Opel-Betriebsräte setzen auf Geschlossenheit

Vor Aufsichtsratssitzung am Mittwoch

Die Betriebsräte des Autobauers Opel setzen vor der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch auf ein geschlossenes Auftreten. Als Einzelkämpfer habe man gegen GM keine Chance, sagte Betriebsratschef Schäfer-Klug.

Im Streit um weitere Sparmaßnahmen beim Rüsselsheimer Autobauer Opel geben sich die Betriebsräte demonstrativ geschlossen. Arbeitnehmervertreter aus neun europäischen Ländern veröffentlichten am Montag gemeinsam einen Brief an Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke, der aus einem einzigen Satz besteht - der allerdings in gleich acht Sprachen übersetzt ist: «Sehr geehrter Herr Stracke, wir werden mit Ihnen keine Verhandlungen auf lokaler Ebene führen.»

Hintergrund: Die europäischen Arbeitnehmer und die Metallgewerkschaft EMF werfen dem Management von Opel und der US-Mutter General Motors (GM) vor, die Standorte gegeneinander ausspielen zu wollen und die Arbeitnehmervertretungen in einzelnen Werken brutal unter Druck zu setzen. Genau das wollen sie nun bei den anstehenden Verhandlungen über Lohnverzicht und andere Sparmaßnahmen verhindern. Dafür ziehen sie vor der Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch an einem Strang.

Opel-Aufsichtsrat tagt am Mittwoch

Das ist die Handschrift von Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug, der in der jüngsten Ausgabe der Mitarbeiterzeitung «Opel Post» sagte: Wir haben nur Einfluss, wenn wir in der Lage sind, uns global abzustimmen.» Als Einzelkämpfer aus Rüsselsheim habe er kaum eine Chance, auf Entscheidungen in Detroit einzuwirken.

Erste Weichenstellungen, wie Opel aus der Verlustzone fahren soll, werden schon am Mittwoch im Kontrollgremium der Adam Opel AG erwartet. Man drehe «jeden Stein um» hatte Opel-Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke der «Bild»-Zeitung gesagt. Nach Medienberichten, wonach vor allem die Standorte Bochum und im britischen Ellesmere Port gefährdet sind, hatte er Werksschließungen bis 2014 aber ausgeschlossen und sich zur Standortsicherung bekannt.

Stracke hatte bereits Anfang März auf dem Autosalon in Genf betont, dass man zu den mit den Gewerkschaften geschlossenen Verträgen stehen würde. Bis dahin läuft ein Vertrag, der auch betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Im Gegenzug verzichten die 40 000 Opelaner in Europa jährlich auf 265 Millionen Euro.

Schon deshalb schätzt Schäfer-Klug die Bereitschaft der Belegschaft, erneut Opfer zu bringen, sehr gering ein: «Was wir wahrnehmen ist, dass die Menschen enttäuscht sind, dass die Zusagen, die das Management gemacht hat, heute nichts mehr wert zu sein scheinen.»

Das Schreiben an Stracke wurde von den 24 Mitgliedern des Europa-Betriebsrats von Opel unterzeichnet, darunter Vertreter der vier deutschen Standorte Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» wertete die Erklärung als Reaktion auf eine Forderungsliste von Opel-Produktionschef Peter Thom, die dieser in jedem der Werke einzeln vorgelegt habe. Darin werden von den Belegschaften flexiblere Arbeitszeiten sowie der Verzicht auf Wochenendzuschläge und Tariferhöhungen verlangt, schreibt das Blatt: «Werke, deren Belegschaften sich den Forderungen nicht beugen, müssen damit rechnen, bei der Zuteilung der künftigen Produktion neuer Automodelle nicht berücksichtigt zu werden.»

Nach einem «Spiegel»-Bericht will GM zudem seine Kapazitäten in Westeuropa herunterfahren und im Gegenzug in «Niedrig-Kosten-Ländern» erhöhen, um profitabler zu werden. (AG/dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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