Opel Commodore B: Ein sportlicher Imagebooster

Opel Commodore B: Ein sportlicher Imagebooster
Mit dem Commodore konnte Opel nicht nur Ford auf Distanz halten, sondern sogar VW vor 50 Jahren in den deutschen Verkaufscharts überholen. © Opel

Es ist 50 Jahre her, da bewegte sich Opel mit VW auf Augenhöhe. Kein Wunder. Schließlich hatte man Modelle wie der Commodore B im Angebot.

Damit bewiesen die Rüsselsheimer ihre Fähigkeit, bürgerliche Massenautos begehrenswert zu machen. So konnte Opel nicht nur Ford auf Distanz halten, sondern sogar VW in den deutschen Verkaufscharts überholen.

Kein Wunder bei sportlichen Imageboostern wie dem Commodore (B). Mit angesagten optionalen Speed-Insignien fürs Überholprestige á la Rallyestreifen, Frontspoiler, riesigen Zusatzscheinwerfern und mattschwarzer Motorhaube und mit Muscle-Car-ähnlicher Power tanzte die GS/E genannte Top-Version Rock ’n‘ Roll mit den Sechszylinder-Rivalen.

Nur kleine Unterschiede zum Rekord

Vom simpler ausstaffierten Vierzylinder-Mittelklasse-Bestseller Rekord unterschied sich der Sechszylinder-Opel zwar nur durch optische Details wie Kühlergrill und Rückleuchten unter mattschwarzer Blende mit Chromstreifen. Aber das genügte für Popularität sogar auf Parkplätzen vor Tennisplätzen, Architektenbüros und dem Universitätsdekanat.

Dort, wo sonst BMW, Saab oder VW-Porsche verbreitet waren. Obwohl billig, befreite sich der Commodore von Spießbürgerlichkeit, zumal als GS/E mit 160 PS.

Start mit braveren Ausführungen

Auf dem Genfer Automobilsalon debütierten im März 1972 allerdings erst einmal die braveren Ausführungen der zweiten Commodore-Generation. Bis die Neuauflage des Einspritzers GS/E startbereit war, sollte es noch ein paar Monate dauern.

Auch wenn der klar und elegant gezeichnete Opel der gehobenen Mittelklasse weniger Emotionen freisetzte als die 1967 mit modisch-kessem Hüftschwung überraschende Erstausgabe des Commodore (A) traf der neue Sechszylinder-Blitz perfekt den auf Tempo getrimmten Zeitgeist der frühen siebziger Jahre.

Brutale Beschleunigung

Der 2,8-Liter-Reihensechszylinder – abgeleitet vom altgedienten Triebwerk in den Flaggschifflimousinen Admiral und Diplomat – schob über die Hinterräder fast schon brutal an. In laut Fachmedien nur gut 8,5 Sekunden erreichte der GS/E das 1972 neu eingeführte Landstraßen-Tempolimit von 100 km/h.

Der Weg zur Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h gestaltete sich gleichfalls flott. Werte, mit denen der Opel damals im Revier von Porsche 911 T, Mercedes 280 CE, aber auch 350 SL und BMW CS wilderte. Autos, die teils doppelt so teuer waren und eigentlich eine andere Klientel ansprachen als der bezahlbare Kraftprotz mit Commodore-Rangabzeichen.

Deshalb wandte sich Opel 1973 in Werbeanzeigen gezielt an wohlhabende, prestigehungrige Kunden: „Auch wenn Sie eigentlich DM 20.000 für ein Auto ausgeben wollten, denken Sie trotzdem an einen Commodore. Ihn gibt es schon ab DM 13.955.“ Gegenüber BMW 5er und Mercedes Strich-Acht-Typen mit Vierzylinder-Motoren erzielten diese erschwinglichen Sechszylinder, speziell mit großem GS bzw. GS/E-Signet, anfangs durchaus Achtungserfolge.

Bis 1977 über 140.000 Commodore B abgesetzt

In der 8,5 Sekunden erreichte der Opel Commodore GS/E Tempo 100. Foto: Opel

Als die Fachpresse den Commodore allen empfahl, die Spaß an preiswerten, schnellen Wagen haben, ahnte noch niemand, dass für Tempobolzer ein Tal der Tränen in Sicht war. Die erste Ölkrise brachte 1973/74 vorübergehende, strikte Tempolimits und langfristig wirkende Benzinpreis-Erhöhungen. Obwohl die Opel-Sechszylinder niedrigere Verbrauchswerte als die meisten Wettbewerber auswiesen, stürzten die Verkaufszahlen vorübergehend ab. Die Ära von Rallyestreifen, Vinyldächern und auf edel getrimmten Interieurs mit Holzdekor neigte sich jedoch ohnehin dem Sonnenuntergang entgegen.

Bis Sommer 1977 wurden über 140.000 Commodore B ausgeliefert, davon gut 42.000 Coupés, respektable Resultate im Konkurrenzumfeld. Deshalb riskierte Opel 1978 auch noch eine dritte Commodore-Generation, die allerdings zwischen Rekord und neuem Topmodell Senator kein eigenständiges Gesicht zeigen konnte. Kein Wunder, dass der in skulpturale Formen gegossene Commodore B bis heute besonderen Kultstatus in der Community besitzt. (SP-X)

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