«Wir werden dieses Jahr den Break-Even schaffen»

Opel-Vize Alain Visser

«Wir werden dieses Jahr den Break-Even schaffen»
Alain Visser wechselt von Opel zu Chevrolet. © Opel

Der Rüsselsheimer Autobauer Opel sieht sich auf einem guten Weg. Im Interview mit der Autogazette spricht Vize-Chef Alain Visser über Absatzziele, neue Modelle und den Run auf das Elektroauto Ampera.

Der Autobauer Opel zeigt sich überzeugt davon, in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben zu können. «Wir werden in diesem Jahr den Break-Even schaffen und wollen im Jahr 2012 wieder Gewinn schreiben. Wir sind nach den ersten zwei Monaten auf einem sehr guten Weg, dieses Ziel zu erreichen», sagte Opel-Vize Alain Visser im Interview mit der Autogazette.

Europaweit Absatz von 1,3 Millionen erwartet

Visser, der beim Autobauer den Vertrieb und das Marketing verantwortet, erwartet für Europa und Russland einen Gesamtmarkt, der zwischen neun und zehn Millionen Fahrzeugen liegt. «Mit Blick auf Opel rechnen wir mit einem Volumen von 1,3 Millionen», sagte Visser. Der Opel-Vize stellt nach den ersten beiden Monaten des Jahres einen Aufwärtstrend fest. «Entsprechend haben wir ein einfaches Ziel: Wir wollen jeden Monat besser abschneiden als im Vorjahr, das ist uns nach dem Januar auch im Februar gelungen. Das zeigt uns, dass unsere Autos gut ankommen und die Kunden wieder Vertrauen in die Marke Opel fassen. »

«Sind auf einem guten Weg»

Autogazette: Herr Visser, das Europageschäft von GM ist defizitär. Im Vorjahr gab es einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro, für den vor allem Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall verantwortlich sind. Glauben Sie trotzdem weiter daran, dass Opel bereits 2011 schwarze Zahlen schreiben wird?

Alain Visser: Ja, auf jeden Fall. Wir werden in diesem Jahr den Break-Even schaffen und wollen im Jahr 2012 wieder Gewinn schreiben. Wir sind nach den ersten zwei Monaten auf einem sehr guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Die 1,3 Milliarden Euro hören sich zwar dramatisch an, doch die Zahlen sind deutlich besser ausgefallen als unsere Planungen dies vorgesehen haben. Denken Sie bitte daran, dass wir nach wie vor auch hohe Restrukturierungskosten in unserer Bilanz haben.

Der Opel Zafira Tourer Concept wurde in Genf gezeigt Opel

Autogazette: Woher nehmen Sie die Hoffnung, dass sich der Absatz nach den ersten beiden Monaten weiter positiv entwickeln wird?

Visser: Der Trend beim Marktanteil ist ausgesprochen positiv. Entsprechend haben wir ein einfaches Ziel: Wir wollen jeden Monat besser abschneiden als im Vorjahr, das ist uns nach dem Januar auch im Februar gelungen. Das zeigt uns, dass unsere Autos gut ankommen und die Kunden wieder Vertrauen in die Marke Opel fassen.

«Rechnen mit 1,3 Millionen »

Autogazette: 2010 konnte Opel/Vauxhall europaweit 1,23 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Mit welcher Absatzerwartung gehen Sie in dieses Jahr?

Visser: Wir gehen von einem Gesamtmarkt aus, der in Europa und in Russland zwischen neun und zehn Millionen Fahrzeugen liegt. Mit Blick auf Opel rechnen wir mit einem Volumen von 1,3 Millionen.

Autogazette: In Deutschland konnten Sie im Vorjahr etwas mehr als 233.000 Autos verkaufen. Wo wollen Sie angesichts der anziehenden Konjunktur und Ihrer Produktneuheiten in diesem Jahr landen?

Visser: Auch hier sind wir optimistisch. Wir liegen auch auf dem deutschen Markt nach den ersten beiden Monaten beim Absatz über dem Vorjahr. Wir haben die Neuauflage des Corsa und des Antara am Start. Danach kommt der GTC und Anfang des kommenden Jahres der neue Zafira Tourer. Ganz wichtig für unsere Marke ist der Ampera, mit dem wir europäischer Vorreiter in Sachen Elektromobilität sein werden

Der neue Opel Antara Opel

Autogazette: Wie viele Autos wollen Sie in Deutschland denn nun genau absetzen?

Visser: Eine genaue Zahl werden Sie von mir nicht erfahren, doch Sie können davon ausgehen, dass wir mehr als die 230.000 Autos des Jahres 2010 verkaufen werden.

Autogazette: Seit Jahren sprechen Sie davon, dass Opel eine 10-Prozent-Marke sei. Wann werden Sie diese Marke nach den acht Prozent im Vorjahr endlich erreichen?

Visser: Diesen Marktanteil werden wir weder in 2011 noch in 2012 sehen, es bleibt ein langfristiges Ziel. Doch in diesem Jahr wollen wir auf jeden Fall unseren Marktanteil des Vorjahres übertreffen.

«Müssen in China realistisch bleiben »

Der Opel Corsa Opel

Autogazette: Opel darf endlich auch Autos in China verkaufen. Mit welchem Absatzzielen operieren Sie kurz- und mittelfristig?

Visser: Wir müssen realistisch bleiben: China ist für uns ein wichtiger Markt, ohne Frage. Doch wir verkaufen dort vor allem als GM mit den Marken Buick und Chevrolet viele Autos. Mit Blick auf Opel sprechen wir zur Startphase zunächst von einigen tausend Fahrzeugen.

Autogazette: Für Ihr Ende des Jahres auf den Markt kommendes Elektroauto Opel Ampera liegen Ihnen trotz des Preises von 42.900 Euro bereits mehr als 3000 Vorbestellungen vor. Hat das Ihre Erwartungen übertroffen?

Visser: Es sind mittlerweile bereits 3300 Kunden, die ohne das Auto jemals zuvor gefahren zu haben, 150 Euro für die Reservierung bezahlt haben. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass uns für den Ampera zum Genfer Autosalon 1000 Vorbestellungen vorliegen würden, hätte ich mich sehr gefreut.

Autogazette: Die Reservierungen für den Ampera kommen primär von Firmenkunden und Kommunen. Wird das auch in der Startphase so bleiben?

Visser: Ja, ich denke, dass in den ersten zwei Jahren nach dem Marktstart 75 Prozent der Kunden Flotten- und Behördenkunden sein werden. Wenn ich mir die Reservierungen anschaue, gibt das diese Einschätzung wider.

«Opel war immer über Chevrolet gepreist »

Das Elektroauto Opel Ampera Opel

Autogazette: Der baugleiche Chevrolet Volt kostet 41.950 Euro. Müssen Sie nicht damit rechnen, dass die Kunden sich eher für den Volt entscheiden?

Visser: Nein, überhaupt nicht. Opel war immer knapp über Chevrolet gepreist. Zudem gibt es bei diesem Auto auch Unterscheidungen wie beispielsweise unsere lebenslange Garantie, die einen Preisunterschied rechtfertigen.

Autogazette: Deutschland lehnt nach wie vor Kaufanreize für Elektroautos ab. Führt dies nicht dazu, dass sich deutsche Käufer mit der Anschaffung eines teuren Elektroautos zurückhalten?

Visser: Das mag sein. Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn die deutsche Regierung, wie andere europäische Länder, derartige umweltfreundliche Technologien unterstützen würde.

Autogazette: Ist das Ziel der Bundesregierung illusorisch, bis 2020 eine Million Elektroautos auf den deutschen Straßen sehen zu wollen?

Visser: Wer so etwas wünscht, der muss auch etwas dafür tun. Ohne Unterstützung erscheint mir diese Zahl nur schwerlich erreichbar. Wir gehen aber davon aus, dass dieses Thema weiter diskutiert wird und die Regierung doch noch zu einer positiven Entscheidung kommt.

Autogazette: Zunächst wird der Ampera in den USA produziert. Denken Sie darüber nach, ihn auch in Deutschland fertigen zu lassen?

Visser: Hierzu gibt es noch keine konkreten Pläne.

«Cabrio ein wichtiges Nischenprodukt »

Der Opel Meriva Opel

Autogazette: Sie haben gerade angekündigt, wieder ein Cabrio vom Astra anzubieten. Mit Blick auf den Absatz wird das die Marke aber nicht nach vorn bringen...

Visser: Ein Cabrio gehört für uns ganz einfach dazu - und zwar nicht in erster Linie wegen der Stückzahlen, sondern weil es ein wichtiges Nischenprodukt ist. Es wird ein tolles Auto, von dem die Marke stark profitieren wird.

Autogazette: Nach dem Einstieg von Volkswagen bei Suzuki werden Sie die nächste Generation des Kleinwagens Agila wieder selbst bauen. Wann wird das Auto auf den Markt kommen, ab Ende 2012?

Visser: Ja, wir werden den Agila wieder selbst bauen, doch wann er kommt, steht noch nicht fest.

Autogazette: Und wann kommt der Junior? Bleibt es bei 2013?

Visser: Ja, wahrscheinlich zu Jahresbeginn. Der Agila-Nachfolger folgt auf jedem Fall später.

Autogazette: Sind der neue Agila und der Junior die Autos, von denen Sie mit Blick auf den Absatz die größten Hoffnungen machen?

Visser: Ja, von diesen Modellen versprechen wir uns eine Menge. Wenn ich sehe, dass Fiat 180.000 Einheiten des 500er verkauft und über 250.000 Panda, dann sprechen die Zahlen für sich.

Autogazette: Sie haben einen kleinen Bruder des Antara angekündigt. Wann wird er kommen?

Visser: Wir planen einen SUV unterhalb des Antara. Wann genau wir ihn auf den Markt bringen werden, kann ich Ihnen noch nicht verraten.

Das Interview mit Alain Visser führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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