Ablenkung beim Autofahren sollte man vermeiden. Deshalb ist sprechen besser als drücken. Die Sprachsteuerung im Ora Funky Cat ist da schon sehr weit.
Am Anfang war der Motor. Und weil beim Motor auch Strom war, kam bald darauf der Schalter. Sehr bald sogar. Schalten heißt walten. Über Licht, Scheibenwischer, Heizdrähte. Über alles Elektrische. Mit Zeit und Fortschritt wuchs die Anzahl, und bald gab es Schalter für alles Erdenkliche. Druckschalter, Kippschalter, Drehschalter. Große und kleine, ein- und mehrstufig, mit und ohne Kontrollleuchte. Die Steuerung schien vollendet.
Irgendwann kamen die ersten Cockpit-Displays – und kluge Menschen auf die Idee, den einen oder anderen Schalter ins Lenkrad zu verlegen. Damit man der Verkehrssicherheit wegen die Finger nicht mehr vom Volant zu nehmen brauchte. Sich fortan beidhändig durch diverse Ansichten drücken und rädeln zu können, machte die Sache aber nicht wirklich besser, weil noch immer der Blick nicht stetig dort bleiben konnte, wo er hingehört.
Immer mehr Funktionen zu bedienen
Das änderte sich auch nicht grundlegend, als der Touchscreen die Armaturentafeln eroberte und handelsübliche Mittelkonsolen plötzlich aussahen wie Smartphones. Mit bunten Kacheln – und denselben fatalen Folgen. Früher hätte man für eine Stufe mehr Gebläse ohne hinzusehen einen Drehregler bewegt, jetzt heißt es nicht selten, sich durch Menüs zu tippen – den Blick eher auf den Bildschirm gerichtet als auf die Fahrbahn.
Da waren Jahrzehnte automobiler Evolution durch die Fahrgastzellen gezogen, aber noch immer kann man am Steuer kaum etwas ins Werk setzen, ohne zumindest ein bisschen unaufmerksam zu sein. Zwei Sekunden Ablenkung aber bedeuten nun mal bereits bei Tempo 50 fast 30 Meter Blindfahrt, bei 130 auf der Autobahn sind es schon mehr als 70.
Gestensteuerung brachte wenig
Was für ein seltsamer Fortschritt? Da geben sich Hersteller alle Mühe, wichtige Informationen direkt auf die Frontscheibe zu projizieren, nur damit man den Blick kein bisschen vom Verkehrsgeschehen zu nehmen braucht – und dann müssen wir irgendwo mühsam über Glas wischen, weil wir das Radio leiser haben wollen. Noch nicht mal die zwischenzeitlich erfundene Gesten-Steuerung funktioniert ablenkungsfrei. Und erstaunlicherweise darf man während der Fahrt zwar nicht mit dem Handy telefonieren, aber ohne Ende einigermaßen dämlich anmutende Bewegungen vollführen.
Mittlerweile allerdings sieht es tatsächlich nach dem ganz großen Umbruch aus. Dank moderner Technik kann man mit vielen Autos bereits auf die vernünftigste aller Arten kommunizieren: per Sprache. Die vermutlich höchste Stufe, sich dem Vehikel mitzuteilen. Vor allem aber die sicherste. Reden lenkt den Blick nicht ab, erfordert keinerlei Bewegung jenseits von Mund und Lippen – und öffnet ganz nebenbei noch sämtliche Türen in die umgebende digitale Welt.
Ausgefeilte Sprachsteuerung im Funky Cat
Der chinesische Autobauer Ora bringt eine ausgefeilte Sprachsteuerung nun auch ins Kompaktsegment. Auf Zuruf öffnet der Funky Cat Schiebedach, Kofferraum und Fenster, startet die Sitzheizung oder weist den Weg zur nächsten Cafeteria. Den Namen, mit dem man die Sprachsteuerung anwählt, kann man übrigens frei wählen. Das Ganze ist übrigens als selbstlernendes System ausgelegt. Sprich: das System erkennt den Musikgeschmack seiner Fahrerin oder des Fahrers oder merkt sich beispielsweise auch, wo sich das Lieblingsrestaurant befindet.
Glaubt man dem Hersteller, hat die Stimme aus dem Off sogar Quizfragen für Langeweilstunden im Stau parat. Für einen Witz indes reicht es – noch – nicht bei der eloquenten Assistentin. Dafür war die Testfahrt wohl zu kurz. Sie wolle dazulernen, bescheidet uns Mika, die aber auch ganz anders heißen kann. Die Aufforderung „Vergiss‘ es!“ quittiert sie ohne Groll: „Diese Anwendung wird nicht unterstützt.“ Der Eindruck jedenfalls, den die Sprachsteuerung bei den Testfahrten hinterließ, waren überzeugend. Mit ihren Fähigkeiten braucht sich die Sprachsteuerung auch nicht hinter der Technik in Fahrzeugen höherer Klassen verstecken.