Porsche 911: Eine E-Version lässt sich Zeit

Porsche 911: Eine E-Version lässt sich Zeit
Unterwegs auf dem Hockenheimring mit dem Porsche 911. © Porsche

Der Porsche 911 ist das Herz der Marke und ist gerade auf den Markt gekommen. Nach und nach werden eine Vielzahl von Derivaten kommen – eine reine E-Version wird aber auf sich warten lassen.

Der von Porsche intern 992 genannte Sportwagen wurde erneut evolutionär verfeinert und zeigt sich fahrdynamisch besser denn je. Lediglich an einem Detail reibt sich die Fan-Gemeinde: die ausfahrbaren Türgriffe. Nur wenige verstehen diesen Stilbruch, zumal auch die Funktionalität leidet. „Wir wollten die Flanke glatt und schlank lassen“, verteidigt Chefdesigner Michael Mauer sein Werk. Dem Absatz des 992 wird dieser Makel wenig anhaben. Der Carrera geht blendend, besonders in Amerika, dem weltweit stärksten Markt für die Sportwagen-Ikone.

Den Verkauf hat Porsche mit den Varianten S und S Cabrio gestartet. Kenner wissen, dass nun in Zuffenhausen die Marketing-Maschine auf Drehzahl kommt. In den nächsten Jahren wird der Vertrieb wieder weit mehr als ein Dutzend Derivate nachreichen, mit unterschiedlichen Leistungen, Antrieben, Karosserien und Ausstattungen. Sie hören auf Namen wie 4S, GTS, GT3, GT2, Targa, Turbo und dergleichen mehr und werden so geschickt durchgemischt, dass jeder Kunde sich individuell angesprochen fühlt.

Etliche Sondereditionen für Fans der Marke

Hinzu kommen diverse Sondereditionen, stets hochbegehrt und meist im Nu vergriffen. Sogar, wenn es sich noch um Produkte aus der Vorgängerserie handelt, wie beispielsweise der GT3 RS oder das Jubiläumsmodell Speedster, der jetzt in die Auslieferung geht. Gleiches gilt für den 935/2018 in der speziellen Martini-Rennlackierung. Die 77 Exemplare, Stückpreis immerhin über 700.000 Euro, waren sofort verkauft.

Die genannten Modelle gehören bei Porsche ebenso in die Kategorie „Emotionen“ wie das Sauger-Hochdrehzahlkonzept des Vierliter-Boxers, mit dem auch der nächste GT3 (2020) und GT3 RS (2021) ausgestattet sein werden. Zusammen bilden diese Fahrzeuge eine der drei Strategie- und Ertragssäulen des Unternehmens. Die Vertriebler sehen hier eine ungebrochen hohe Nachfrage. Ebenso bei Sondereditionen. Ob limitiert oder nicht, sie müssen nur „glaubwürdig rüberkommen“, heißt es aus der Marketing-Abteilung.

Turbo S kommt Ende des Jahres

Noch Ende dieses Jahres dürfte Porsche sein Topmodell, den Turbo präsentieren und Anfang 2020 zu den Händlern schicken, gefolgt vom Turbo S, der sich in Richtung 600 PS bewegen wird. Für diese Zeit ist auch die Basisversion des Carrera geplant. Sie kommt ohne das S im Namen und mit ein paar weniger PS aus. Gesetzt ist natürlich wieder der 992 Targa. Er gilt als das „Designer-Stück“ innerhalb der Baureihe. GT2 und GT2 RS stehen für zirka 2021 auf der Agenda. Letzterer bleibt bei ungefähr 700 PS, mehr Leistung würde den Aufwand in Sachen Standfestigkeit nicht mehr rechtfertigen, ist von Ingenieursseite zu hören.

Das breite Heck des Porsche 911 muss man mögen. Foto: Porsche

Bei aller ernstzunehmenden Elektrostrategie von Porsche sowie das Ausrollen der Plug-in-Hybride, zwei Baureihen stehen bei der Elektrifizierung noch hinten an: Boxster/Cayman und 911. Das wird wohl auch so bleiben. Hieß es zunächst, der Elfer würde einen Hybridantrieb zur ersten Modellpflege (2021/22) bekommen, stehen nun die Ampeln auf Rot. Eine Reihe von Plug-in-Prototypen war bereits unterwegs, brachte aber lediglich Ernüchterung.

Missverhältnis bei Nutzen und Aufwand

Nutzen zu Aufwand stehen im krassen Missverhältnis, das Mehrgewicht von fast 200 Kilogramm treibt eine ungewollte Spirale nach oben, die nicht nur weiteres Gewicht (andere Reifen und Fahrwerksteile, größere Bremsen), sondern auch zirka 204 PS mehr Leistung zur Kompensation nach sich zieht. Zudem müssen alle Crashszenarien für sämtliche Varianten erfüllt werden, wozu auch die ohnehin schon schweren Derivate Cabrio und Targa zählen.

Daher könnte es gut möglich sein, dass Porsche gleich Nägel mit Köpfen macht und sich beim nächsten 911er so entscheidet wie beim Macan. Das SUV wird ab 2022 in nächster Generation als reines Elektromodell vom Band laufen, allerdings für einige Länder parallel noch in der alten Benzinmotor-Version weitergebaut. (SP-X)

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