PSA Peugeot Citroen hat mit einer Kapitalerhöhung den Umbruch eingeleitet. General Motors stößt dabei seine Aktionärsanteile ab, bleibt aber Kooperationspartner. Ein chinesischer Hersteller steht aber auch bereit.
Als letzten Ausweg aus der Krise wagt PSA Peugeot Citroën den ganz großen Umbruch. Mit einem neuen Chef, frischem Geld und Chinas zweitgrößtem Autobauer im Boot soll der Niedergang gestoppt werden. Die wichtigsten Weichen sind gestellt. Der Partner und Opel-Mutterkonzern General Motors steigt im Zuge der Pläne als Aktionär aus.
Dongfeng vor Einstieg bei PSA
Die Mission von Philippe Varin als Chef von Europas zweitgrößtem Autobauer PSA Peugeot Citroën neigt sich dem Ende entgegen. Seit der VW-Konkurrent am Donnerstag seine Planspiele für eine Kapitalerhöhung öffentlich gemacht hat und damit monatelange Spekulationen beendete, dürfte der Einstieg von Chinas zweitgrößtem Hersteller Dongfeng nur noch eine Frage der Zeit sein.
Der erfolgreiche Abschluss von Verhandlungen über mögliche Kooperationen soll die letzte große Amtshandlung des 61 Jahre alten Varin werden. Mit dem früheren Renault-Manager Carlos Tavares steht der Nachfolger bereits bereit. Der 55-jährige Portugiese steigt zum 1. Januar bei PSA ein und soll das Steuer im Laufe des Jahres übernehmen.
Kapitalerhöhung im ersten Quartal
Varin hatte von Beginn an eine undankbare Aufgabe. Wegen der starken Abhängigkeit vom krisengeschüttelten europäischen Markt geriet der PSA-Konzern schon bald nach seiner Ankunft in existenzbedrohende Schwierigkeiten. Varin musste den Abbau von mehr als 11 000 Stellen, die Schließung eines Werks und Rekordverluste ankündigen.
Dagegen dürften die aktuellen Verhandlungen über eine Kapitalerhöhung eine vergleichsweise angenehme Tätigkeit sein. Nach Informationen der «Financial Times» wollen die Franzosen schon im ersten Quartal des kommenden Jahres Vollzug mit ihrem chinesischen Joint-Venture-Partner vermelden. Angeblich geht es um drei bis vier Milliarden Euro, die PSA mit der Ausgabe neuer Aktien einsammeln will.
Familie Peugeot macht Weg frei
Neben Dongfeng könnte sich auch der französischer Staat zu gleicher Höhe und damit mit knapp 18 Prozent beteiligen. Die Einmischung der Regierung gilt dabei als rein politisch begründet. Wie andere Traditionsmarken gelten Peugeot und Citroën in Frankreich als Nationalheiligtum, das nicht unter ausländische Kontrolle geraten sollte.
Industrieminister Arnaud Montebourg ließ am Donnerstag wenig Zweifel daran, dass er in die Gespräche involviert ist. Die Allianz mit Dongfeng werde es PSA erlauben, wieder zu alter Stärke zurückzufinden, ließ er sich zitieren. Und natürlich werde PSA «französisch» bleiben. Die Familie Peugeot hat nach mehreren Medienberichten bereits ihren Segen für die Kapitalerhöhung gegeben. Sie findet sich offensichtlich damit ab, mit dem Schritt den Großteil ihres Einflusses und vor allem ihre Sperrminorität zu verlieren.
GM verkauft Anteile
Unklar ist allerdings, wie es mit der Partnerschaft mit General Motors weitergeht. Bereits am Donnerstagmorgen kündigten die Unternehmen an, eines ihrer zentralen Gemeinschaftsprojekte zu beerdigen. Anders als geplant werden die Autoriesen keine gemeinsame Kleinwagen-Plattform entwickeln und sich die hohen Kosten für einen solchen Schritt teilen.
Am Abend gab es dann eine weitere überraschende Nachricht. GM teilte mit, seinen siebenprozentigen Kapitalanteil an PSA zu verkaufen. Die finanzielle Unterstützung sei nun nicht länger notwendig, hieß es ohne weitere Erklärungen.
Tavares vor Einstieg bei PSA
Für die Franzosen ruhen nun alle Hoffnungen auf China. Die durch die Aufgabe des Kleinwagen-Projekts mit GM freie Entwicklungskapazität könnte direkt dorthin fließen: Laut «Financial Times» will PSA zusammen mit Dongfeng ein kleines Billig-Auto für Südostasien entwerfen und bauen.
Den Schwenk hin zu den Wachstumsmärkten und weg vom übersättigten Heimatkontinent dürfte dann der designierte Varin-Nachfolger Tavares umsetzen. Der Manager gilt als selbstbewusst und ehrgeizig und hatte kurz vor seinem Abschied bei Renault im Sommer mit einem freizügigen Interview für Schlagzeilen gesorgt. Er würde lieber den Arbeitgeber wechseln, als jahrelang als Renaults Nummer zwei auf den Spitzenplatz zu warten, sagte er. Nun bekommt er seine Chance. (dpa)