TÜV-Hauptuntersuchung in der Diskussion

Fast ein Drittel aller geprüften Autos über elf Jahre weisen erhebliche Mängel auf. Doch nicht alle Fachleute fordern deshalb eine Frist-Verkürzung bei Hauptuntersuchungen.

Von Heiko Haupt

Zum ersten Mal nach drei Jahren, danach alle zwei Jahre - so sieht die Abfolge jener Termine aus, an denen Autos ihre Hauptuntersuchung (HU) absolvieren müssen. In jüngster Zeit sind diese Fristen ins Gerede gekommen. Vor allem ältere Fahrzeuge sind es, die Fachleuten Kopfzerbrechen bereiten: Damit von ihnen wegen maroder Technik keine Unfallgefahr ausgeht, möchten manche die älteren Modelle am liebsten jährlich prüfen lassen.

Mängelquote auf hohem Niveau

Dass ältere Fahrzeuge mehr Mängel als jüngere aufweisen, belegen aktuelle Zahlen: Nach einem Bericht des Verbands der Technischen Überwachungs-Vereine (VdTÜV) in Berlin über die Mängelquote von Fahrzeugen für das Jahr 2006 ist diese Quote insgesamt zwar leicht gesunken. Sie bewegt sich aber weiter auf hohem Niveau.

Nach Angaben von VdTÜV-Sprecher Johannes Näumann weisen 29,3 Prozent der geprüften Fahrzeuge ab elf Jahren erhebliche Mängel auf. Bei den zehn und elf Jahre alten Autos liegt diese Quote bei 26,3 Prozent. Bei einem Alter von zwei bis drei Jahren beträgt sie nur 5,9 Prozent, bei den Vier- bis Fünfjährigen sind es 10,7 Prozent. Und während 76 Prozent der bis zu drei Jahre alten Fahrzeuge ohne Mängel durchgewunken werden, sind es bei den elf Jahre und älteren 28,1 Prozent. «Wir unterstützen daher Forderungen nach einer Verkürzung der Frist auf ein Jahr bei älteren Fahrzeugen.»

Reifendefekte als häufige Unfallursache

Allerdings gibt es auch Fachleute, die solche Zahlen nicht als Grund für eine Fristverkürzung gelten lassen wollen. «Nach unseren Erkenntnissen ist nur ein Prozent aller Unfälle auf eine technische Ursache zurückzuführen», sagt ADAC-Sprecher Peter Hemschick in München. «Bei diesen technischen Mängeln stehen wiederum Reifendefekte ganz weit vorne.» Solche Beschädigungen könnten aber auch bei den Hauptuntersuchungen nicht immer gesehen werden.

Auch der Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main hat Zahlen parat, die den Sinn einer Fristverkürzung zweifelhaft erscheinen lassen. Laut AvD-Sprecher Sven Janssen lag die Zahl der schweren Unfälle im Jahr 2005 bei 339.310 - das entspreche einem Rückgang um 11,4 Prozent im Vergleich zu den Zahlen vier Jahre zuvor. Durch technische Mängel verursacht wurden laut Janssen nur 4342 dieser Unfälle - dies seien 13,4 Prozent weniger als vier Jahre vorher.

Technische Mängel begünstigen Unfälle

Doch es sind nicht nur die Prüforganisationen, die eine verstärkte Kontrolle für sinnvoll halten. So hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn nach Angaben seines Experten Welf Stankowitz rund 5000 verunglückte Autos unter die Lupe genommen. «Dabei wurde festgestellt, dass in einem Drittel der Fälle technische Mängel vorlagen, die zumindest unfallbegünstigend gewirkt haben.»

Den Unterschied zu Zahlen im Hinblick auf technische Mängel als Unfallursache kann Welf Stankowitz erklären: «Die Fälle werden anhand von Unfallmeldebögen ausgewertet. Ein Polizist am Unfallort trägt ein, ob zum Beispiel ein technischer Mangel oder etwa zu hohe Geschwindigkeit vorlag.» Eine genauere Prüfung gebe es meist nicht.

Langjähriger Prozess

Welche Argumente sich am Ende wirklich durchsetzen, ist zur Zeit noch ebenso offen wie die Frage, ob es zu Änderungen bei den HU-Fristen kommt. «Änderungen werden vom Bundesverkehrsministerium festgelegt, die Bundesländer müssen zustimmen», erläutert VdTÜV-Sprecher Näumann. «Insgesamt ist das ein recht langwieriger Prozess.» (dpa)

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