser da waren, um die Autos zu beschriften.
Zwei Drittel aller Elfer noch aktiv
Neben dem obersten Arbeitnehmervertreter, lässt sich auch der Porsche-Vorstand die Gelegenheit nicht entgehen, auf eine Million Elfer zurück zu blicken. „Für VW mag diese Zahl nichts Besonderes sein“, gibt Vorstands-Vorsitzender Blume zu bedenken. „So viele Golfs bauen die Wolfsburger ungefähr pro Jahr.“ Für einen Autobauer, der erst seit 2011 überhaupt mehr als 100.000 Fahrzeuge jährlich produziert, sei es aber eine ganz beträchtliche Zahl, so der Firmenlenker. Damit, so Blume weiter, werde der Porsche 911 zum erfolgreichsten Premium-Sportwagen schlechthin, schließlich führe er seit Beginn an sein Segment ununterbrochen an.
Würde man all die gebauten Porsche 911 aneinanderreihen, ergäbe das eine Länge von rund 4400 Kilometern – ungefähr so weit wie von Zuffenhausen nach Teheran. Und selbst, wenn sich nur die noch zugelassenen Modelle zur Parade vereinen würden, käme man ziemlich weit. Gut zwei Drittel aller je gebauten Elfer sind heute noch auf den Straßen dieser Welt unterwegs. „Das zeigt, welch außerordentliche Qualität unsere Autos haben“, betont Blume. „Und das ist ein Garant für unseren Erfolg!“ Ein weiterer Faktor, so der Porsche-Boss weiter, seien aber auch die Gegensätze, die der 911 schon immer verbinde: „Tradition und Innovation, Exklusivität mit breiter gesellschaftlicher Akzeptanz, gemacht für Alpenpässe und urbane Straßenschluchten – kurzum: der Porsche 911 ist der alltagstaugliche Seriensportwagen schlecht hin.“
)11 als Nachfolger des legendären Porsche 356
Dabei war der Erfolg anfangs gar nicht so absehbar, als der erste 911 auf der IAA 1963 als Nachfolger des legendären 356 debütierte. „Der Schritt war genau so gewaltig, wie der vom Käfer zum VW Golf“, erzählt Wolfgang Porsche, dessen Bruder Ferdinand Alexander für das Design des ersten Elfers verantwortlich zeichnete. Viel zu schlicht sei der Nachfolger, hieß es. Doch spätestens das Produktionsjubiläum straft die Kritiker von damals Lügen. „Gerade das Einfache, Klare hat die Leute begeistert“, freut sich Wolfgang Porsche.
So schnörkellos das Design bis heute sein mag, so Vielfältig präsentiert sich die Baureihe inzwischen. Unzählige Derivate – Cabrio, Targa, Turbo, GT3, Allrad, und so weiter und so fort – sind mittlerweile erhältlich. „Wir bieten für jede Lebenssituation den richtigen Elfer an“, sagt Vorstandsvorsitzender Blume stolz. Und sein für die Produktion verantwortlicher Management-Kollege Albrecht Reimold ergänzt nicht minder stolz: „Und wir fertigen alle Elfer auf nur einer Produktionslinie, vom Cup-Modell bis hin zum Basis-Carrera.“ Allerdings weiß auch Porsche, dass man mit der Zeit gehen muss. Aktuell arbeiten die Zuffenhausener an der Einführung der Produktion 4.0: „Unsere Mitarbeiter werden den Schraubenschlüssel aus der Hand legen und zum Tablet greifen“, so Betriebsratschef Hück.
Das letzte Auto, das je gebaut wird, . . .
Die Digitalisierung hält in der Produktion immer mehr Einzug, und nicht zuletzt muss sich Porsche auch auf die Elektromobilität vorbereiten. Bis Ende des Jahrzehnts will der Autobauer die Serienversion seiner Stromer-Studie Mission E auf den Markt bringen. Und vielleicht kommt dann ja auch auf der Elfer-Produktionslinie ein weiteres Derivat dazu. Erst jüngst erklärte Entwicklungsvorstand Steiner auf der Automesse in Shanghai: Die nächste Generation des 911er wird auf jeden Fall hybrid-fähig.“
Ob er allerdings auch wirklich mit Doppelherz-Antrieb kommt, sähe man, wenn es so weit ist. Ob der zweimillionste Porsche 911 also mit Verbrenner, E-Motor oder einem ganz neuen Antriebskonzept vom Band rollen wird, ist noch offen – dass es das nächste Jubiläum geben wird, zweifelt dagegen keiner an. „Unser Firmengründer hat gesagt, das letzte Auto, das je gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein“, blickt Blume zurück und ergänzt: „Ich bin mir sogar sicher, dass es ein Porsche 911 sein wird.“ (SP-X)