Opel-Chef Stracke wird am Donnerstag dem Aufsichtsrat seinen Sanierungsplan vorlegen. Es deutet vieles darauf hin, dass er von der Belegschaft mitgetragen wird.
Im Kampf gegen ausufernde Kosten setzt der defizitäre Autobauer Opel vor allem auf die Zusammenarbeit mit dem französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroën. Ein umfangreicher Jobabbau oder Werksschließungen spielen dem Vernehmen nach keine Rolle in dem überarbeiteten Sanierungsplan, den Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke an diesem Donnerstag im Aufsichtsrat vorlegen will - und dem die Arbeitnehmer nach dpa-Informationen zustimmen werden.
Zum einen sei in dem überarbeiteten Sparplan anders als im ersten Konzept vom Frühjahr keine Rede mehr vom Aus des Standorts Bochum mit mehr als 3200 Beschäftigten, begründeten Arbeitnehmerkreise am Mittwoch ihre Zustimmung. Zum anderen nehme das neue Papier Bezug auf die Wachstumspotenziale der Marke Opel, etwa über neue Modelle und Märkte wie Australien und Russland. Mit dem Unternehmensplan muss Stracke zeigen, wie er die Kosten senken und den Umsatz steigern will, um den defizitären Autobauer aus den roten Zahlen zu führen.
Kooperation mit PSA
Dass Werkschließungen in dem Plan nicht erwähnt werden, wundert nicht: Unternehmen, Betriebsrat und IG Metall verhandeln derzeit unter anderem den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 in Deutschland. Zudem soll das vom Aus bedrohten Werk in Bochum nicht schon 2015 geschlossen werden, sondern frühestens zwei Jahre später, wenn die aktuelle Zafira-Fertigung ausläuft. Im Gegenzug wurde die jüngste Tariferhöhung ausgesetzt.
Opel hat wie der Partner PSA mit Absatzrückgängen auf dem schwachen europäischen Automarkt zu kämpfen. Die Konzerne wollen deshalb über Kooperationen in den Bereichen Logistik, Einkauf und Entwicklung Kosten sparen. Daraus sollen sich nach früheren Angaben Synergien von 1,5 Milliarden Euro ergeben.
Kurz vor der Aufsichtsratssitzung wies die Adam Opel AG Spekulationen nur halbherzig zurück, wonach künftig Autos des französischen Partners in Deutschland gebaut werden: «Die Meldung, es gäbe Planungen, Fahrzeuge der Marken Peugeot und Citroën im Werk Rüsselsheim zu bauen, ist pure Spekulation.»
Der Bereich Fertigung sei «derzeit» nicht Gegenstand des Allianz-Abkommens zwischen GM und PSA. Opel-Aufsichtsratsmitglied Armin Schild sagte hingegen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch): «Es gibt ein solches Szenario, über das derzeit ernsthaft mit den Franzosen verhandelt wird.»
Peugeot 508 aus Rüsselsheim
Das Blatt berichtete unter Berufung auf Gewerkschaftskreise von Überlegungen, die Mittelklasse-Limousinen Peugeot 508 und Citroën C5 von 2016 an in Rüsselsheim vom Band laufen zu lassen. Opel-Chef Stracke hatte das Ziel ausgegeben, den Dreischichtbetrieb in allen Fabriken zur Regel machen will. Aktuell hat Opel ebenso wie PSA teure Überkapazitäten. In Rüsselsheim könne das Ziel durch die Fertigung von zusätzlich 130 000 französischen Limousinen erreicht werden, schreibt die «FAZ».
Einen ersten Sanierungsplan hatte Stracke schon im Frühjahr im Aufsichtsrat vorgelegt, nachdem die Absatzziele verfehlt und die Gewinnziele in weite Ferne gerückt waren. Das Konzept sah Lohnverzicht, Werksschließungen und Stellenstreichungen vor. Es fiel im Aufsichtsrat durch. Seither einigte sich das Unternehmen mit der Belegschaft des Streichkandidaten Ellesmere Port auf Einschnitte. Dafür dürfen künftig die Briten und Kollegen im polnischen Gleiwitz den Astra bauen, das Stammwerk Rüsselsheim ist außen vor.
Aktuell gibt es bei Opel nach Unternehmensangaben keine Pläne, in größerem Umfang Personal abzubauen. Opel biete vereinzelt freiwillige Abfindungsprogramme an. Die Maßnahme umfasse in Rüsselsheim aber nur eine zweistellige Zahl an Mitarbeitern. Der Autobauer dementierte damit Informationen der «FAZ», wonach am Standort Rüsselsheim 1500 Stellen abgebaut werden sollen. Opel hat derzeit knapp 21 000 Mitarbeiter in Deutschland und rund 39 000 in Europa.
Nach Strackes Plan wird die Marke mit dem Blitz künftig mehr Modelle am Markt haben. Fahrzeuge, die wie der kleine SUV Mokka, der Antara oder der Agila bisher in Korea gebaut werden, sollen in Europa vom Band rollen und damit die Überkapazitäten drosseln. Zudem sollen Exporte in außereuropäische Märkte ausgebaut und die weltweite Fertigung im GM-Konzern besser abgestimmt werden. (dpa)