Opel-Chef Neumann beschwört Aufbruchstimmung

Kanzlerin zu Besuch auf IAA

Opel-Chef Neumann beschwört Aufbruchstimmung
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann (l.) zeigt Angela Merkel den Monza. © Opel

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sieht den Rüsselsheimer Autobauer auf einem guten Weg. Auf der IAA verbreitet der Manager auch angesichts von sieben Weltpremieren Zuversicht.

Von Frank Mertens

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann wirkt entspannt. Es liegt zwar ein wahrer Termin-Marathon auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt hinter ihm, doch Neumann wird nicht müde, Aufbruchstimmung zu verbreiten.

"Die IAA ist ganz wichtig für uns. Wir wollen demonstrieren, dass bei Opel etwas passiert", sagte Neumann am vergangenen Mittwoch vor Journalisten. Allein sieben Weltpremieren sind auf dem Opel-Stand in der Messehalle 8 zu bestaunen, darunter der Monza Concept, "der für alles steht, für das Opel in Zukunft stehen soll." Für Neumann ist es natürlich die "aufregendste Studie" der gesamten IAA. Mit seinen Flügeltüren und seinem Namen hat dieser Monza bei Fachbesuchern für Aufsehen gesorgt und dürfte dies auch tun, wenn am Samstag die Publikumstage beginnen. Die Marke Opel sei wieder da, erklärt Neumann, der so etwas natürlich sagen muss.

Marke neues Selbstbewusstsein gegeben

Doch wer Neumann zuhört, wer ihn erlebt, wie er an diesen Messetagen, in den zurückliegenden Monaten seit seinem Amtsantritt im März, der Marke neues Selbstbewusstsein eingehaucht hat, kauft ihm das ab. Doch es ist natürlich nicht nur eine Frage des Glaubens. Es geht um die Qualität der Produkte, aber daran ist längst nicht mehr zu zweifeln. Ein Opel Mokka überzeugt die Kunden ebenso wie beispielsweise der Kleinstwagen Adam. Für den Kompakt-SUV entschieden sich europaweit bereits 120.000 Kunden, für den Adam 50.000 – und in Kürze kommt das überarbeitete Flaggschiff Insignia auf den Markt.

Es wartet mit einem überarbeiteten Innenraum und einem neuen Infotainmentsystem auf, dass einen Hauch Premium versprüht. Und die Produktoffensive der Rüsselsheimer geht weiter: Bis zum Jahr 2016, dem Jahr, in dem Opel wieder in der Gewinnzone sein will, wird es 23 neue Fahrzeuge und 13 neue Motoren geben. Der Mutterkonzern GM investiert insgesamt vier Milliarden Euro in seine Tochter – und erwartet Erfolge. Das weiß Neumann. "Jetzt ist es meine Aufgabe, die Marke zum Erfolg zu führen." Dafür genießt er offensichtlich alle Freiheiten, die er braucht. "Ich konnte im vergangenen halben Jahr alles tun, was ich wollte."

Marktanteil in Europa stabilisiert

Im neuen Gewand wurde der Opel Insinia enthüllt.
Der neue Opel Insignia AG/Flehmer

Das hofft er auch für die Zukunft. "Ich gehe davon aus, dass GM auch weiterhin alles dafür tut, dass ich hier erfolgreich sein kann." Schließlich wolle die Mutter in Europa erfolgreich sein und Opel sei dafür die Schlüsselmarke. Natürlich leidet Opel wie andere Volumenhersteller unter der Absatzkrise in Europa. Die reinen Absatzzahlen sind rückläufig, doch den Marktanteil hätte man stabilisieren können. "Es ist ein schrumpfender Markt, entsprechend verkaufen wir weniger Autos, aber wir machen ein deutlich besseres Ergebnis."

Am gestrigen Donnerstag konnte Neumann auch Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Messestand begrüßen, auf dem sich die CDU-Politikerin über die Opel-Neuheiten informieren ließ. Zur Eröffnung der IAA hatte die Kanzlerin den deutschen Autobauern bereits den Rücken gestärkt. "Die Bundesregierung tritt ein für eine vernünftige Balance zwischen ehrgeizigen Zielen einerseits und unternehmerischer Freiheit andererseits", sagte Merkel und fügte hinzu, dass es nicht sein könne, dass alle Hersteller nur noch sparsame Kleinwagen bauen: "Zu Wachstum und Innovation gehören Autos aller Klassen."

Merkel sagte zu, sich bei der EU für "vernünftige Vorgaben" bei der CO2-Regulierung einzusetzen. Diese Aussage dürfte auch Neumann gefreut haben, der sich mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl von der Politik "klare Rahmenbedingungen" wünschen würde. Schließlich müsse den Konsumenten die Zuversicht gegeben werden, dass die "Dinge besser werden. Denn Geld ist da und man fragt sich, warum es nicht für Autos ausgegeben wird."

Klares Nein zur Pkw-Maut

Der Opel Mokka kommt bei den Kunden an.
Der Opel Mokka Opel

Statt das Autofahren immer teurer zu machen und Autofahrer und Autoindustrie ständig immer neue Kosten aufzubürden, müsste eine Industriepolitik gemacht werden, die "die Industrie anspornt. Meine größte Sorge ist, das Autofahren künftig nicht mehr bezahlbar ist." Deshalb lehnt Neumann auch eine Pkw-Maut ab. Wichtig sei für ihn zudem, dass die EU klar die Details mit Blick auf die CO2-Grenzwerte ausgestaltet, "damit wir möglichst schnell wissen, was uns erwartet. Bereits heute investieren wir in Technologien für 2020." Auch hier brauche man klare Vorgaben, "die sich nicht ändern." Zum CO2-Ziel von 95 g/km bekennt sich Neumann ganz klar. Vorschläge des EU-Umweltausschusses, für das Jahr 2025 einen CO2-Zielkorridor von 68 bis 75 g/km einzuführen, lehnt er indes ab.

Man brauche keine Industriepolitik, die verhindere, dass große Autos gebaut werden oder die Hersteller in eine technische Richtung drängten, die am Ende keiner mehr bezahlen könne. Das 95-Gramm-Ziel werde Opel auch ohne eine große Elektrifizierung seiner Flotte erreichen können.

Vorerst keine weiteren Elektroautos

Der Opel Ampera Opel

Dass es neben dem Opel Ampera in Kürze noch ein weiteres Elektroauto im Portfolio geben wird, schloss Neumann zunächst aus. Investitionen müssten sich rechnen, entsprechend warte man auch die weitere Marktentwicklung bei der Elektromobilität ab. "Ich glaube nicht, dass der Markt für Elektroautos ab morgen explodieren wird. Das wird nicht passieren, deshalb können wir uns auch nicht leisten, drei verschiedene Elektroautos auf den Markt zu bringen." Vielmehr konzentriere man sich auf den Ampera, dessen Preis im Vorfeld der IAA um 7600 Euro auf 38.300 Euro gesenkt wurde. Man sei zwar der Hersteller gewesen, der im Vorjahr Marktführer bei der Elektromobilität in Europa gewesen sei, aber halt nur 5000 Einheiten abgesetzt habe. Seit dem Marktstart des Opel Ampera Ende 2011 sind es 7500 Einheiten.

Deshalb habe man sich jetzt den Markt vor dem Hintergrund des Markteintritts der Wettbewerber mit Elektroautos noch einmal angeschaut und sich für diese Preissenkung entschieden. Wie Neumann sagte, wollte man mit diesem Schritt, der einer "wohlüberlegten Strategie" folge, "dem Auto noch einmal einen Kick geben. Wir wollten nicht, dass nur über unsere Mitbewerber diskutiert wird, sondern wir wollten zeigen, dass wir das beste Auto anzubieten haben. Wir haben jetzt auch den besten Preis." Neumann freut sich freut sich bereits auf die ersten Vergleichstests, wie er selbstbewusst sagte.

Dass sich unter Neumanns Führung die Stimmung in Rüsselsheim gewandelt hat, sieht man auch an der jüngsten Aussage von Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Er lobte den neuen Opel-Vorstand unter Neumanns Führung. "Es hat sich die Qualität des Managements dramatisch geändert, und zwar zum Positiven." Die damit einhergehenden Veränderungen seien innerhalb und außerhalb des Unternehmens spürbar. Neumann wird ein solches Lob gern hören, denn um das Unternehmen weiter voranzubringen, braucht er neben der Unterstützung von GM auch die der Arbeitnehmervertreter.

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