Porsche 356: Beginn eines Mythos

Porsche 356: Beginn eines Mythos
Ferdinand (r.) und Ferry Porsche vor dem 356/1. © Porsche

Gleich mit dem Porsche 356 gelang es der Marke, zu einem Mythos zu werden. Präsentiert wurde das Modell vor 75 Jahren von Ferry Porsche.

Realisiert wurde Porsches Traum vom eigenen Sportwagen mit Motorsport-Genen in einer Baracke im österreichischen Gmünd: Dort debütierte der Typ 356 „Nr.1“ Roadster als erster jemals gebauter Porsche.

Mehr noch, dieser Racer mit Mittelmotor und Gitterohrrahmen, ansonsten aber lediglich modifizierten VW-Käfer-Komponenten, setzte die Keimzelle für den Aufstieg von Porsche zur volumenstärksten Sportwagenmarke der Welt.

In Jahren 1948/49 wurden Coupe und Cabrio gebaut

Bereits vom Winter 1948/49 an wurden in Gmünd die Modelle Porsche 356/2 Coupé und Cabriolet in Serie gebaut, jetzt aber mit Heckmotor. Für diesen Serienanlauf benötigte das junge Unternehmen Geld, deshalb hatte Porsche den Roadster mit der berühmten Fahrgestellnummer 356-001 schon am Tag der Zulassung für 7000 Franken an den Schweizer Unternehmer Rupprecht von Senger verkauft.

Tatsächlich faszinierte das Sportgerät mit robuster Käfertechnik von Senger so sehr, dass er noch 1948 gemeinsam mit dem Schweizer Autohändler Bernhard Blank eine Bestellung über 50 Porsche 356 platzierte. Nun kam die Karriere des Porsche 356 richtig in Fahrt, kontinuierlich beschleunigt durch spektakuläre Rennsiege, die 1950 nach Stuttgart verlagerte Produktion und durch immer schnellere Varianten wie den Speedster.

Frisierter 35 PS-VW-Boxermotor

Rennsiege sind gut fürs Geschäft, nach diesem Credo feierte der Porsche Nr.1 seine Pressevorstellung am 4. Juli 1948 im Umfeld des Grand Prix der Schweiz in Bern – bevor er wenige Tage später in Innsbruck vor größerem Publikum sein erstes Rundstreckenrennen gewann. Dem 585 Kilogramm leichten Mittelmotor-Roadster genügte ein auf 35 PS frisierter VW-Boxermotor, um weitaus stärkere Rivalen zu schlagen.

Nach Innsbruck gab es kein Halten mehr, kaum ein Klassiker, den der Porsche 356 nicht erfolgreich bestritt: Die 24 Stunden von Le Mans ebenso wie die Mille Miglia, Targa Florio oder die Carrera Panamericana. Im Jahr 1952 konnte Porsche stolz auf 75 Siege verweisen, 24 Monate später betrug die Ausbeute bereits damals unfassbare 420 Erfolge.

Zur Freude der stets leistungshungrigen Porsche-Fans folgten auf den Porsche mit 1,1-Liter-Vierzylinder ein 160 km/h schneller 1300 S, eine 1,5-Liter-Version – damals die Obergrenze für wichtige Rennkategorien – und schließlich der 70 PS leistende 1500 S mit einer Nockenwelle, die der spätere Unternehmenschef Ernst Fuhrmann entwickelt hatte.

Ur-Porsche 1955 abgelöst

Im Herbst 1955 löste der umfassend weiterentwickelte 356 A mit Panorama-Frontscheibe den Ur-356 ab. Unter der hinteren Haube arbeiteten jetzt auch 1,6-Liter-Boxer, als 1600 Super mit respektablen 75 PS, der 1500 GS Carrera knackte allerdings sogar die damals noch magische 100-PS-Marke. Mit so viel Power katapultierte sich der 356 Carrera in den kleinen Club der 200-km/h-Supercars.

Als Sonnenkönige sorgten dagegen weiterhin Cabriolet und Speedster mit flacher Frontscheibe für Furore. Aber auch die Evolutionsstufen Carrera B (1959-1963) und Carrera C (1963-1965) wirkten wie ein Jungbrunnen auf den 356. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte dieser Kultsportler deshalb erst, als sein Nachfolger vom Typ 911 schon in den Startlöchern stand.

Form lebt im 911er weiter

Welche historische Relevanz der Porsche 356 hat, erklärt Experte Frank Meißner von der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic Analytics: „Der 356 kann für sich den Titel Ur-Porsche in Anspruch nehmen, er war der erste deutsche Nachkriegssportwagen und seine legendäre Form lebt noch heute im aktuellen 911 fort.

Mittlerweile ist es auch eher diese Form und weniger die reinen Fahrleistungen, die Oldtimerfans zum 356 greifen lassen. Zu den weit verbreiteten und beliebten Modellen gehört das 356C 1600SC Coupé, das heute im guten Zustand um die EUR 90.000 kostet.“ (SP-X)

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