Polizei versucht mit Tricks Handyverbot durchzusetzen

Polizei versucht mit Tricks Handyverbot durchzusetzen
Handynutzung am Steuer ist verboten. Neben einem Bußgeld droht auch ein Punkt. © dpa

Eine Überwachung des Handyverbots ist für die Polizei nur schwer zu überwachen. Entsprechend kreativ zeigen sich die Ordnungshüter, um Autofahrer zu überführen.

Die Ablenkung durch Smartphones am Steuer ist eine der häufigsten Unfallursachen. Eine Überwachung des Handyverbots ist allerdings schwierig. In Niedersachsen haben die Beamten vor allem Lkw-Fahrer im Visier, die im Fahrerhaus auf Bildschirme starren, statt auf die Straße zu blicken. Weil die Brummi-Piloten aus dem fahrenden Streifenwagen heraus kaum zu sehen sind, haben sich die Polizisten ein Spezialfahrzeug gebastelt.

Als Überwachungsfahrzeug dient ein unauffälliger Transporter mit einer Alu-Leiter auf dem Dachgepäckträger, wie sie Handwerker mitführen. An dieser ist wiederum eine kleine Kamera angebracht, die direkt ins Fahrerhaus vorbeifahrender Lkw filmen kann. Das Pilotprojekt läuft seit Anfang des Jahres und wurde bis Ende 2019 verlängert, bislang konnten knapp 1.300 Verstöße festgestellt werden.

Unterwegs in einem Linienbus

In den Niederlanden versucht die Polizei nicht, einen Höhenunterschied auszugleichen, sondern diesen für sich zu nutzen. In der Region Ost-Brabant fahren Beamte mit dem Linienbus, um von einem Fensterplatz aus in die Cockpits von Pkw schauen zu können. Erwischen sie einen Handynutzer, wird der nachfolgende Streifenwagen informiert, der den Verkehrssünder dann herauswinkt.

Bei einem ersten fünftägigen Probelauf registrierten die Polizisten 739 Verstöße gegen das Handyverbot. Als Beifang gab es über 100 weitere Strafzettel wegen anderer Vergehen, etwa zu dichtes Auffahren oder Verstöße gegen ein Überholverbot.

Überwachungssystem in Australien

Was in Norddeutschland und Holland noch mit hohem Personalaufwand gemacht wird, versucht die Polizei in Australien nun zu automatisieren. Im Bundesstaat New South Wales wird zu diesem Zweck ein neuartiges Überwachungssystem installiert. Die nach Angaben des zuständigen Verkehrsministeriums bislang weltweit einmalige Technik nutzt zwei Kameras; während die erste das Kennzeichen registriert, blickt die zweite von oben durch die Windschutzscheibe ins Fahrzeug.

Eine Bilderkennungssoftware überprüft dabei, ob der Fahrer ein Smartphone oder sonstige Gegenstände in den Händen hält. Stellt der Algorithmus ein Vergehen fest, wird das Foto von einem menschlichen Mitarbeiter überprüft, anschließend wird gegebenenfalls ein Strafzettel verschickt. Die Geldbuße für das Telefonieren am Steuer beträgt in Australien rund 210 Euro, zusätzlich gibt es Strafpunkte im Verkehrssündenregister. Das Überwachungssystem startet noch dieses Jahr, ab 2023 soll es jährlich 135 Millionen Fahrer überprüfen. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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