Betriebsräte kritisieren Opel und GM

Keine Gespräche zum Unternehmensplan

Betriebsräte kritisieren Opel und GM
Für das Opel-Werk in Bochum gibt es zahlreiche Interessenten © dpa

Der europäische Betriebsrat mit Vertretern aus sieben Ländern hat das Management von Opel und General Motors scharf kritisiert. Angesichts drohender Werksschließungen würden die Standorte gegeneinander ausgespielt werden.

Nach Spekulationen über Standortschließungen beim defizitären Autobauer Opel erhebt der europäische Betriebsrat schwere Vorwürfe gegen das Management. Die Geschäftsführung versuche, die Standorte gegeneinander auszuspielen und setze insbesondere die Arbeitnehmervertretungen in einzelnen Werken brutal unter Druck, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der Arbeitnehmervertreter aus sieben europäischen Ländern.

Schäfer-Klug kritisiert mangelhafte Information

Angeführt von Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug forderten das Europäische Arbeitnehmerforum (EEF) und der Europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) das Management "unverzüglich" zu konstruktiven Gesprächen auf. Dabei müssten die Beschäftigten endlich vollständig über einen realistischen Unternehmensplan bis 2016 informiert werden: "Opel und GM verweigern sich derzeit solchen Gesprächen und setzen auf die Methode "Teile und herrsche"."

Die Opel-Geschäftsführung bemühte sich am Montag, den Ball flach zu halten. "An Spekulationen werden wir uns nicht beteiligen. Wir arbeiten an den notwendigen Strategien und werden informieren, sobald es etwas mitzuteilen gibt", hieß es in Rüsselsheim.

Statt zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen, verwies der Autobauer auf gemeinsam geäußerte Ziele von Management und Betriebsrat: "Wir gehen davon aus, dass die von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite gemeinsam getragene Einschätzung, Opel müsse auch in Zeiten schlechter werdender Rahmenbedingungen profitabel arbeiten, weiterhin Gültigkeit hat." Denn trotz der tiefen Einschnitte der vergangenen Jahre fährt Opel weiter hohe Verluste ein. Der Absatz leidet zudem stark unter der schwachen Nachfrage aus den südeuropäischen Krisen-Ländern.

Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) lobte bei einem Besuch des Opel-Werks in Kaiserslautern die modernen Anlagen, appellierte indirekt aber auch an den Autobauer, weiter zu investieren. "Wer in der Automobilindustrie stehen bleibt, gerät ins Hintertreffen", sagte sie laut Mitteilung. "Deshalb begrüße ich die ehrgeizigen Pläne, um das Werk gut für die Zukunft aufzustellen. Ich wünsche mir, dass Opel die notwendigen Investitionsgelder hierfür bereitstellt, um die Arbeitsplätze auf Dauer zu sichern." Die Landesregierung werde das Werk auf diesem Weg begleiten.

Spekulationen schädlich fürs Image

Bei Opel machen längst erneut Spekulationen um eine neue Schrumpfkur die Runde. Hinter den Kulissen werden neue Sparpläne geschmiedet. Immer wieder wurde zuletzt über das Aus der Standorte Bochum oder Ellesmere Port (England) spekuliert. Diese Möglichkeit schloss kürzlich auch Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke vor Journalisten nicht aus.

Das Europäische Arbeitnehmerforum erklärte, die Arbeitnehmervertreter hätten den Vorstand der Adam Opel AG und die Vertreter des Mutterkonzerns General Motors (GM) schon mehrfach aufgefordert, in Verhandlungen zu treten, um gemeinsam Lösungen zu finden. Der Betriebsrat will dabei auch einen Wachstumsplan für Europa und die großen globalen Märkte außerhalb Europas erarbeiten. Denn dem Unternehmen fehle noch immer die Möglichkeit, Absatzrückgänge in Europa durch Exporte in andere Regionen auszugleichen, schimpften die Betriebsräte: "Wir halten deshalb die Verweigerung von Gesprächen für nicht verantwortbar."

Die ständigen Spekulationen um Einschnitte, Werksschließungen oder neuerlichen Personalabbau seien schädlich für das Image des Autobauers, klagten die Arbeitnehmer: "Unter dieser Unsicherheit leiden vor allem die Beschäftigten an allen europäischen Standorten. Potenzielle Kunden werden zudem in einem ohnehin krisenhaften wirtschaftlichen Umfeld erheblich verunsichert."

Opel steckt seit Jahren tief in den roten Zahlen. Angesichts der schlechten Entwicklung des europäischen Automarktes hat sich Opel-Chef Stracke inzwischen auch vom Ziel verabschiedet, den Hersteller bald in die Gewinnzone zu führen. Auch der Opel-Absatz in den ersten beiden Monaten 2012 gibt wenig Anlass für Euphorie. Während der westeuropäische Automarkt in den ersten beiden Monaten verglichen zum Vorjahr 7,8 Prozent einbüßte, brach der Absatz von Opel und Vauxhall nach Angaben des europäischen Branchenverbands Acea um 19,9 Prozent ein. Der Marktanteil schrumpfte von 6,9 Prozent auf 6,0 Prozent.

Unterdessen baut Stracke das Management des Autobauers weiter um. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (Dienstagsausgabe) holt er VW-Manager Alfred Rieck als neuen Vertriebsvorstand. Stracke hatte den Posten zuletzt in Personalunion ausgeübt, nachdem der bisherige Marketingvorstand Alain Visser innerhalb des GM-Konzern zu Chevrolet gewechselt war. Rieck war laut Zeitung zuletzt Präsident der Marke Skoda in China.

Opel-Chef Stracke hatte zuletzt auf dem Autosalon Genf versichert, dass das Unternehmen zu den mit den Gewerkschaften geschlossenen Verträgen stehen würde. Sie schließen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis 2014 aus. (AG/dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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