Sicherheitsassistenten befördern so manches Auto bereits auf Autobahnen autonom durch den Verkehr. Im vom Wirtschaftsministerium geförderten Projekt UR:BAN kommen spezielle Systeme für den Stadtverkehr zum Einsatz.
Die Strecken über Land können Fahrzeuge mit diversen Sicherheitsassistenten bereits selbstständig übernehmen. In der Stadt warten allerdings die größeren Herausforderungen, da dort nicht nur Autos, Busse oder Lkw unterwegs sind, sondern auch Fahrradfahrer oder gar Fußgänger. Im Rahmen des Forschungsprojekts UR:BAN (Urbaner Raum: Benutzergerechte Assistenzsysteme und Netzmanagement) arbeiten nun 31 Partner aus der Automobilindustrie, Zulieferer, Elektronik- und Software-Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden an diversen Lösungen, neue Assistenz- und Verkehrsmanagementsysteme für die Sicherheit im städtischen Verkehr einzusetzen.
Unterschiedliche Ansätze
Neben Daimler, Opel, BMW und Audi sind auch unter anderem Bosch, Continental, die TU Braunschweig sowie Tomtom beteiligt. Bis Anfang 2016 entwickeln sie in gemeinsamer Forschungsarbeit neue Fahrerassistenz- und Verkehrsmanagementsysteme für die Stadt. Das Gesamtbudget für die Forschungskooperation beträgt 80 Millionen Euro, rund 50 Prozent davon trägt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Die Ansätze der einzelnen Teilnehmer sind dabei teilweise sehr unterschiedlich. An Assistenzsystemen, die Gefahren sehen und erkennen sollen wie ein Mensch, forscht Daimler. Diese technischen Helfer sollen den Fahrer unterstützen und die Fahrt im urbanen Raum sicherer und stressfreier machen. Im Zuge der Abschlusspräsentation der Forschungsinitiative UR:BAN präsentierte der Autobauer unter anderem auch eine Umgebungserfassung, die selbstständig Objekte klassifiziert und so beispielsweise Radfahrer, Fußgänger oder Rollstuhlfahrer auch bei starker Verdeckung in großen Entfernungen erkennt.
Fehlerauslösungen sollen vermieden werden
An schlaueren Fahrzeugen tüfteln auch Audi und Opel. So will der Ingolstädter Automobilhersteller eine lückenlose Erfassung des Umfelds in einer 360-Grad-Rundumsicht um Kollisionen zu vermeiden. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf einem System, das Fehlauslösungen vermeidet.
Bei Opel veranschaulicht ein Demonstrationsfahrzeug, wie stark moderne Assistenzsysteme allein durch die Analyse des Fahrer-Verhaltens weiterentwickelt werden können. Basierend auf den Fahrzeugdaten, einer Frontkamera sowie einer Kamera, die den Kopfbewegungen des Fahrers folgt, analysierte ein speziell entwickelter Algorithmus die Bewegung der Person hinterm Steuer und kann so bereits im Vorfeld erkennen, ob er beispielsweise die Spur wechseln möchte.
Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Ampeln
An maßgeschneiderten Systemen für Autofahrer speziell für den innerstädtischen Verkehr hat auch die Technische Universität München (TUM) geforscht. Dabei hat sich der Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TUM besonders mit Radfahrern beschäftigt. Mithilfe von Kameras, die über verkehrsintensiven Kreuzungen installiert waren, konnte das Verhaltensmuster der Radler analysiert werden. Dadurch wurden typische Verhaltensweisen erkannt, die in Simulationsmodelle einfließen. Diese werden von Entwicklern von Fahr- und Assistenzsystemen genutzt, um konkrete Vorhersagen für bestimmte Verhaltensweisen zu erstellen, die dann wiederum prüfen, ob das System in Gefahrensituationen entsprechend reagiert.
Um den Verkehr in der Stadt besser und sicherer zu machen, lässt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Ampeln mit Fahrzeugen kommunizieren. So sollen künftig komplexere Verkehrssituationen eigenständig vom Auto und der Straßeninfrastruktur abgewickelt werden. (AG/SP-X)