Opel versprüht vor Golf-Premiere Selbstbewusstsein

Astra-Limousine als Absatzbringer

Opel versprüht vor Golf-Premiere Selbstbewusstsein
Die Limousine des Opel Astra soll den Absatz beflügeln. © Opel

Opel stellt die neue Astra-Generation vor und bringt mit der Limousine die vierte Karosserieform auf den Markt. EInen Tag vor der Premiere des neuen VW Golf geben sich die Rüsselsheimer betont selbstbewusst.

Von Frank Mertens

Der Zeitpunkt der Präsentation war gut gewählt. Genau einen Tag vor der Weltpremiere des neuen VW Golf an diesem Dienstagabend in Berlin hat Opel die neue Generation seines Kompaktklassemodells Astra vorgestellt. Zufälle sehen anders aus. Entsprechend nutzte Opel die Gelegenheit, die Stärken seines neusten Modells aufzuzeigen. Dazu gehören neben Fahrassistenzsystemen, eine neue Karosserieform, ein gutes Fahrwerk und vor allem effiziente Motoren. Die Nachricht, die die Rüsselsheimer dabei zu vermitteln hatten, war eindeutig, auch wenn das so niemand explizit gesagt hat: "Seht her, mit uns muss man rechnen."

Alfred E. Rieck, der neue Vertriebsvorstand von Opel, versuchte angesichts der Präsentation der vierten Generation des für die Marke so wichtigen Kompaktklassemodells dann auch Aufbruchsstimmung zu vermitteln. "Die Marke Opel hat viel Potenzial. Wer jemals einen Opel gefahren hat, ist begeistert", sagte Rieck und fügte hinzu, dass man seine "Hausaufgaben meistern" werde.

Marktschwäche in Europa hält an

Dass die Hausaufgaben angesichts der anhaltenden Marktschwäche in Europa nicht einfach sind, weiß der Vertriebsprofi selbst am besten. Dazu reicht ein Blick auf die Absatzzahlen in der EU. Während der Gesamtmarkt im ersten Halbjahr um 6,8 Prozent zurückgegangen ist, musste Opel einen Verlust von 14,9 Prozent hinnehmen. Dass andere Hersteller wie Renault mit einem Minus von 16,8 Prozent, Fiat (-17,5 Prozent) oder Peugeot (-15,1 Prozent) noch ärger getroffen sind, ist da nur ein schwacher Trost.

Dass Rieck in schwierigen Zeiten wie diesen Zuversicht verbreitet, gehört zu seinem Job als oberster Verkäufer der Marke. Doch wer den einstigen VW-Manager kennt, der merkt, dass hier einer von seinen eigenen Worten überzeugt ist. Floskeln sind seine Sache nicht. "Wir setzen auf die Innovationskraft und die deutsche Wertarbeit, für die Opel steht."

Allein damit verkaufen sich indes keine Autos. Das weiß Rieck. Um auf einem seit fünf Jahren in Folge rückläufigen Markt wie West-Europa wieder Fuß zu fassen, braucht es attraktiver Produkte, die beim Kunden ankommen. Aber nicht nur das: Opel braucht das Vertrauen der Kunden, die aufgrund von Meldungen wie Kurzarbeit und drohender Werksschließungen verunsichert sind. Deshalb werde man auch in der Kommunikation deutlich machen, was die Marke Opel zu bieten hat. Vor allem aber setzt man seine Produktoffensive fort. Allein in diesem Jahr bringt Opel sechs neue Autos heraus. Nach dem Elektroauto Ampera, dem GTC, Corsa und dem Zafira Tourer kommt nun die neue Astra-Generation und im Oktober das Kompakt-SUV Mokka auf den Markt.

Hohe Anziehungskraft bei Kunden

Bereits 25.000 Bestellungen: Der Opel Mokka kommt an.
Der Opel Mokka Opel

Dass Opel nach wie vor eine hohe Anziehungskraft auf die Kunden ausübe, könne man allein an dem Mokka ablesen. Für ihn liegen bereits europaweit mehr als 25.000 Bestellungen. „Dabei ist das Auto noch gar nicht auf dem Markt. Das beweist, dass Opel bei den Kunden ankommt.“ Darüber hinaus werden die Rüsselsheimer im kommenden Jahr den Kleinstwagen Adam herausbringen, der der Marke zusätzlichen Aufschwung bringen wird. Davon ist Rieck überzeugt.

Doch der Adam kommt erst im nächsten Jahr. Die Probleme von Opel liegen im Hier und Jetzt – und müssen nun angegangen werden. Dabei soll der neue Astra helfen, und hier insbesondere die Limousine, die zu einem Preis von 18.270 Euro auf den Markt kommt. Auf sie entfallen an den Verkäufen innerhalb der Astra-Baureihe in Deutschland zwar nur fünf Prozent, doch das Geschäft wird woanders gemacht: in Ost- und Zentraleuropa. Hier entscheiden sich 75 Prozent der Kunden für eine Limousine. Wie groß hier der Zuspruch ist, hat Opel gerade bei der Weltpremiere der Limousine in der Vorwoche in Moskau erfahren. Die positive Resonanz stimme zuversichtlich, dass die Limousine auch in anderen Ländern ankommen werde.

Hohes Wachstum in Russland

Der Kleinstwagen Opel Adam
Der Opel Adam Opel

Angesichts der vielen Negativschlagzeilen der zurückliegenden Monate kann Opel mit Blick auf Russland feststellen, dass die Marke mit dem Blitz hier doppelt so schnell wachse wie der Gesamtmarkt: Per Juli ist er um 14 Prozent gestiegen, Opel indes um 29 Prozent. Im laufenden Jahr werde Opel in Russland wohl mehr als 80.000 Fahrzeuge absetzen, eine eher noch verhaltene Prognose.

Mit dem Wachstum in Russland kann Opel zumindest ansatzweise den Einbruch in Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien ausgleichen. Bereits in der Vorwoche hatte Rieck eine Marktoffensive für Russland angekündigt. Dazu passt die Limousine bestens, denn dieses Fahrzeugsegment ist dort mit 60 Prozent an allen Verkäufen bei den Kunden besonders beliebt. Diese Nachfrage kann man nun mit der attraktiv designten Astra-Limousine bedienen.

Bei Opel verweist man kurz vor der Weltpremiere des Golf VII gern darauf, dass der gut ausgestattete Opel Astra Fun bereits ab 14.990 Euro zu haben ist. Der neue Golf, dessen exakter Preis noch nicht kommuniziert wurde, dürfte knapp unter 17.000 Euro kosten. 2000 Euro Unterschied, so es denn so viel ist, dürften den ein oder anderen Kunden nachdenklich machen. Vor allem dann, wenn er die beiden Autos vergleicht. Denn die Zeiten, in denen effiziente Motoren nur aus Wolfsburg kamen, sind längst zu Ende.

Astra mit 3,7 Liter Verbrauch

Der Opel Astra GTC
Der Opel Astra GTC Opel

Opel verweist bei der Vorstellung der neuen Astra-Generation dann auch gern darauf, dass der 1.7 CDTI es gerade einmal auf einen Verbrauch von 3,7 Liter bringt, was einem CO2-Ausstoß von 99 g/km entspricht. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte unlängst schon einmal wissen lassen, dass sie von der neuen Generation des VW Golf erwarte, dass sie nicht deutlich über der Marke von drei Litern liege, alles andere wäre eine Enttäuschung.

Bei Opel kann man sich mit Blick auf den Verbrauch seines Kompaktklassemodell entspannt zurücklehnen - hier ist man den Wolfsburgern voraus. Zudem verweist man darauf, dass die bislang nur im Mittelklassemodell Insignia erhältlichen Assistenzsysteme wie Spurwechsel-Assistent, Abstandswarner oder Totwinkel-Assistent nun auch in der neuen Astra-Generation zu haben sind. Doch darüber wird auch der Golf VII verfügen. Doch dafür wird er weder zum Start mit einem Hybridantrieb (den auch Opel nicht hat) geschweige denn als Erdgasvariante angeboten. Dass der VW Golf derzeit bei den Absatzzahlen per Juli in Deutschland mit über 147.000 Einheiten (inklusive Jetta) klar vor dem Astra mit über 43.000 Einheiten rangiert, hat man auch bei Opel zur Kenntnis genommen.

Doch die reinen Absatzzahlen sind das eine, Innovationen und Emotionen eines Autos das andere. Und hier brauchen sich die Rüsselsheimer längst nicht mehr hinter dem Konkurrenten aus Wolfsburg verstecken. Es ist nun an Rieck und seinem Team, die Kunden von den Stärken der Marke zu überzeugen. Fahrzeuge wie der neue Astra, der Mokka und ab dem nächsten Jahr der Adam dürften ihm diese Aufgabe zumindest etwas erleichtern.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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