Die Deutsche Umwelthilfe wirft Opel seit Monaten Verbrauchertäuschung durch Einsatz einer illegalen Software vor. Die Autobauer weist die Vorwürfe zurück und sagt, dass die isolierten Erkenntnisse eines Hackers nicht die komplexen Zusammenhänge eines modernen Abgasreinigungssystems widerspiegeln würden.
Seit Monaten steht Aussage gegen Aussage. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft Opel den Einsatz von illegaler Software vor, mit der sowohl im Opel Zafira 1.6 CDTI als auch im Astra 1.6 CDTI die Abgasreinigung ausgeschaltet wird. Die neuerlichen Messungen hat die DUH seit Januar mit dem ARD-Magazin „Monitor“ sowie mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ durchgeführt.
„Wir fordern von Opel Vorstand Neumann einen sofortigen Verkaufs- bzw. Auslieferungsstopp für alle Diesel-Fahrzeuge mit rechtswidrigen Abschalteinrichtungen. Wegen falscher Leistungsversprechen bei der Abgasreinigung und damit Täuschung und Schädigung von vielen zehntausend Kunden hat die DUH ein Rechtsverfahren gegen das Unternehmen eingeleitet und bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt Anzeige erstattet“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin.
Opel selbst bestreitet den Einsatz dieser Software und verweist auf diverse Testserien in verschiedenen Ländern, darunter den Bericht des Bundesverkehrsministeriums vom 22. April dieses Jahres, in denen aus Sicht des Herstellers kein Nachweis über den Einsatz einer Software festgestellt wurde.
Opel hat Zweifel an Ergebnissen
Da den Rüsselsheimern die „Methoden und Protokolle der Testaktivitäten von DUH/Monitor/Spiegel nicht zur Verfügung gestellt“ wurden, können „wir deren Ergebnisse nicht bewerten“, heißt es in einer Presseerklärung. „Aufgrund unserer eigenen sowie unabhängiger Messungen – und den bisherigen Erfahrungen mit den von der DUH veröffentlichten Experimenten – glauben wir nicht, dass diese neuerlichen Ergebnisse objektiv und wissenschaftlich fundiert sind.“
Nach der Pressekonferenz der DUH schob der Hersteller noch einmal deutlich nach, dass die „isolierten Erkenntnisse eines Hackers nicht die komplexen Zusammenhänge eines modernen Abgasreinigungssystems“ widerspiegeln würden.
Eigene Messungen
Wie die DUH in ihrer Pressemitteilung erklärte, würden die vier gefundenen Arten von Abschalteinrichtungen faktisch über die "meiste Betriebszeit die ordnungsgemäße Abgasreinigung" deaktivieren und seien damit eindeutig rechtswidrig. "Die dreisteste in der Steuersoftware gefundene Abschaltung betrifft die Abschaltung jeweils drei Grad unter bzw. über der Laborprüftemperatur, die bei +20 bis +30 Grad Celsius liegt. Dies hat zur Folge, dass nur zu weniger als 20 Prozent des Jahres die Abgasreinigung überhaupt ordnungsgemäß funktionieren kann", so die DUH.
Zugleich würde nach Erkenntnissen der DUH die Motorsteuersoftware die Abschalteinrichtung beim Opel Zafira 1.6 CDTi bei Geschwindigkeiten über 140 km/h, 2400 Touren und ab einer Höhe von ca. 850 Meter und bei Temperaturen unter +17 und über +33 Grad Celsius aktivieren. "Die DUH hat bei insgesamt zehn Straßenmessungen des Opel Zafira und bei acht Messungen des Opel Astra 1.6 CDTi im Durchschnitt eine 5 bis 8,6 -fache Überschreitung der Euro 6 Grenzwerte für NOx gemessen", so die Umwelthilfe.
Opel hatte bereits am Donnerstag auf die "Ergebnisse der umfangreichen behördlichen Tests" hingewiesen, "die in den vergangenen Wochen veröffentlicht worden sind, machen die wohlbekannten und wohlverstandenen Unterschiede im Fahrzeugverhalten bei den gegenwärtigen und reformbedürftigen Emissionstests auf dem Prüfstand gegenüber dem realen Straßenverkehr deutlich." (AG)