Der Elektroautobauer Polestar setzt sich für einen schnelleren Ausstieg aus dem Verbrenner ein. Er müsse früher als im Jahr 2035 kommen, so Polestar-Chef Thomas Ingenlath.
Dass der EU-Ministerrat auf seiner Sitzung im Juni dieses Jahres beschlossen hat, ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu zuzulassen, ist für Ingenlath angesichts des Klimawandels viel zu spät.
„Mit nur 1,5 Prozent Elektrofahrzeugen auf den Straßen ist klar, dass wir in einer Elektroauto-Blase und nicht in einem Elektroauto-Boom leben. Dieses Jahrzehnt ist das kritischste, das wir je erlebt haben, wenn es darum geht, die Vereinbarungen des Pariser Abkommens nicht zu brechen“, sagte Ingenlath. „Wir brauchen Regierungen, die mit eindeutigen Gesetzen voran gehen, sowohl in Bezug auf die Infrastruktur als auch die Strompreise, damit Autofahrerinnen und Autofahrer zuversichtlich auf Elektroautos umsteigen können. Noch wichtiger ist es aber, dass die Autohersteller jetzt handeln und nicht auf politische Veränderungen warten, fügte der Polestar-Chef hinzu.
Transformation nicht schnell genug
Das bisherige Transformationstempo geht Ingenlath nicht schnell genug. So hatten sich auf der Weltklimakonferenz im Vorjahr in Glasgow nur einige wenige Autohersteller der „Glasgow Declaration on Zero Emission Cars and Vans“ angeschlossen, Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen zwischen 2035 und 2040 schrittweise abzuschaffen.
Mit seiner Forderung nach einem schnelleren Verbrenner-Aus knüpft Polestar zeitgleich mit der Climate Week in New York und der European Mobility Week an seinen während der Cop 26 gezeigten Videoclip „Set in Stone“ an. Mit einer neuen Kampagne will Polestar zeigen, dass „fehlende Klimaschutzmaßnahmen der Autoindustrie ein vermeintlich historisches Dokument der Versprechen zu einem historischen Dokument des Schweigens gemacht haben“, wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt.
Studie vorgestellt
„Während sich die führenden Klimaschützerinnen und Klimaschützer diese Woche in New York City treffen und COP27 vor der Tür steht, wird deutlich, dass eine Ermüdung rund um die Klimatreffen eingetreten ist“, so Ingenlath. Doch die Unternehmen als auch die Verbraucher können dem entgegenwirken. „Auch wenn wir die Politik nicht bestimmen, so haben wir doch die Macht, jetzt zu handeln und einen echten Wandel herbeizuführen. Wir haben eine Verantwortung und es liegt an uns, ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass wir bereit sind.”
Polestar versucht dies auch durch neue Forschungsergebnisse. Sie zeigen eine starke Nachfrage der Verbraucher nach einer Gesetzgebung für einen schnelleren Umstieg auf Elektroautos auf. Dazu wurden weltweit 18.000 Personen in 19 Märkten in Nordamerika, in Asien und in Europa befragt. Danach sind 34 Prozent der Verbraucher für ein Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor bis 2030. Dieser Wert steigt auf 47 Prozent an, wenn explizit nach einem Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor bis 2035 gefragt wird. Innerhalb der Studie gaben drei Viertel der Befragten an, dass die Gesellschaft ihre Konsumgewohnheiten ändern muss, um Klima und Umwelt für zukünftige Generationen zu erhalten.