Für die TÜV-Prüfer sind Oldtimerveranstaltungen zumeist ein Hochgenuss. Am Rande des Klassik-Events prüfen die Techniker die Fahrzeuge – und können große Unterschiede zum sonstigen Alltag feststellen.
Von Benjamin Palm
Sommerzeit ist Oldtimerzeit: Wenn die Sonne vom Himmel lacht, führen die stolzen Besitzer ihre automobilen Klassiker aus. Auf zahlreichen Oldtimerveranstaltungen wie den "Schloss Dyck Classic Days" an dem gleichnamigen Wasserschloss im niederrheinischen Jüchen oder dem AvD Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring präsentieren sie ihre rollenden Schmuckstücke.
Sicherheitscheck vor dem Start
Berührungsängste dürfen die Freunde gelebter Automobilgeschichte nicht haben. Der blitzende Chrom und die auf Hochglanz polierten Boliden ziehen stets mehrere Tausend Besucher an. Benzin liegt in der Luft, Motorenklänge schallen lautstark über die Straßen und Felder. Und auf dem Weg zu Gleichmäßigkeitsprüfungen oder Beschleunigungsrennen rauschen die Oldtimer unterschiedlichster Epochen an den staunenden Besuchern vorbei.
Damit es nicht zu gefährlichen Zwischenfällen kommt, steht für die Autoklassiker vor dem Start stets ein Sicherheitscheck an. Die Sachverständigen von Prüforganisationen werfen einen Blick auf Technik und Mechanik. Überprüft werden unter anderem Lenkung, Räder, Reifen und Beleuchtung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt naturgemäß auf den Bremsen: Nur wenn die Klassiker ordnungsgemäß verzögern, gibt es das "Go" für die Fahrt an den Menschenmassen vorbei. "Bei diesen Fahrzeugen finden wir jedoch wegen des exzellenten Pflege- und Wartungszustandes nur selten Auffälligkeiten", verrät Wolfgang Hörnes, Regionalleiter beim TÜV Rheinland. Die Mängelquote sei verschwindend gering. Er muss es wissen: Der Prüfveteran zeichnet jedes Jahr für die Sichtprüfung bei den Classic Days verantwortlich, wo es mittlerweile über 3000 Fahrzeuge zu sehen gibt.
Oldtimer nicht gleich Oldtimer
Ganz freimachen von Ölverlusten an Motoren und Getriebe oder tropfendem Kühlwasser können sich die alten Schätzchen trotzdem nicht. Wenn sie nicht gerade unterwegs sind, wird unter die Oldtimer deshalb eine sogenannte "Tropfpappe" gelegt. Die saugfähigen Unterlagen sollen verhindern, dass Schadstoffe aus dem Fahrzeug in das Grundwasser eindringen.
Doch wie wird eigentlich ein Auto zum Oldtimer? Wer jetzt nur an das entsprechende Alter denkt, täuscht sich. Das Alter allein reicht nämlich nicht aus. Der TÜV und die anderen Prüforganisationen informieren bei den Oldie-Veranstaltungen deshalb auch über die Besonderheiten für die automobilen Klassiker. Die Fachleute kennen beispielsweise die genauen Vergabekriterien für die begehrten H-Nummernschilder. Die gibt es nämlich nur für "kraftfahrtechnisches Kulturgut" in "erhaltungswürdigem Zustand". Die alten Schätzchen müssen sich also weitgehend im Originalzustand befinden oder fachmännisch restauriert worden sein, Rostnester sind tabu.
Sachverständige vor Ort
Wer nun feststellt, dass er selbst einen Oldtimer besitzt, kann sich Rat bei den Sachverständigen einholen. Sie vermitteln Kontakte zu Karosserie-, Lack- oder Lederspezialisten zur fachgerechten Restauration der Klassiker. Sie helfen auch bei der Beschaffung neuer Papiere für sogenannte Scheunenfunde, also Autos ohne vorhandene Fahrzeugunterlagen wie eine Betriebserlaubnis. Da lohnt sich ein Besuch von Oldtimerveranstaltungen gleich mehrfach. (mid)