Opel Bochum-Jubiläum im Schatten der Krise

50. Geburtstag

Opel Bochum-Jubiläum im Schatten der Krise
Das bald ehemalige Opel-Werk in Bochum © dpa

Vor 50 Jahren lief der erste Opel Kadett vom Band. Die Feierlichkeiten werden allerdings von einer unsicheren Zukunft überschattet.

Der Blitz glänzt im Ruhrpott schon lange nicht mehr. Dabei hätte das Bochumer Opel-Werk etwas zu feiern: Denn an diesem Mittwoch ist es genau 50 Jahre her, dass in der neuen Fabrik der erste Kadett vom Band lief. Mit dem Modell wollte Opel 1962 selbstbewusst Volkswagen und seinen Käfer herausfordern. Damals wurde gefeiert, heute vorerst nicht.

Sonderschichten bei Opel in Bochum

Das für Oktober geplante Jubiläumsfest wird verschoben, aber nach Unternehmensangaben nicht wegen der Absatzkrise oder der laufenden Verhandlungen. «Wir haben einen Großauftrag für den Astra Classic erhalten. Das führt dazu, dass im Oktober und November in Sonderschichten an allen Samstagen gearbeitet wird», sagte ein Sprecher der Adam Opel AG der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt.

In Bochum laufen zwei Zafira-Modelle und der Astra Classic vom Band. Mit dem Zusatz Classic wird das alte Vorgängermodell bezeichnet, das in Osteuropa verkauft wird.

Schließung von Opel Bochum droht

Der Opel Kadett wurde ab 1962 in Bochum produziert Opel

Seit der Eröffnung hat das Autowerk die Menschen und die Stadt Bochum, aber auch das Ruhrgebiet stark geprägt. Zur Zeit der Zechenschließungen gegründet, stand das Werk lange Zeit für Vollbeschäftigung, Sicherheit und Wohlstand. 3200 Menschen sind heute direkt im Unternehmen beschäftigt, rund 1000 bei Partner- und Fremdfirmen. In den 70er Jahren waren im einzigen Automobilwerk im Ruhrgebiet über 21.000 Menschen beschäftigt, sagt Betriebsratschef Rainer Einenkel.

Doch dann ging es bergab. Erst am Montag hatte der Betriebsrat erneut vor einer möglichen Stilllegung des Werks gewarnt. «Die Schließung des Opel-Werkes Bochum wäre für GM die teuerste Werksschließung aller Zeiten», hieß es mit Blick auf die Opel-Mutter General Motors auf einem im Opel-Werk verteilten Flugblatt des Betriebsrats.

Eine anhaltende Diskussion um die Schließung des Bochumer Werks würde die Marke Opel nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch weit darüber hinaus «bis ins Mark» treffen. «Das Gerede über Werksschließungen zerstört das Vertrauen der Käufer», sagt Einenkel. Gerade bei dem in Bochum gebauten Modell Zafira habe es in der Vergangenheit deutliche Zuwächse gegeben, so der Betriebsrat.

Opel-Werk Bochum als Familienfinder

Auf den Fortbestand des Werks hofft auch der Bochumer Jürgen Scherphausen. Der Rentner wechselte 1962 von der Zeche in die Autofabrik, war bei der Montage der ersten Fahrzeuge dabei und hat 34 Jahre für das Unternehmen gearbeitet. «Wenn ich an Opel zurück denke, dann sind das gute Erinnerungen. Da bekam ich mit einem Schlag 400 D-Mark - und kam mir vor wie ein König», sagt er heute. «Werte wie Zusammenhalt, das zählte damals noch», erinnert sich der Opelaner der ersten Stunde.

Sein ganzes Leben ist Opel: Ehefrau Gerda hat er in der Fertigmontage kennengelernt, Sohn Freddie ging mit 19 Jahren zu Opel und arbeitet heute in der Lackiererei. Auch dessen Söhne Sven und Jens sind Opelaner mit Herz und Seele und absolvieren derzeit eine Ausbildung im Bochumer Werk. «Opel hat in unserer Familie immer eine Rolle gespielt», sagt Scherphausen. «Und wenn wir mal nicht wissen, was wir bereden sollen, dann sprechen wir über Opel», sagt das Ruhrgebiets-Original. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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