Opel Grandland: Teilzeitstromer mit Lade-Manko

Opel Grandland: Teilzeitstromer mit Lade-Manko
Optisch ansprechend: die Front des neuen Opel Grandland. © Opel

Opel setzt auch bei seinem Topmodell Grandland auf ein breites Antriebsportfolio. Es reicht vom 48-Volt-Hybriden, über die reine Elektroversion bis hin zum von uns gefahrenem Plug-in-Hybriden.

Der Opel Grandland ist das erste Modell auf der STLA Medium-Plattform des Stellantis-Konzerns. Es bietet die Option, auf ihm unterschiedliche Antriebe zu verbauen. Sie reichen vom 48 Volt-Mildhybrid-System, über den reinen Elektroantrieb bis hin zum von uns gefahrenem neuen Plug-in-Hybriden. Mit dieser Antriebsvielfalt richtet sich der Rüsselsheimer Autobauer an den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen aus. Schließlich will nicht jede Kundin oder jeder Kunde gleich rein elektrisch unterwegs sein.

Schaut man auf die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für den Februar, dann erleben nicht nur E-Autos mit einem Plus von fast 31 Prozent ein deutliches Plus, sondern auch Plug-in-Hybride (PHEVs) sind bei den Kundinnen und Kunden beliebt. Sie kam im Vormonat auf einen Zuwachs von 34 Prozent. Es ist ein relevantes Käuferklientel, dem auch Opel mit dem neuen Grandland ein attraktives Angebot machen will. Schließlich kann es sich die Stellantis-Tochter nicht erlauben. Absatz links liegen zu lassen. So verlief der Start ins neue Jahr nicht gerade erfreulich: Opel musste per Februar einen Rückgang von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen.

Schickes Design mit schicken Leuchten

Dere Opel Grandland bietet eine Reichweite von 87 Kilometer rein elektrisch. Foto: Opel

Der von uns gefahrene Grandland PHEV fährt mit der neuen Designsprache der Rüsselsheimer vor. Dazu gehört erstmals der 3D Vizor und ein beleuchteter Opel-Blitz. Schick – gerade bei Dunkelheit – ist das so genannte Edge Light. Dabei handelt es sich um die Lichtleiste am Heck, die über die gesamte Breite reicht. Statt des Blitz-Logos steht hier mittig der Name Opel. Der Herstellername leuchtet dabei in wie die gesamte Leuchteinheit in rot. Licht spielt beim neuen Grandland ohnehin eine wichtige Rolle. So wird er mit der adaptiven und blendfreien Opel-Lichttechnologie Intelli-Lux HD angeboten. Sie sorgen für eine besonders gute Ausleuchtung der Straße bei Dunkelheit.

Im Vergleich zum Vorgänger ist der neue Grandland mit 4,65 Meter gleich um 17,3 Zentimeter länger geworden. Die Breite liegt bei 1,93 Meter, die Höhe bei 1,66 Meter. Mit diesen Abmessungen bietet der Innenraum ausreichend Platz auch für die Mitreisenden auf der Rückbank, die übrigens im Verhältnis 40:20:40 teilbar ist. Im Fond können dabei selbst Großgewachsene bequem sitzen, brauchen sich über zu wenig Kopf- und Kniefreiheit nicht beklagen. Der Kofferraum bietet ein Fassungsvolumen von ausreichenden 550 Litern. Das reicht für den Ausflug mit der Familie – und mit der Kraft der zwei Antriebe steht eine Gesamtreichweite von 900 Kilometern zur Verfügung.

Der Innenraum gibt dabei keinen Anlass zur Kritik. Der 10 oder optional 16 Zoll große Touchscreen in der Mittelkonsole ist gestochen scharf, lässt sich intuitiv bedienen. Das Fahrdisplay ist 10 Zoll groß. Das Head-up-Display sorgt dafür, dass Fahrerin oder Fahrer alle wichtigen Information im direkten Sichtfeld haben, ohne den Blick von der Straße richten zu müssen. Opel hat gut daran getan, dass für wichtige Funktionen nach wie vor auch Tasten vorhanden sind. Erfreulich auch im Grandland sind die Ergonomie-Sitze, die von der Aktion Gesunder Rücken (AGAR) zertifiziert sind. Sie sorgen dafür, dass man auch nach längerer Fahrt ziemlich entspannt aus der Fahrzeug steigen kann.

Leistung liegt bei 195 PS

Doch kommen wir zudem, was der Grandland unter dem Blech zu bieteten hat: seinen Antrieb. Hier verrichten neben einem 1.6 Liter Vierzylinder-Benziner mit 150 PS und ein Elektromotor mit 125 PS die Arbeit. Zusammen ergibt das eine Systemleistung von völlig ausreichenden 195 PS. Die sorgen dafür, dass der Grandland ein maximales Drehmoment von 350 Nm auf die Straße bringen. Das sorgt für einen druckvollen Antritt. In 7,8 Sekunden ist dann Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 220 km/h erreicht. Den Weg dorthin vollzieht der Grandland ausgesprochen souverän. Beide Motoren arbeiten harmonisch zusammen, das Siebengang-Direktschaltgetriebe ist gut abgestimmt. Gleiches trifft auf die Lenkung zu, die der Fahrerin oder dem Fahrer eine direkte Rückmeldung vermittelt. Das Fahrwerk des 1,97 Tonnen schweren Grandland ist straff, aber keinesfalls unkomfortabel abgestimmt. Da gibt es wenig auszusetzen.

Und wie schaut die elektrische Reichweite aus? Während die Konkurrenz von VW und seinen Tochtermarken wie beispielsweise Cupra mittlerweile PHEVs mit Reichweiten von über 100 Kilometer und eine Schnellladefähigkeit von 50 kW anbieten, beschränkt sich der Grandland PHEV mit seiner 17,9 kWh großen Batterie auf gerade einmal 87 Kilometer. Das sind gerade einmal sieben Kilometer mehr als es braucht, um weiterhin in den Genuss des Steuervorteils von 0,5 statt 1 Prozent bei der Nutzung als Dienstwage braucht. Seit diesem Jahr müssen Plug-in-Hybride über eine Mindestreichweite von 80 Kilometer verfügen, um den Steuervorteil geltend zu machen.

Reichweite bei 87 Kilometer

Über 100 Kilometer bei der Konkurrenz, selbst nur 87 Kilometer: Ist das wirklich noch wettbewerbsfähig? Ja, sagt Matthias Alt, der verantwortliche Ingenieur. „Was braucht der Kunden wirklich?“ fragt Alt. Sind es wirklich über 100 Kilometer? Nein, ist man bei Opel überzeugt und verweist auf die täglichen Strecken, die zurückgelegt werden. Sie liegen zwischen 30 und 40 Kilometer. Entsprechend kann man diese mit dem Grandland alle elektrisch zurücklegen, wenn man will. Doch Laden kann man gerade einmal mit maximal 7,4 kWh – und dafür werden dann auch noch 500 Euro Aufpreis fällig. Will man dieses Geld nicht ausgeben, sind es nur 3,2 kW fürs Laden an der Haushaltssteckdose. Damit braucht man dann 6:15 Stunden für die Ladung von 0 auf 100 Prozent. So etwas ist unverständlich – und nicht zeitgemäß.

Bei Opel ist man der Auffassung, dass auch das reicht und verweist darauf, dass die Kundinnen und Kunden ihr Auto daheim laden – und da sei es nicht erforderlich, schneller zu laden. Eine Schnellladefähigkeit von 50 kW wie bei Teilen der Konkurrenz erachtetdie Opelaner als nicht nötig. „Wer lädt schon unterwegs bei der Fahrt auf der Autobahn?“ fragt man rhetorisch. Man habe sich für eine etwas kleinere Batterie und eine geringere Ladeleistung auch deswegen entschieden, um einen attraktiven Preis und eine gute Effizienz anbieten zu können: der Preis liegt bei der Edition-Version bei 40.150 Euro.

Gute Verbrauchswerte

Der Markename Opel ist am Heck des Grandland beleuchtet. Foto: Opel

Und wie schaut die Effizienz aus? Versprochen wird nach WLTP ein Verbrauch bei voller Batterie zwischen 0,8 und 0,9 Litern/100 km und 20,4 bis 21 kWh. Diese Werte haben wir zwar nicht erreicht, doch wir kamen nach 89 gefahrenen Kilometern (Abfahrt mit voller Batterie) auf einen Verbrauch von 2,5 Litern mit einer restreichweite von 12 Kilometern. Das lässt sich sehen.

Unter dem Strich hinterlässt der neue Grandland PHEV einen guten Eindruck, auch wenn die Ladeleistung durchaus höher sein dürfte. Man darf gespannt sein, ob dieses Manko die Kundinnen und Kunden davon abhält, sich für den Grandland PHEV zu entscheiden, Aber vielleicht entscheidet wie so häufig am Ende das Geld. Die Konkurrenz, so sagt Opel, verlange für ein vergleichbares Modell im C-SUV-Segment mindesten 46.850 Euro.

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