Möglicher Opel-Verkauf: Politik schaltet sich ein

GM-Spitze in Rüsselsheim

Möglicher Opel-Verkauf: Politik schaltet sich ein
Zentrale von Opel in Rüsselsheim. © dpa

Der PSA-Konzern verhandelt mit General Motors über einen Kauf des Rüsselsheimer Autobauers Opel. Überrascht davon zeigte sich davon auch die Politik. PSA-Taveres zeigt sich zu Gesprächen mit den Gewerkschaften und der Kanzlerin bereit.

Die Bundesregierung hat sich in die Verhandlungen um eine mögliche Übernahme des Autoherstellers Opel durch die französische PSA-Gruppe eingeschaltet. Oberste Priorität der deutschen Seite sei es, die drei Opel-Standorte zu erhalten, sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Mittwoch in Berlin nach einer Kabinettssitzung. Zudem müsse die Zentrale von Opel in Rüsselsheim bestehen belieben und keine Unterabteilung eines französischen Konzerns werden.

Die Bundesregierung zeigte sich überrascht vom möglichen Opel-Verkauf. Die Ministerrunde habe das Thema Opel intensiv diskutiert, sagte Nahles. Zur Zeit fänden auf verschiedenen Ebenen Gespräche statt - sowohl mit Opel als auch mit dem Mutterkonzern GM sowie mit der französischen Seite. Die Konzernleitung müsse dringend das Gespräch mit den Arbeitnehmervertretern suchen. Man lege hier Wert auf sozialpartnerschaftliche Lösungen.

GM-Spitze kommt

Die neue Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hatte bereits kritisiert, es sei "inakzeptabel", dass die beiden Unternehmen vorab Betriebsrat, IG Metall sowie Landes- und Bundesregierung nicht von ihren Plänen informiert hätten. PSA-Chef Carlos Tavares ist nach Angaben eines Unternehmenssprechers zu Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Gewerkschaften bereit. Es gehe dem PSA-Chef um eine Öffnung und ein Bündnis, sagte ein PSA-Sprecher. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung über den Vorstoß berichtet.

Die Spitze des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) reiste nach Rüsselsheim. GM-Chefin Mary Barra und der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Dan Ammann wollten sich am Mittwoch zu Gesprächen treffen, wie ein Opel-Sprecher bestätigte. Er machte aber keine Angaben zu Gesprächspartnern und Inhalt. Es seien anschließend keine Stellungnahmen geplant. Einem Bericht des "Manager-Magazins" zufolge könnte es zudem um eine neue Elektro-Strategie gehen. Opel wollte dies nicht kommentieren.

Jobverluste drohen

Die Konzerne loten nach eigenen Angaben verschiedene Möglichkeiten zur Expansion und Kooperation aus. Es sei jedoch noch ungewiss, ob eine Einigung erzielt werde. Die beiden Autohersteller arbeiten bereits seit 2012 bei verschiedenen Projekten in Europa zusammen und waren zwischenzeitlich auch auf der Kapitalseite miteinander verbunden. Bei einer Übernahme würde PSA zum zweitgrößten Autoproduzenten in Europa hinter Volkswagen aufsteigen.

Nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer stehen im Falle einer Übernahme von Opel durch PSA tausende Jobs auf dem Spiel. Vor allem am Stammsitz Rüsselsheim könnten zentrale Einheiten verkleinert oder ganz abgebaut werden, weil ihre Aufgaben im Konzern übernommen werden könnten, sagte Dudenhöffer am Mittwoch. Betroffen wären etwa der Einkauf, der Vertrieb, das Marketing sowie Teile des Entwicklungszentrums. Mindestens ein Drittel der rund 15 000 Jobs in Rüsselsheim stünde bei einer Übernahme zur Disposition.

Die Opel-Produktion würde voraussichtlich in den ebenfalls nicht ausgelasteten PSA-Autobau eingegliedert. Das lasse sich aus der bisherigen Mehrmarken-Strategie der PSA mit Peugeot, Citroën und DS ablesen. "Es gibt keine Markenwerke, sondern nur Konzernwerke, in denen alle Markenprodukte gefertigt werden", sagte der Direktor des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Die vorhandenen Kapazitäten seien eher zu groß, so dass die Lage für die Opel-Werke in Eisenach und Kaiserslautern über Nacht schlechter geworden sei.

Opel hat rund 38.200 Mitarbeiter in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Das Traditionsunternehmen wurde 1862 in Rüsselsheim gegründet und 1929 vom US-Konzern General Motors übernommen. Die Adam Opel AG hat als GM-Europatochter seit 1999 keinen Gewinn in Detroit abgeliefert und auch 2016 die Rückkehr in die Gewinnzone nicht geschafft. Stattdessen betrug der operative Verlust für 2016 rund 257 Millionen US-Dollar (241 Mio Euro). Das war immerhin eine deutliche Verbesserung nach 813 Millionen Dollar Verlust im Jahr zuvor. (dpa)

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