Stochern im Nebel

37. Oldtimer Grand-Prix Nürburgring

So schlecht hatte es der Nürburgring selten mit seinen Oldtimerfans gemeint. Aufgrund des starken Nebels konnten die motorsportbegeisterten Besucher viele Rennen nur mit den Ohren verfolgen.

Von Stefan Grundhoff

Klaus Meiners ist sauer: «So ein Mistwetter hatten wir vor zwei Jahren schon einmal», erzählt die rheinische Frohnatur als er sich aus seinem Verkaufsstand im Fahrerlager beugt, «aber da hatten wir es nur am Freitag. Von den Rennen ist heute nichts zu sehen.» Die Vorzeichen für eine grandiose 37. Auflage des Oldtimer Grand-Prix hätten besser kaum sein können. Fast eine Woche lang tolles Wetter in der Eifel. Das gibt es selbst im Hochsommer nicht alle Jahre. Hatten die Piloten des Landstreckenpokals am Freitagnachmittag in den Cockpits ihrer betagten Renner noch mit brütender Hitze zu kämpfen, glotzen die Oldtimerfans am Samstag in eine düstere Suppe. Trainings fielen aus und erst am Nachmittag gingen einige Showrennen über die Start- und Zielgerade. Über den Eifelkurs hatte sich in der Nacht von Freitag auf Samstag eine gigantische Nebelwolke gelegt. An Rennen war nicht zu denken. Erst am späten Samstagnachmittag und am Sonntag konnten viele Rennklassen unter den Augen der nicht mehr ganz so zahlreichen Zuschauer um Sieg und Plätze kämpfen.

Viele blieben daheim

Besonders bitter war es für die Zuschauer am Samstag, dem Hauptveranstaltungstag. Viele der erwarteten 65.000 Besucher blieben wegen den Wetterwirren gleich zu Hause; andere konnten ihre traditionsbeladenen Lieblinge nur im Fahrerlager bestaunen. «So wenig war hier lange nicht los», erzählt Meiners, der Verkäufer von Rennsportzubehör aller Art, «kein Wunder. Ich würde auch lieber ins Bett.» Doch einige konnten dem schlechten Wetter am Samstag durchaus etwas Gutes abgewinnen. «Tut uns leid, dass wir aus England das schlechte Wetter mit zum Nürburgring gebracht haben», läutet der Versteigerer vom Auktionshaus Coys die erste Bieterrunde im großen Zelt ein, «aber bei dem schlechten Wetter haben sie wenigstens nichts anderes zu tun, als zu uns zu kommen.»

Das britische Auktionshaus Coys veranstaltete beim Oldtimer Grand-Prix eine Versteigerung von exklusiven Fahrzeugen und Autodevotionalien. Von der Maserati-Pressemappe über Verkaufskataloge von alten Porsche-Modellen bis hin zu einem Rolls Royce Corniche wurden Gegenstände aller Preisklassen angeboten. Ging ein MG B GT V8 aus dem Jahre 1973 mit der Losnummer 201 noch für glatte 9000 Euro über den Tisch, so tat sich der historisch-grüne Mini Cooper von 1967 besonders schwer. Für 6750 Euro verblieb er beim Auktionshaus. Mit mehr Spannung wurde die Versteigerung eines Scheunenfundes erwartet. Der Jaguar E-Type 3.8 stammt aus dem Jahre 1963 und präsentierte sich im unrestaurierten Originalzustand. «Der Besitzer war bei der US-Army und musste nach Vietnam. Seit 1965 war das Sportcabriolet eingelagert und wurde nie wieder bewegt», erzählt der britische Auktionator der kaufhungrigen Kundschaft. Doch das nass-graue Eifelwetter drückt scheinbar auch im Coys-Zelt auf die Stimmung. Nach zähem Start geht der alte E-Type für 50.000 Euro an einen Telefonbieter aus Monaco.

900 Fahrer am Start

Versteigerung im Zelt Foto: press-inform

Der Oldtimer Grand-Prix auf dem Nürburgring gilt weltweit als eine der größten Motorsportveranstaltungen ihrer Art. Diesmal gab es in der Eifel mehrere Jubiläen. Mini feiert 50. Geburtstag und auch Jaguars Luxuslimousine MK kann auf ein halbes Jahrhundert automobiler Historie zurückblicken. Doch nicht nur die Zuschauer schauten in die graue Brühe. Auch die Begeisterung der Fahrer hielt sich im Rahmen. «Wir fahren ja nicht nur um den Sieg, sondern auch für die Zuschauer. Und viele kommen jedes Jahr», so Rennfahrer Tony Baley aus der Nähe von Birmingham.

Knapp 600 Fahrzeuge und mehr als 900 Fahrer aus der ganzen Welt hatten sich angemeldet - Freude machte es zumindest am Samstag nur wenigen. Ärgerlich, weil Teilnehmer nicht nur aus Zentraleuropa, sondern auch aus den USA, Kanada, Australien und Neuseeland zum 37. Oldtimer Grand Prix angereist waren. Eines der Highlights, das Revival-Rennen um die Deutsche Rennsportmeisterschaft zwischen 1972 und 1981 fand schließlich doch noch statt. «Wir müssen dem lieben Gott danken, dass wir hier heute noch dieses Rennen fahren konnten», betonte Sieger Daniel Schrey, «wir haben die Zuschauer für die lange Wartezeit entschädigt».

Leere Zuschauerränge

Die Schönheiten waren zumeist nur im Fahrerlager zu sehen Foto: press-inform

Tomas Gustavsson in seinem dunkelblauen Ford Mustang mit der Startnummer 95 sitzt derweil mit einem Lächeln vor seinem Zelt. Auf der Motorhaube des Renn-Mustang aus dem Jahre 1965 stehen Pokal und Sektflasche. Er hat das erste Rennen der Tourenwagenklasse bis 1965 gewonnen. Die meisten Zuschauer haben den Sieg von Gustavsson nicht verfolgen können. Die Zuschauerränge blieben infolge des Nebels leer und die meisten Fans durchstöberten Boxengasse, Fahrerlager und die zahlreichen Fantreffs auf dem Ringgelände. Wo bekommt man schon einmal einen echten Exoten-Sportwagen wie den Isdera zu sehen? Weitere Schmuckstücke gab es bei den jährlichen Szenetreffs von Porsche, Maserati, Ferrari, Mercedes und Alfa-Romeo zu bestaunen. Und so nah wie beim Oldtimer Grand-Prix bekommt man die automobilen Preziosen selten zu Gesicht.

Weil alten Formel-1-Boliden aus den 70er Jahren diesmal fehlten, waren die Rennen der Gruppe-C-Fahrzeuge diesmal eines der Höhepunkte. Fahrzeuge wie der Sauber Mercedes C9, der legendäre Porsche 962, der March 85G oder ein Jaguar XJR haben nichts an Reiz und Geschwindigkeit verloren. Schließlich können diese es in Sachen Leistung und Geschwindigkeiten leicht mit den aktuellen Formel-1-Rennern aufnehmen. Lauter können es nur die Renner aus dem Orwell Supersportscup, in der die großvolumigen offenen Sportwagen aus der ehemaligen CanAm-Serie um den Sieg kämpften.

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