Eigentlich war das Opel Performance Center ganz anders ausgerichtet. Doch mit dem ersten Serienmodell nahm der sportliche Zweig der Rüsselsheimer Fahrt auf.
Von Thomas Flehmer
Ein wenig half der Zufall mit. Denn eigentlich wurde das Opel Performance Center 1997 gegründet, um den europaweiten Motorsport der Marke aus Rüsselsheim zu organisieren. «Doch wir benötigten ein Homologationsauto für den Breitensport», sagt Volker Strycek, der seit 1998 die Geschäfte von OPC führt, im Gespräch mit der Autogazette.
Opel Astra G OPC gleich ein Verkaufsschlager
Dieses Homologationsauto - ein Astra G OPC mit 160 PS – entwickelte sich ein Jahr nach der Gründung der Performance Centers zu einem wahren Verkaufsschlager. «Die 3000 Einheiten waren innerhalb von rund vier Monaten ausverkauft. Und bereits vor der Einführung hatten wir den Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gefeiert», so Strycek weiter.
Der Verkaufserfolg blieb natürlich nicht ohne Folgen. Anstatt sich auf den reinen Motorsport zu konzentrieren, erkannten die Verantwortlichen die gegenseitige Befruchtung von Motorsport und dem ersten Roadcar. «Durch den erfolgreichen Start der OPC-Baureihen haben wir eine ganz andere Position im Unternehmen erhalten», sagt Strycek.
Durchbruch mit Opel Zafira OPC
Die zu Beginn begleitete Skepsis wich der Aufbruchsstimmung, die durch das ab 2001 gefertigte zweite Modell gesteigert wurde – vor allem, weil das Segment eigentlich gar nicht zum sportlichen Rahmen zu passen scheint. «Der Opel Zafira OPC brachte der Marke Opel wieder mehr Emotionalisierung», sagt Strycek noch heute sehr euphorisiert, «und das in einem Segment, das andere Hersteller gar nicht auf dem Radar hatten.»
192 PS hatte der sportliche Van unter der Motorhaube, 2002 spendierte OPC weitere acht Pferdestärken, das Nachfolgemodell Zafira B erhielt ab 2005 sogar 240 PS. Kein Wunder, dass dieser Leistungszuwachs eine Emotionalisierung nach sich zog. Und auch Vectra und Meriva wurden 2005 und 2006 in die OPC-Familie aufgenommen. 2007 zog der Corsa nach, der mit 23.000 verkauften Einheiten in den acht Jahren der Bestseller im OPC-Stall ist, 2009 vervollständigte der Insignia OPC das derzeit aktuelle Angebot mit Astra und Corsa.
CO2-Grenzen als Herausforderung
Dass neue Modelle folgen werden, liegt auf der Hand. Der Adam gehört nicht dazu – er erhielt eine spezielle S-Version mit 150 PS und auch der Karl wird nicht in den OPC-Himmel aufgenommen werden. «Wir haben da noch viele Ideen», sagt Strycek. Am wahrscheinlichsten wird zunächst der neue Astra, der im Herbst auf der IAA in Frankfurt seine Weltpremiere feiern wird, auch wieder eine OPC-Variante erhalten. Ein besonderes Modell wird aber bestimmt in zwei Jahren an den Start geschickt. Das Opel Performance Center feiert dann 20-jähriges Bestehen. Möglich, dass sich Strycek dann mit dem Jubiläums-Fahrzeug selbst beschenken wird – zum persönlichen 60. Geburtstag.
Eine Herausforderung für die neuen Modelle ist dabei vor allem das Thema CO2, «das wir nicht auslassen oder vom Tisch wischen dürfen», sagt Strycek. Bereits der neue Corsa OPC musste sich dem CO2-Diktat unterwerfen und konnte mit seinen 207 PS die bisherigen 210 PS der Nürburgring-Edition des Vorgängers übertreffen. Natürlich kann das Fahrzeug über Eingriffe am Fahrwerk noch agiler gestaltet werden. Der Automanager sieht das als «Pioniers- und Entwicklungsarbeit und natürlich als Motivation an.»
Begeisterung beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring
Dabei weiß der 57-Jährige gar nicht, ob die PS-Grenzen bereits erreicht sind. «Wenn man überlegt, dass der erste Corsa GSi von 1988 gerade mal gut 100 PS hatte und damals als Rakete bezeichnet wurde . . .», lässt Strycek das Ergebnis offen. Ein Grundsatz allerdings bleibt die Maxime bei OPC. «Ein OPC-Modell muss in allen Lebenslagen beherrschbar sein.» So soll der geneigte OPC-Fahrer die Kraft seines Boliden auch im Alltagsverkehr zwar spüren, aber auch die Leistung richtig umsetzen können.
Wobei die OPC-Anhänger selbst sehr nachsichtig sind. «Wir haben sehr treue Fans und Anhänger, die OPC auch die Treue hielten, als wir nicht im Motorsport vertreten waren», sagt Strycek. Nach dem Ausstieg beim Deutschen Touren Masters im Jahr 2005 betrat Opel erst vor zwei Jahren die Motorsport-Bühne mit dem Rundstrecken-Cup mit einem Astra OPC sowie dem Adam-Cup auf der Rallye-Piste.
Ob auch eine Rückkehr in die DTM möglich sei, lässt Strycek offen – auch wenn die Aussicht eher limitiert ist. Doch der DTM-Gesamtsieger von 1984 hängt natürlich noch mit Herz und Blut an der Serie. So freut er sich auch auf das kommende Wochenende, wenn auf dem Nürburgring die 24-Stunden stattfinden und der weiterhin aktive Rennfahrer, der im letzten Jahr mit seinem Team den Klassensieg errang, sich selbst wieder hinter das Steuer klemmt. «Gänsehaut» bekommt Strycek dann, nicht nur wegen des Pilotierens, sondern auch wegen der Begeisterung der Opel-Fans am Streckenrand, die die Emotionalisierung der Marke deutlich machen. «Das kann man nicht in Worte fassen, das muss man erlebt haben.»